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Corona und die Politik - Druckversion

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RE: Corona und die Politik - messalina - 05.02.2021

(05.02.2021, 13:30)nomoi III schrieb:  Die Feststellung, dass der Erfolg, also keine Todesfolge ---. bei rechtzeitiger Bestellung/Lieferung des Impfstoffes und die Impfung 
gerade dieses Patienten auch rechtzeitig durchgeführt worden wäre,  erscheint mir besonders schwierig.

Dann darf aber mir auch niemand vorwerfen, ich wär für Tote verantwortlich wenn ich keine Maske anziehen will und die App nicht hab, wenn man das alles gar nicht nachweisen kann und die sowieso alle sterben? Nanu


RE: Corona und die Politik - nomoi III - 05.02.2021

(05.02.2021, 13:51)messalina schrieb:  Dann darf aber mir auch niemand vorwerfen, ich wär für Tote verantwortlich wenn ich keine Maske anziehen will und die App nicht hab, wenn man das alles gar nicht nachweisen kann und die sowieso alle sterben? Nanu

App müssen s´ nicht haben, Maske verpflichtend angeordnet

Zusammenhänge verstehen zu Texten wird bei ihnen nicht erwartet.

-- Weil ich jetzt in dem anderen Forum mal gelesen habe, Martins Hinweis darauf --
sie meinten auch mich irgendwo erkannt zu haben, weil ich "ihnen" klein schreibe.
Das betrifft nur sie und noch einen Schreiber, weil ich vor euch keinen Respekt habe.
Sonst bediene ich mich der Höflichkeitsform.


RE: Corona und die Politik - FCAler - 05.02.2021

Spahn-Ministerium plant ein Zentrum für Pandemie-Impfstoffe 

Zitat:Die deutsche Impfkampagne läuft schleppend – vor allem weil Impfstoff fehlt. Nun plant das Gesundheitsministerium eine neue Koordinierungsstelle. Der Opposition geht das viel zu langsam.


Jetzt gibt man anscheinend

auch in Deutschland mal anständig Gas, die öffentliche Kritik setzt wohl dem Gesundheitsminister etwas zu! Devil


RE: Corona und die Politik - Josef - 06.02.2021

Ursache und Wirkung… oder: Der kleine Jens wird gebeten, in seiner Küche doch mal gerade die doppelte Menge Impfstoff anzurühren

Bisher haben mir Meinungsumfragen immer ein gewisses Gefühl von Beruhigung gegeben. Wenn ich mal wieder im Netz den Eindruck hatte, keiner hat Verständnis, dass wir unser Leben in Zeiten der Pandemie einschränken und umstellen müssen, und alle schreien nur wild um sich, las ich in den Umfragen, dass konstant über 80 % die Maßnahmen mittragen und konnte die Hysterie wieder einordnen. Das war gestern anders. Nachdem ich mich schon seit Tagen darüber wundere bis ärgere, dass selbst Menschen, die ich als vernünftig und besonnen einschätze, wild gegen das "Impfdesaster" anschrei(b)en, sagt nun auch eine seriöse Umfrage, fast 70 % der Deutschen empfinden das Impf-Tempo als zu langsam. Eine satte Mehrheit. Vielleicht ein Ergebnis dessen, dass die Bild-Zeitung seit Tagen nichts anderes schreibt als vom "Impf-Chaos", dem "Impf-Desaster" und den "Impf-Versagern", so dass man meinen könnte, die Corona-Krise habe sich durch den Beginn der Impfungen verschlimmert statt verbessert? Oder durch zahllose faktenarme virtuelle Stammtischgespräche.

