01.12.2016, 20:23
(01.12.2016, 16:02)Serge schrieb: Ich weiß jetzt nicht so recht, ob das jetzt möglicherweise ein Einwand gegen meine Ausführungen zum Populismus der Mitte ist oder ob ich das falsch verstanden habe.
Mir kam es vor allem darauf an, den inflationären Gebrauch des Schimpfwortes "Populismus", der offiziell nur für links und rechts gebraucht wird, zu brandmarken und gleichzeitig auch auf die Mitte zu erweitern. Ich finden nämlich schon, dass für die beiden angeführten Beispiele des Populismus der Mitte diese Definitionen
>>eine Politik, die mit scheinbar einfachen Lösungen die Gunst der Bevölkerung zu gewinnen versucht.<< oder auch
>>bezeichnet eine Politik, die sich volksnah gibt, die Emotionen, Vorurteile und Ängste der Bevölkerung für eigene Zwecke nutzt und vermeintlich einfache und klare Lösungen für politische Probleme anbietet.<<
zutreffen.
Ist 'Wir schaffen das ' populistisch? Doch eher nicht, weil es dem Volk eben genau nicht nach dem Mund redet sondern es zu besänftigen trachtet. Ich kann das mit der zweiten Definition auf keinen Fall in Verbindung bringen und mit der ersten auch nur insoweit als sie abwiegelnd ist. Sie ist nicht unbedingt ehrlich, vor allem weil darauf nichts folgte, keine Erklärung und - noch schlimmer - keine entsprechende Politik, populistisch ist aber von vornherein so zu tun als sei die Ankunft der Flüchtenden der hiesige Weltuntergang, so zu tun als würde Deutschland übermorgen muslimisch geprägt sein, überfremdet vom Islam unterjocht.
Das war es, was ich zum Ausdruck bringen wollte. Und neue Parteien pflegen in der Regel eher nicht unpopulistisch zu sein - sprich sie schielen nach schnell zu erreichender Zustimmung. Die ist selten bei diffizilen komplexen Themen zu erreichen, sondern mit einfachen Parolen.
Lucke ist das beste Beispiel dafür. Ich habe ihn selbst nie für rechtsradikal gehalten. Aber er hat es in Kauf genommen, dass seine Partei auch diese Leute anzog, sich vereinnahmen ließ, nur des Wachstums des Erfolgs willen. Und glaubte dabei immer, mit seinem Eurothema könne er die Wähler hinterm Ofen vorlocken. Dann hat man ihn in seinem eigenem Laden entmachtet und nun sieht er wieviel Zuspruch er mit seinem ureignen Thema erhält. Quasi keinen. Und so wird es anderen Abspaltungen eher auch ergehen und deshalb kann man auf weitere Dumpfbackenparteien m.E. verzichten.