(04.10.2017, 17:36)leopold schrieb: Genauso ist es. Die Separatisten glauben, sie könnten sich mit den Rosinen davonmachen und für Verteidigung, Regelung der Handelsbeziehungen usw. sorgt dann die EU. So wird das aber nicht laufen.
Glauben Sie, dass die Separatisten wirklich so naiv
und zugleich so egoistisch sind?
Es muss schon noch etwas mehr sein, als Sie unterstellen (siehe unten).
Eigentlich lehrt doch die Geschichte Europas - und da zähle ich jetzt auch Russland dazu - etwas anderes.
Die Zeit der großen Staatengebilde ist eigentlich vorbei.
Die großen Vielvölkerstaaten wie die K.u.K.-Monarchie, das Deutsche Reich (mit polnischer Bevölkerung und in Besitz genommenen polnischen Territorium), die Sowjetunion, Jugoslawien sind zerfallen. Die Tendenz geht zum Regionalismus. Das haben selbst die Franzosen schon den 70-er Jahren kapiert und eine Regionalisierung ihres nur scheinbar einheitlichen und stabilen Staates eingeleitet: mehr eigene Verwaltungsbefugnis und politische Selbständigkeit für die Regionen usw.
Dort gab und gibt es nämlich auch Regionen, die sich vom zentralistischen Staat unterdrückt fühlten, wie z.B. die Bretagne (mit eigener Sprache), die Katalanen im SW, die Basken, die Korsen und die Bewohner des Südens, die okzitanisch sprechen. Das hat eigentlich ganz gut geklappt.
Größere Staatenbünde wie die EU können können daher nur erfolgreich sein, wenn sie den Mitgliedsländern möglichst viel Autonomie einräumen, und zwar in politischer, kultureller, finanzieller Hinsicht.
Das gilt auch für die einzelnen Länder und deren Regionen mit eigener Sprache und ausgeprägter Kultur.
Zur speziellen Situation in Katalonien kurz die Vorgeschichte aus Wiki:
Zitat:Die politischen Institutionen Kataloniens beruhten bis 2006 auf einem Autonomiestatut von 1979. Am 30. September 2005 wurde vom katalanischen Parlament der „Entwurf eines neuen Autonomiestatuts für Katalonien“ beschlossen, nach dem Verhandlungsort auch „Statut von Miravet “ genannt.
Am 2. November 2005 wurde das Statut von Miravet dem Kongress vorgelegt und von drei Sprechern des katalanischen Parlaments erläutert. Die Sprecher der katalanischen Parteien CiU , PSC und ERC begründeten die Notwendigkeit einer Reform des bestehenden Statuts von 1979 damit, dass es damals in einem Kongress mit zahlreichen Politikern des ehemaligen Franco-Regimes behandelt worden sei. Es müssten die Veränderungen seit dem Eintritt Spaniens in die Europäische Union vor 26 Jahren berücksichtigt werden, sowie die Tatsache, dass Katalonien eine Nation sei.
Nach langen und emotionalen Verhandlungen der im Kongress vertretenen Parteien wurden rund die Hälfte der Artikel im Statut-Entwurf verändert. Am 10. Mai 2006 stimmte das Spanische Parlament dem Statut schließlich mit den Stimmen von PSOE , CiU und IU zu. ERC , EA und PAR enthielten sich, und PP stimmte dagegen.
In einem abschließenden Referendum am 18. Juni 2006 sprachen sich 73,9 % der Katalanen für das neue Statut aus. Eine große Enttäuschung bildete jedoch die geringe Wahlbeteiligung von etwa 49 % der Wahlberechtigten.
Nachdem König Juan Carlos I. das Statut am 19. Juli 2006 unterzeichnet hatte, trat es am 9. August 2006 in Kraft.
Am 31. Juli 2006 reichte die PP (Partido Popular) eine Normenkontrollklage beim Verfassungsgericht (Tribunal Constitucional) ein, mit der sie 114 der insgesamt 223 Artikel des Autonomiestatuts als verfassungswidrig angriff. Nach fast vierjähriger Beratung verkündete das Gericht am 28. Juni 2010 sein Urteil.[1] Danach sind 14 Artikel insgesamt oder teilweise verfassungswidrig. Für 27 weitere Bestimmungen bestimmte es, dass und wie sie nach den näheren Ausführungen in den Urteilsgründen verfassungskonform auszulegen sind. Hinsichtlich der heftig umstrittenen Bezeichnung Kataloniens als „Nation“ in der Präambel des Autonomiestatuts urteilte es, dass diese keinerlei juristische Wirkung bei der Auslegung anderer Normen entfaltet (insbesondere daraus nichts hergeleitet werden kann, woraus sich eine Sonderstellung Kataloniens im Vergleich zu anderen Autonomen Gemeinschaften ergeben könnte, die sich nicht als "Nation" definieren). Im Übrigen wurde die Klage abgewiesen.
Das Urteil des Verfassungsgerichts rief große Empörung bei der Bevölkerung und den verschiedenen Institutionen von Katalonien hervor. Auf Initiative des Kulturvereins Òmnium Cultural riefen daraufhin über 200 Gruppen und Institutionen unter dem Schlagwort Som una nació. Nosaltres decidim! (‚Wir sind eine Nation. Wir entscheiden!‘) zu einer Kundgebung am 10. Juli 2010 in Barcelona auf, zu der über eine Million Bürger auf die Straße gingen.
Vielleicht versteht man dann besser, was sich da unten abspielt.