Eins mal vorweg: Niemand kann bestreiten, dass Fehler gemacht worden sind – wobei man von einem "Fehler" ja eigentlich immer nur in der Rückschau sprechen kann, wer aktuell schon weiß, was genau "richtig" und "falsch" ist, soll es uns allen verraten, beschwören und die Welt retten. Wir brauchen zum Beispiel nicht darüber zu diskutieren, dass es peinlich ist, wenn man im Jahr 2021 keinen Termin bekommt, weil die Telefonleitungen ständig zusammenbrechen – bzw., dass es peinlich ist, dass das nicht digital stattfindet und wenn doch, dass dann die Internet-Seiten zusammenbrechen. Aber: Das passiert zum Beispiel auch bei vielen größeren Konzertkartenvorverkaufsterminen und da wird es nicht zur Katastrophe hochstilisiert. Es gibt für mich da einen wesentlichen Unterschied zwischen Fehler und Pannen, die auch peinlich sein können und einem "Desaster", das zur Staatsaffäre hochgepusht wird – bis 70 % der Deutschen es glauben.

Es ist auch unbestritten, dass andere Länder schneller impfen als wir. Resultiert daher das "zu langsam"? Und wann ist es "ZU langsam". Nach momentanem Stand sind alle über 18-jährigen, die geimpft werden wollen, bis 30.09. geimpft. Nun heißt es wieder "Das ist zu langsam. Es muss der 30.06, sein, sonst war es nicht erfolgreich.", wie mir ein Freund schrieb. Warum? Was ist daran besser? Ich befürchte, bei vielen herrscht ein Denken, wenn alle Deutschen geimpft sind, ist die Pandemie vorbei. Dem ist nicht so. Die Pandemie heißt Pandemie, weil sie weltweit stattfindet. Vorbei ist sie erst, wenn wir weltweit – zumindest aber europaweit - "durchgeimpft" sind. Schon von daher ist der National-Egoismus, Deutschland muss unbedingt Impf-Weltmeister werden, daneben. Ich kenne mich mit Musik-Charts besser aus als mit Impf-Charts, aber m.W. liegen wir da in Europa je nach Betrachtung knapp in den Top Ten (Platz 8). Das heißt, es gibt 7 Länder, die sind schneller als wir, das ist richtig. Aber auch über 20, die sind langsamer. Ist wie beim Wandertag: Schon mal vorlaufen, damit man die Strecke schneller schafft. Am Ziel muss man mit dem Essen doch auf die anderen warten.

Und noch eins kommt hinzu: Es werden ja derzeit gar nicht ALLE Deutschen geimpft, sondern "nur" die über 18-jährigen. Heißt im Extremfall, dass der Virus sich in den Schulen weiter munter verbreiten kann – und es dann (so habe ich inzwischen gelernt) noch gefährlicher wird, weil wenn er unter 20 Schülern dann auf die geimpfte Lehrkraft oder zu Hause die geimpften Eltern trifft, sucht sich der Virus im "Überlebenskampf" hier eine Schwachstelle und mutiert. Daher wird sich überall da, wo Kinder und Erwachsene zusammen kommen, nichts ändern, bis auch die Kinder "durchgeimpft" sind. Und damit ist nicht vor Ende 2021 zu rechnen – genau genommen, noch gar nicht, es gibt nämlich dafür noch keinen Impfstoff.

Von daher stelle ich schon mal das Ziel in Frage, so schnell wie möglich zu impfen. Sinn macht es in Altenheimen und bei Risikogruppen, daher beginnt man auch mit denen. Aber damit sind wir beim zweiten Problem: Selbst wenn wir sagen, "die Politik" hat versagt, weil wir nicht schneller impfen, müssen wir schauen, woran liegt es. Das Terminvergabechaos sorgt zwar für Frust, ist aber kein wirkliches Hemmnis. Entscheidend sind eher zwei Faktoren: Mensch und Material. Es müssen Menschen da sein, die impfen, also medizinisches Fachpersonal – und es muss Impfstoff da sein. Menschen sind offensichtlich genügend da, auch wenn die an der Belastungsgrenze und nicht reproduzierbar sind (und nein, ich möchte nicht wie in den USA in einem Einkaufscenter geimpft werden, nur damit ich ein paar Wochen früher dran bin, sondern Impfen ist für mich auch Vertrauenssache und Vertrauen halte ich auch für wichtig) – der Engpass ist aber der Impfstoff.

