(20.10.2016, 17:18)_solon_ schrieb: OK - auch das ist für mich ein Eingriff in den freien Wettbewerb.
Aber sehr sinnvoll, wenn man auch künftig noch Buchhandlungen in Kleinstädten haben will und nicht alles bei Amazon bestellen.
Es gibt durchaus sinnvolle Beschränkungen des freien Marktes. Die Mietpreisbremse ist keine, weil der Staat das Dilemma selbst verschuldet hat. Die Buchpreisbindung ist eine, weil sie ein Oligopol oder sogar Monopol auf dem Buchmarkt effektiv verhindert.
Sie ermöglicht es den Verlagen außerdem, Bücher auf den Markt zu bringen, die sich andernfalls nicht rechnen würden. Der Bestseller finanziert den unbekannten Autor quer. Eine Aufhebung der Buchpreisbindung würde bedeuten, dass Verlage nur noch Bücher verlegen würden, die ziemlich sicher ein Bestseller werden. So ähnlich, wie wenn du vor dem Cinemaxx stehst. Da laufen jederzeit 8 oder 10 Filme. Alle sind höchst massenkompatibel. Aber keiner davon ist gut. Ich war da seit fast 10 Jahren nicht mehr drin, obwohl ich nur dreimal umfallen müsste, um im Cinemaxx zu sein.
Für die guten Filme musst du ins "Programmkino", das sich noch gerade so über Wasser halten kann. Und jedesmal hofft man, dass es das Kino beim nächsten guten Film noch gibt und es nicht inzwischen pleite gemacht hat.
Möchtest du Zustände in der Literatur wie im Film, dass nämlich Hollywood alles dominiert? Ich nicht.
Es kann nicht das Endziel vernünftiger Politik sein, dass uns fünf oder sechs Konzerne am Schluss mit allem versorgen, was wir zum Leben brauchen und möchten, und die Bedingungen und Preise dafür völlig ungehemmt bestimmen dürfen.
Gerade bei Amazon kann z.B. ein Buch mit pornografischen Inhalten, wie z.B. Henry Millers "Opus Pistorum" ganz plötzlich völlig vom Markt verschwinden. Nicht weil es verboten wäre in Deutschland. Sondern weil das mit der prüden Geschäftspolitik von Amazon nicht zusammenpasst. Das ist wie mit nackter Haut auf Facebook.
Das waren jetzt übrigens nur die Auswirkungen deiner Idee auf die Belletristik. Bei Sach- und Fachliteratur sähe es noch viel düsterer aus. Die Preise dafür würden ins nicht mehr Leistbare steigen. Die würde, wenn, nur noch in kleinen Auflagen zu astronomischen Preisen gedruckt werden, die fast allesamt an die öffentlichen Bibliotheken gingen. Und da könnte man das, eventuell, dann lesen. Aber nicht zuhause in der Badewanne, im eigenen Buch. (Ich persönlich kann nämlich Bücher am besten in der Wanne lesen. Das Baden kann sich dann auch mal auf 90 Minuten oder mehr erstrecken. Das Problem dabei ist: Man kann das nur mit Büchern machen, die einem gehören, an denen man wirklich das Eigentum erworben hat. Mit geliehenen Büchern geht das nicht. Man sieht ihnen das nämlich hinterher an, dass sie schon mal in der Badewanne gelesen wurden. Da kann man noch so aufpassen und sich zwischendurch immer wieder die Hände abtrocknen mit einem in weiser Voraussicht danebengelegten Handtuch. Hilft nix. Man sieht es dem Buch an, hinterher.)
Wir sollten uns da nicht in die Abhängigkeit weltweit agierender und in den USA sitzender Konzernen ausliefern. Sonst haben wir hier bald Zustände wie in Utah. Und wenn wir dann noch was dagegen tun wollen, drehen sie uns nur die lange Nase. Und warum? Weil sie das dann können. Daher: Wehret den Anfängen.