Zitat:Beim Abtransport seien sechs Übersee-Container gefüllt worden, zählte die Vorsitzende Richterin der 13. Kammer, Ulrike Zeitler, auf. Dabei waren 4192 Kilo sehr giftiger Substanzen, 11.272 Kilo wurden zusätzlich eingestuft als "brandfördernd oder explosionsgefährlich". Zu diesen Stoffen gehörten 170 Kilo Zyankali, mit dem rein rechnerisch 1,2 Millionen Menschen vergiftet werden könnten. Nach der Anzeige durch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), bei dem der 44 Jahre alte Laborant beschäftigt war, stießen die Experten auch auf 250 Liter hochgiftige Flusssäure, ebenso auf je 500 Liter krebserregende Salpeter- und stark ätzende Schwefelsäure.
Die Richterin zitierte auch aus den 3300 Seiten der Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Demnach waren einige Behälter undicht, aus Fässern habe es "geraucht".
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung
Wow.
Zyankali bzw. Blausäure ist ja bekannt. Weniger bekannt ist die Flusssäure, das ist Fluorwasserstoff (HF) in Wasser gelöst. Damit kann man z.B. matte Displays für den Computer herstellen. Das Glas wird dazu nämlich nicht geschliffen, sondern man ätzt es matt. (Und weil es dabei Ausschuss gibt, sind matte Displays i.d.R. teurer als glänzende. Im Forum lesen bildet.)
Das Heimtückische an der Flusssäure ist, dass sie nicht nur eine extrem starke Säure, sondern außerdem ein Kontaktgift ist. Körperkontakt reicht also, und sie dringt durch die Haut ein. Das sieht man nicht gleich, denn die Haut erscheint danach erst einmal unverletzt. Und es ist zunächst völlig schmerzlos, sogar ein paar Stunden lang. Es gibt Berichte von Arbeitern, denen versehentlich Flussäure in die Stiefel gelaufen ist. Und als sie die Stiefel abends ausgezogen haben, waren von den Füßen nur noch die Knochen übrig. Gespürt hatten sie bis dahin aber wenig bis gar nichts. Wenn der Schmerz dann irgendwann einsetzt, ist er so stark, dass er auch mit Opiaten wie Morphium nicht wirksam behandelt werden kann. Der Patient ist dann aber sowieso schon so gut wie tot.
Ein extrem fieses Zeug.
Das ist übrigens wirklich erstaunlich, wie schmerzlos eine Säure einen verletzen kann. Mir ist mal 75-%ige Ameisensäure auf die Hand getropft. Nur ein Tropfen, der dann runtergelaufen ist. Ich habe davon nicht das Geringste gespürt und es erst viel später bemerkt. Auf einmal sah ich, dass eine Art schmaler Streifen auf meiner Hand weißlich verfärbt war. Das war die Spur dieses Tropfens, der mir über die Hand gelaufen war. Und das Weißliche stellte sich dann als tote Haut raus, die ich problemlos abziehen konnte, die ging quasi von selber weg. Aber darunter kam das rohe Fleisch zum Vorschein; das war keine oberflächliche Verletzung. Vor Säuren habe ich seitdem ziemlichen Respekt. Was übrigens auch beweist, dass es nicht die Ameisensäure ist, die einen juckt, wenn man Kuhsee liegt und die Ameisen pinkeln einen an. Dann müsste man ja bei 75-%iger Konzentration auf jeden Fall etwas spüren. Die Ameisen mischen da noch was anderes rein, und das ist das, was juckt. Das ist aber in der Ameisensäure aus dem Chemikalienhandel nicht drin.