Da kommt dann der Vorwurf, man habe zu wenig Impfstoff gekauft. Really? Wir haben für jeden in Europa lebenden Bürger genügend Impfstoff für 2 Dosen. Hätte man das 3- oder 4-fache kaufen sollen? Dann wäre es liegengeblieben und vernichtet worden wie dereinst Tamiflu gegen die Vogelgrippe oder wie die von der Bundesregierung eiligst zu viel gekauften OP-Masken und Beatmungsgeräte – auch dafür gab es ja damals Prügel, das man zu spät gekauft hat. Jetzt war es angeblich zu wenig. ABER: Zum Kaufen muss auch mal erst ein Angebot da sein. Denn wäre ja genügend Impfstoff auf dem Markt, könnten wir ja jetzt einfach nachkaufen und gut ist. Die Pharmakonzerne sind gewinnorientierte Unternehmen, die würden sich freuen. Aber hier sind die Ressourcen eben nicht endlos reproduzierbar. Langsam habe ich den Eindruck, viele glauben, Angela Merkel und Jens Spahn sollen sich abends in ihre Küche stellen und statt einem Kuchenteig doch einfach noch ein bisschen Impfstoff anrühren, dann wäre halt auch mehr da.

Die Impfstoffherstellung ist, wie ich gelernt habe, ein komplizierter Prozess und da kann ich nicht einfach sagen "OK, stellen wir mal die doppelte Menge her". Dafür brauche ich die doppelte Menge an Maschinen und an "qualifizierten" Menschen, denn so einfach wie Kuchenbacken ist es nicht. Allerdings ist das schon bei normalen Gebrauchsgütern so. Wenn ich eine Industriestraße habe, die im Jahr 365 Autos herstellen kann, wird sie jeden Tag ein Auto herstellen. Jetzt ist es eine nette Idee zu sagen: "Ich brauche aber die 365 Autos schon alle bis 30.06. und nicht erst bis 31.12." – das wird aber nicht funktionieren, da ich mit denselben Maschinen nicht auf einmal die doppelte Menge herstellen kann. Ich müsste also die doppelte Menge Maschinen bauen – selbst wenn das kurzfristig ginge, wäre es wenig sinnvoll, denn ab 31.12. stehen sie ja leer. Und sowas hochkomplexes wie Maschinen zur Impfstoffproduktion hat kaum einer im Keller.

Und damit sind wir wieder beim ersten Punkt: Selbst wenn wir mit ganz, ganz viel Geld dafür sorgen, dass es mehr Impfstoff gäbe und statt am 30.09. schon am 30.06. oder 29.06. oder 28.06. mit Impfen fertig sind… was haben wir davon?! Wäre es bei all dem nicht sinnvoller, die Sache gemeinsam anzugehen, statt sich gerade die Köppe einzuhauen und Frust und Hass zu schüren gegen die Impfversager, sondern auch mal anzuerkennen, dass alle gerade versuchen, das möglichste möglich zu machen und die Bewältigung dieser Pandemie kein Kinderspiel ist? Denn dazu kommt ja noch ein dritter Punkt: Momentan nützt uns das ganze Impfen wenig bis nichts, denn von einer hinreichenden Impfdurchdringung geht man erst aus, wenn 70 % der Bevölkerung geimpft sind. Momentan wollen sich aber nur 60 % impfen lassen, ändert sich das nicht, wäre ganz viel für die Katz gewesen. Das heißt aber auch, wir müssen Vertrauen aufbauen - schaffen wir das wirklich, wenn wir ständig behaupten, das Impfen sei ein einziges Desaster? Oder schaffen wir es, wenn wir jetzt im Eiltempo mit Qualitätseinbußen produzierten Impfstoff von ungelernten Hilfsarbeitern einspritzen lassen. Dann ist vielleicht nachher genügend Impfstoff da - aber keiner will den mehr...

Was mir übrigens auffällt: Von den Oberschlauen, die daher kommen und anprangern, was das für Versager sind, hat noch keiner erklärt, wie er es besser gemacht hätte. Keiner hat geschrieben, dass bei Aldi doch seit Tagen ungenutzter Impfstoff im Regal läge, den man einfach nur kaufen bräuchte. Oder dass er zuhause eine Produktionsstrecke für 30 Millionen zusätzliche Impfdosen hätte. Oder eine Strategie, wie man die Impfunwilligen überzeugen kann. Bisher höre ich nur Vorwürfe! Und das nervt mindestens so sehr wie die ganze Pandemie.


