13.09.2017, 23:28
(13.09.2017, 22:59)Martin schrieb: Das erdoganeske Vorgehen der spanischen Regierung zeigt, dass man im Zweifelsfall auch innerhalb der EU politisch motivierte Massenverhaftungen von Amtsträgern möglich sind. Auch seltsam: Bei den Schotten schreibt man von "Unabhängigkeit", bei den Katalanen heißt das Kind "Abspaltung". Aber vielleicht sind die Katalanen einfach nicht EU-freundlich genug?
Martin
Doch, Martin, die Katalanen sind durchaus EU-freundlich. Nur hinkt Ihr Vergleich mit Schottland in mehrerlei Hinsicht. Das beginnt schon damit, dass das ursprüngliche Katalonien ja weit in heutiges französisches Territorium reichte. Im Laufe der Jahrhunderte hat es immer wieder Versuche zur Unabhängigkeit gegeben, welche alle gescheitert sind. Seit 1936 ist Katalonien eine der insgesamt 17 autonomen Regionen Spaniens und zählt zu den nacionalidades históricas, den historischen autonomen Regionen. In etwa vergleichbar mit Bayern vom Status her gesehen, und unsere Bundesregierung würde wohl ebenfalls kaum ein Referendum zulassen, welche die Abspaltung Bayerns von der BRD zum Inhalt hat.
In Schottland ist wiederum die Politik Londons eine der Hauptgründe, weshalb sich Schottland aus Great Britain verabschieden will. Der Brexit hat diesem Ansinnen nochmal Schwung gegeben, weil die Schotten mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt haben. Schottland weiß sehr wohl um die Vorteile einer Zugehörigkeit zur EU, deshalb ist man bereits jetzt auf der Suche nach Übergangslösungen bis zu einem entsprechenden Votum zur Unabhängigkeit.
Ich kann durchaus sowohl Katalanen wie Schotten und ihre Beweggründe verstehen. Trotzdem halte ich es nicht für zielführend, wenn sich Europa in immer mehr Kleinstaaten zersplittert. Die USA machen es doch eigentlich vor, dass man durchaus mit einer weitgehenden Autonomie als Staat in einem Staatenbund mit einer Zentralregierung leben kann. Wie oft passt Europa gleich wieder flächenmäßig in die USA?