12.01.2017, 11:24
(11.01.2017, 20:05)leopold schrieb: Na, wenn sogar Trump sagt, dass Russland hinter den Hackerangriffen steckt, muss es ja wohl stimmen.... :D
Hackerangriff oder investigativer Journalismus?
Zitat:Wissen Sie eigentlich, um was es bei den angeblichen russischen Hackerangriffen, die seit Wochen dies- und jenseits des Atlantiks die Schlagzeilen beherrschen, genau geht? Geht es wirklich um manipulierte Wahlen? Um Fake-News? Nein. Es geht darum, dass Interna der Demokratischen Partei über Wikileaks an die Öffentlichkeit kamen. Die Authentizität dieser Interna ist dabei unstrittig. Wären die Interna nicht von Wikileaks, sondern beispielsweise von der Washington Post veröffentlicht worden, würde man die ganze Sache wohl eher als Glanztat des investigativen Journalismus bezeichnen (...)Schönes finales Abwatschen dieser antirussischen Propagandakampagne.
In ihrem schönen Artikel „Die Geheimdienste munkeln “ geht CCC-Sprecherin Constanze Kurz in der FAZ eher am Rande auf einen Aspekt der Debatte rund um die angeblichen Manipulationen der US-Präsidentschaftswahlen durch russische Hacker ein, der von fast allen anderen Autoren und Politikern geflissentlich ignoriert wird:
Zitat:„Ob allerdings für das mangelnde Vertrauen in demokratische Prozesse die angeblichen russischen Hacker verantwortlich zu machen wären, ist fraglich. Denn immerhin hat kein böswilliger Russe die Inhalte der geleakten E-Mails der Demokraten-Polit-Manager geschrieben – das waren sie schon selbst.“
Constanze Kurz in der FAZ
(...)
Genau das ist jedoch der Kern der aktuell hysterisch geführten Debatte über die vermeintlichen russischen Hacker. Die „schlechten Nachrichten“, das waren interne Notizen und Mails von leitenden Wahlkampfmanagern der Clinton-Kampagne und der Dachorganisation der Demokratischen Partei. In diesen Mails machte man sich beispielsweise über Clintons Konkurrenten Bernie Sanders und dessen Anhänger lustig und erwähnte relativ freimütig die hervorragenden Verbindungen der Clinton-Kampagne zu den klassischen Medien. Für kritische Beobachter war all dies nicht wirklich neu und überraschend, den Rest der Wählerschaft und erst recht der Medien hat das Ganze gar nicht interessiert – Hillary Clinton war schließlich „die Gute“ und dieses Image sollte erhalten bleiben. Ob die Leaks, über die wir heute debattieren, überhaupt einen nennenswerten Einfluss auf die Wahlen hatten, kann daher durchaus bezweifelt werden.
Aber um beim Kern zu bleiben: Wenn hierzulande von „Manipulationen der Wahlen “ oder gar „gehackten Wahlen “ gesprochen wird, so ist dies falsch und grob manipulativ. Die Überschriften und Kommentare deutscher Medien suggerieren, dass es bei der US-Debatte tatsächlich darum geht, dass womöglich russische Geheimdienste über Hacker direkt die Wahlergebnisse verfälscht hätten. (...)
Die Taktik geht auf. In der gesamten Debatte geht es nur noch darum, wer die Interna der Demokratischen Partei veröffentlicht hat. Um den Inhalt dieser Interna geht es längst nicht mehr und die offensichtlichen Gründe, warum Hillary Clinton weder die Herzen noch die Köpfe ihrer Wähler erreichen konnte, spielen auch längst keine Rolle mehr. Trump ist nun der Präsident von Putins Gnaden … zumindest in den Verschwörungstheorien der etablierten Medien dies- und jenseits des Atlantiks. Willkommen in der Parallelwelt!