RE: Corona und die Politik - Kreti u. Plethi - 06.02.2021

(06.02.2021, 14:12)Josef schrieb:  Ursache und Wirkung… oder: Der kleine Jens wird gebeten, in seiner Küche doch mal gerade die doppelte Menge Impfstoff anzurühren

Bisher haben mir Meinungsumfragen immer ein gewisses Gefühl von Beruhigung gegeben. Wenn ich mal wieder im Netz den Eindruck hatte, keiner hat Verständnis, dass wir unser Leben in Zeiten der Pandemie einschränken und umstellen müssen, und alle schreien nur wild um sich, las ich in den Umfragen, dass konstant über 80 % die Maßnahmen mittragen und konnte die Hysterie wieder einordnen. Das war gestern anders. Nachdem ich mich schon seit Tagen darüber wundere bis ärgere, dass selbst Menschen, die ich als vernünftig und besonnen einschätze, wild gegen das "Impfdesaster" anschrei(b)en, sagt nun auch eine seriöse Umfrage, fast 70 % der Deutschen empfinden das Impf-Tempo als zu langsam. Eine satte Mehrheit. Vielleicht ein Ergebnis dessen, dass die Bild-Zeitung seit Tagen nichts anderes schreibt als vom "Impf-Chaos", dem "Impf-Desaster" und den "Impf-Versagern", so dass man meinen könnte, die Corona-Krise habe sich durch den Beginn der Impfungen verschlimmert statt verbessert? Oder durch zahllose faktenarme virtuelle Stammtischgespräche.

Eins mal vorweg: Niemand kann bestreiten, dass Fehler gemacht worden sind – wobei man von einem "Fehler" ja eigentlich immer nur in der Rückschau sprechen kann, wer aktuell schon weiß, was genau "richtig" und "falsch" ist, soll es uns allen verraten, beschwören und die Welt retten. Wir brauchen zum Beispiel nicht darüber zu diskutieren, dass es peinlich ist, wenn man im Jahr 2021 keinen Termin bekommt, weil die Telefonleitungen ständig zusammenbrechen – bzw., dass es peinlich ist, dass das nicht digital stattfindet und wenn doch, dass dann die Internet-Seiten zusammenbrechen. Aber: Das passiert zum Beispiel auch bei vielen größeren Konzertkartenvorverkaufsterminen und da wird es nicht zur Katastrophe hochstilisiert. Es gibt für mich da einen wesentlichen Unterschied zwischen Fehler und Pannen, die auch peinlich sein können und einem "Desaster", das zur Staatsaffäre hochgepusht wird – bis 70 % der Deutschen es glauben.

Es ist auch unbestritten, dass andere Länder schneller impfen als wir. Resultiert daher das "zu langsam"? Und wann ist es "ZU langsam". Nach momentanem Stand sind alle über 18-jährigen, die geimpft werden wollen, bis 30.09. geimpft. Nun heißt es wieder "Das ist zu langsam. Es muss der 30.06, sein, sonst war es nicht erfolgreich.", wie mir ein Freund schrieb. Warum? Was ist daran besser? Ich befürchte, bei vielen herrscht ein Denken, wenn alle Deutschen geimpft sind, ist die Pandemie vorbei. Dem ist nicht so. Die Pandemie heißt Pandemie, weil sie weltweit stattfindet. Vorbei ist sie erst, wenn wir weltweit – zumindest aber europaweit - "durchgeimpft" sind. Schon von daher ist der National-Egoismus, Deutschland muss unbedingt Impf-Weltmeister werden, daneben. Ich kenne mich mit Musik-Charts besser aus als mit Impf-Charts, aber m.W. liegen wir da in Europa je nach Betrachtung knapp in den Top Ten (Platz 8). Das heißt, es gibt 7 Länder, die sind schneller als wir, das ist richtig. Aber auch über 20, die sind langsamer. Ist wie beim Wandertag: Schon mal vorlaufen, damit man die Strecke schneller schafft. Am Ziel muss man mit dem Essen doch auf die anderen warten.

Und noch eins kommt hinzu: Es werden ja derzeit gar nicht ALLE Deutschen geimpft, sondern "nur" die über 18-jährigen. Heißt im Extremfall, dass der Virus sich in den Schulen weiter munter verbreiten kann – und es dann (so habe ich inzwischen gelernt) noch gefährlicher wird, weil wenn er unter 20 Schülern dann auf die geimpfte Lehrkraft oder zu Hause die geimpften Eltern trifft, sucht sich der Virus im "Überlebenskampf" hier eine Schwachstelle und mutiert. Daher wird sich überall da, wo Kinder und Erwachsene zusammen kommen, nichts ändern, bis auch die Kinder "durchgeimpft" sind. Und damit ist nicht vor Ende 2021 zu rechnen – genau genommen, noch gar nicht, es gibt nämlich dafür noch keinen Impfstoff.

Von daher stelle ich schon mal das Ziel in Frage, so schnell wie möglich zu impfen. Sinn macht es in Altenheimen und bei Risikogruppen, daher beginnt man auch mit denen. Aber damit sind wir beim zweiten Problem: Selbst wenn wir sagen, "die Politik" hat versagt, weil wir nicht schneller impfen, müssen wir schauen, woran liegt es. Das Terminvergabechaos sorgt zwar für Frust, ist aber kein wirkliches Hemmnis. Entscheidend sind eher zwei Faktoren: Mensch und Material. Es müssen Menschen da sein, die impfen, also medizinisches Fachpersonal – und es muss Impfstoff da sein. Menschen sind offensichtlich genügend da, auch wenn die an der Belastungsgrenze und nicht reproduzierbar sind (und nein, ich möchte nicht wie in den USA in einem Einkaufscenter geimpft werden, nur damit ich ein paar Wochen früher dran bin, sondern Impfen ist für mich auch Vertrauenssache und Vertrauen halte ich auch für wichtig) – der Engpass ist aber der Impfstoff.

Da kommt dann der Vorwurf, man habe zu wenig Impfstoff gekauft. Really? Wir haben für jeden in Europa lebenden Bürger genügend Impfstoff für 2 Dosen. Hätte man das 3- oder 4-fache kaufen sollen? Dann wäre es liegengeblieben und vernichtet worden wie dereinst Tamiflu gegen die Vogelgrippe oder wie die von der Bundesregierung eiligst zu viel gekauften OP-Masken und Beatmungsgeräte – auch dafür gab es ja damals Prügel, das man zu spät gekauft hat. Jetzt war es angeblich zu wenig. ABER: Zum Kaufen muss auch mal erst ein Angebot da sein. Denn wäre ja genügend Impfstoff auf dem Markt, könnten wir ja jetzt einfach nachkaufen und gut ist. Die Pharmakonzerne sind gewinnorientierte Unternehmen, die würden sich freuen. Aber hier sind die Ressourcen eben nicht endlos reproduzierbar. Langsam habe ich den Eindruck, viele glauben, Angela Merkel und Jens Spahn sollen sich abends in ihre Küche stellen und statt einem Kuchenteig doch einfach noch ein bisschen Impfstoff anrühren, dann wäre halt auch mehr da.

Die Impfstoffherstellung ist, wie ich gelernt habe, ein komplizierter Prozess und da kann ich nicht einfach sagen "OK, stellen wir mal die doppelte Menge her". Dafür brauche ich die doppelte Menge an Maschinen und an "qualifizierten" Menschen, denn so einfach wie Kuchenbacken ist es nicht. Allerdings ist das schon bei normalen Gebrauchsgütern so. Wenn ich eine Industriestraße habe, die im Jahr 365 Autos herstellen kann, wird sie jeden Tag ein Auto herstellen. Jetzt ist es eine nette Idee zu sagen: "Ich brauche aber die 365 Autos schon alle bis 30.06. und nicht erst bis 31.12." – das wird aber nicht funktionieren, da ich mit denselben Maschinen nicht auf einmal die doppelte Menge herstellen kann. Ich müsste also die doppelte Menge Maschinen bauen – selbst wenn das kurzfristig ginge, wäre es wenig sinnvoll, denn ab 31.12. stehen sie ja leer. Und sowas hochkomplexes wie Maschinen zur Impfstoffproduktion hat kaum einer im Keller.

Und damit sind wir wieder beim ersten Punkt: Selbst wenn wir mit ganz, ganz viel Geld dafür sorgen, dass es mehr Impfstoff gäbe und statt am 30.09. schon am 30.06. oder 29.06. oder 28.06. mit Impfen fertig sind… was haben wir davon?! Wäre es bei all dem nicht sinnvoller, die Sache gemeinsam anzugehen, statt sich gerade die Köppe einzuhauen und Frust und Hass zu schüren gegen die Impfversager, sondern auch mal anzuerkennen, dass alle gerade versuchen, das möglichste möglich zu machen und die Bewältigung dieser Pandemie kein Kinderspiel ist? Denn dazu kommt ja noch ein dritter Punkt: Momentan nützt uns das ganze Impfen wenig bis nichts, denn von einer hinreichenden Impfdurchdringung geht man erst aus, wenn 70 % der Bevölkerung geimpft sind. Momentan wollen sich aber nur 60 % impfen lassen, ändert sich das nicht, wäre ganz viel für die Katz gewesen. Das heißt aber auch, wir müssen Vertrauen aufbauen - schaffen wir das wirklich, wenn wir ständig behaupten, das Impfen sei ein einziges Desaster? Oder schaffen wir es, wenn wir jetzt im Eiltempo mit Qualitätseinbußen produzierten Impfstoff von ungelernten Hilfsarbeitern einspritzen lassen. Dann ist vielleicht nachher genügend Impfstoff da - aber keiner will den mehr...

Was mir übrigens auffällt: Von den Oberschlauen, die daher kommen und anprangern, was das für Versager sind, hat noch keiner erklärt, wie er es besser gemacht hätte. Keiner hat geschrieben, dass bei Aldi doch seit Tagen ungenutzter Impfstoff im Regal läge, den man einfach nur kaufen bräuchte. Oder dass er zuhause eine Produktionsstrecke für 30 Millionen zusätzliche Impfdosen hätte. Oder eine Strategie, wie man die Impfunwilligen überzeugen kann. Bisher höre ich nur Vorwürfe! Und das nervt mindestens so sehr wie die ganze Pandemie.

Thumbup1

Auch wenn ich nicht weiß ob von Ihnen oder kopiert, aber genau so ist es, leider.


RE: Corona und die Politik - Martin - 06.02.2021

(06.02.2021, 14:12)Josef schrieb:  Wir brauchen zum Beispiel nicht darüber zu diskutieren, dass es peinlich ist, wenn man im Jahr 2021 keinen Termin bekommt, weil die Telefonleitungen ständig zusammenbrechen – bzw., dass es peinlich ist, dass das nicht digital stattfindet und wenn doch, dass dann die Internet-Seiten zusammenbrechen. Aber: Das passiert zum Beispiel auch bei vielen größeren Konzertkartenvorverkaufsterminen und da wird es nicht zur Katastrophe hochstilisiert.

Droht Ihnen bei einer nicht bekommenen Konzertkarte Intensivstation oder Tod?  Stur

(06.02.2021, 14:12)Josef schrieb:  Und damit sind wir wieder beim ersten Punkt: Selbst wenn wir mit ganz, ganz viel Geld dafür sorgen, dass es mehr Impfstoff gäbe und statt am 30.09. schon am 30.06. oder 29.06. oder 28.06. mit Impfen fertig sind… was haben wir davon?!

Lassen Sie mich scharf nachdenken..... Weniger Corona-Tote?

(06.02.2021, 14:12)Josef schrieb:  Was mir übrigens auffällt: Von den Oberschlauen, die daher kommen und anprangern, was das für Versager sind, hat noch keiner erklärt, wie er es besser gemacht hätte.

Doch. Vorschläge gibts hier zur Genüge. Sie haben offenbar den Thread nicht gelesen und stolpern hier in den Thread herein, als hätten Sie alle Weisheit dieser Welt mit Löffeln gefressen.

Martin


RE: Corona und die Politik - FCAler - 06.02.2021

Lieber Josef,
diesen Beitrag kann ich von der ersten bis zur letzten Zeile voll und ganz so unterschreiben!  Yes

Vor allen Dingen denken viele Meckerer nicht an die Kinder, die sich angeblich nicht anstecken können/sollten, aber den Virus mit Sicherheit auf die Erwachsenen, den Eltern, Omas und Opas übertragen können, obwohl Ihnen selbst nichts fehlt, bzw. merken!  Info

Auch die Aussage, dass sich bisher erst 60 % der Bevölkerung als Impfwillig bezeichnet, unterschreibe ich auch, obwohl ich zu den derzeit bis etwa Sommer zu den dann 40% Impfunwilligen gehöre, aber das sich impfen lassen, bestimmt niemanden ausreden will.  No

Zum Einen
hängt das auch mit meiner Frau zusammen, die ja aus heiterem Himmel sich den Corona-Virus eingefangen hat (vielleicht sogar von den Enkeln?) und eben mit der Ungewissheit der noch unbekannten Nebenfolgen.
Aber das ist ein rein persönliches Problem, das jeder für sich selber beantworten muss und das ist auch gut so!

Aber nochmals viel Lob für diesen durchdachten und fundierten Beitrag.  Clap


RE: Corona und die Politik - nomoi III - 06.02.2021

(06.02.2021, 14:22)Kreti u. Plethi schrieb:  Thumbup1

Auch wenn ich nicht weiß ob von Ihnen oder kopiert, aber genau so ist es, leider.

mein Lieblingssatz in J. B. Schrieb: 
 
Zitat:Oder durch zahllose faktenarme virtuelle Stammtischgespräche.

Wobei "faktenarm" m. M. zu ergänzen ist, aus der Sicht dieses Tisches =

Gleiches ständig leiern, lediglich auszugsweise Negatives posten. Nicht dass der falsche Eindruck entsteht, man würde Beschaffungs-, Org.- und andere große Probleme "hinnehmen."


RE: Corona und die Politik - Isidor II - 06.02.2021

(06.02.2021, 14:29)Martin schrieb:  Droht Ihnen bei einer nicht bekommenen Konzertkarte Intensivstation oder Tod?  Stur


Lassen Sie mich scharf nachdenken..... Weniger Corona-Tote?


Doch. Vorschläge gibts hier zur Genüge. Sie haben offenbar den Thread nicht gelesen und stolpern hier in den Thread herein, als hätten Sie alle Weisheit dieser Welt mit Löffeln gefressen.

Martin


Es konnten weniger Menschen geimpft werden, als in anderen Ländern bzw. als vorgesehen war.
Dadurch haben die nicht geimpften Menschen mehr Menschen angesteckt, weil Sie nicht geimpft wurden.
Durch die erhöhte Anzahl von Ansteckungen sind mehr Menschen gestorben. Diese wären nicht gestorben, wenn man mehr Dosen zur Impfung zur Verfügung gestanden hätten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Mutationen, die wesentlich ansteckender sind, in Deutschland sind. Diese Mutationen hätten man besser bekämpfen können, wenn mehr geimpft worden wäre.
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, was an diesen zusätzlichen Todesfällen schönzureden ist bzw. man versucht dies herunterzuspielen.


RE: Corona und die Politik - Josef - 06.02.2021

(06.02.2021, 14:29)Martin schrieb:  Doch. Vorschläge gibts hier zur Genüge. Sie haben offenbar den Thread nicht gelesen und stolpern hier in den Thread herein, als hätten Sie alle Weisheit dieser Welt mit Löffeln gefressen.

Martin

Von Ihnen kommt nur die übliche Besserwisserei. Wir können nur so viel verimpfen, wie die Hersteller liefern können. Wenn die 3 Mio. Imfpdosen maximal herstellen können, ist es egal, ob wir 4, 5 oder 6 Mio. bestellen. Wir werden die 3 erhalten. Das sollte sogar in Ihren Kopf gehen.