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Normale Version: Lässt der Sozialstaat seine Bürger nicht im Stich?
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leopold

(14.03.2018, 15:52)Serge schrieb: [ -> ] 
Der MEDIAN und der MITTELWERT, bzw. deren Abstand sind aussagekräftig.

Da haben Sie wohl den Beitrag von L. nicht verstanden. Ein Euro ist eben nicht überall gleich viel wert.

Serge

(14.03.2018, 18:46)leopold schrieb: [ -> ]Da haben Sie wohl den Beitrag von L. nicht verstanden. Ein Euro ist eben nicht überall gleich viel wert.

Doch doch. Ich habe ihn schon verstanden.
Auch dass der Euro in Zusammenhang mit den Lebenshaltungskosten gesehen werden muss. 
Alles recht und gut.
Trotzdem ist es verwunderlich, warum die Differenz von Median zu durchschnittlichem Jahreseinkommen pro Haushalt im reichen Deutschland so hoch ist, im Verhältnis genauso hoch wie die durchschnittliche Median der gesamten Eurozone zum durchschnittlichen Jahreseinkommen der Eurozone - in der sich auch etliche wirtschaftlich deutlich schwächere bis sehr schwache Ländern befinden, wie Italien, Spanien, Portugal, Slowakei, Slowenien, Griechenland, die die beiden Eurozonen-Mittelwerte deutlich drücken.
Ich erinnere an die Formel: Je weiter der Mittelwert vom Median entfernt ist, desto ungleicher ist die entsprechende Verteilung (DIW).
Ich will ja nun bestimmt nicht, dass Deutschlands wirtschaftliche Übermacht in der EU bzw. Eurozone noch augenfälliger oder noch größer wird, aber dass bei uns eine mangelhafte Teilhabe aller Bürger an diesem Reichtum vorliegt, werden Sie wohl nicht bestreiten können.
Und zu den Lebenshaltungskosten: Sind da auch schon die in den letzten Jahren geradezu explodierten Mietpreise eingerechnet? Ich glaube nicht. Die Statistiken stammen alle von Mitte 2016 und gehen wohl bloß bis 2015.

leopold

(14.03.2018, 19:14)Serge schrieb: [ -> ]Doch doch. Ich habe ihn schon verstanden.
Auch dass der Euro in Zusammenhang mit den Lebenshaltungskosten gesehen werden muss. 
Alles recht und gut.
Trotzdem ist es verwunderlich, warum die Differenz von Median zu durchschnittlichem Jahreseinkommen pro Haushalt im reichen Deutschland so hoch ist, im Verhältnis genauso hoch wie die durchschnittliche Median der gesamten Eurozone zum durchschnittlichen Jahreseinkommen der Eurozone - in der sich auch etliche wirtschaftlich deutlich schwächere bis sehr schwache Ländern befinden, wie Italien, Spanien, Portugal, Slowakei, Slowenien, Griechenland, die die beiden Eurozonen-Mittelwerte deutlich drücken.
Ich erinnere an die Formel: Je weiter der Mittelwert vom Median entfernt ist, desto ungleicher ist die entsprechende Verteilung (DIW).
Ich will ja nun bestimmt nicht, dass Deutschlands wirtschaftliche Übermacht in der EU bzw. Eurozone noch augenfälliger oder noch größer wird, aber dass bei uns eine mangelhafte Teilhabe aller Bürger an diesem Reichtum vorliegt, werden Sie wohl nicht bestreiten können.
Und zu den Lebenshaltungskosten: Sind da auch schon die in den letzten Jahren geradezu explodierten Mietpreise eingerechnet? Ich glaube nicht. Die Statistiken stammen alle von Mitte 2016 und gehen wohl bloß bis 2015.

Die Ungleichheit sagt per se nichts über die Teilhabe der ärmeren Schichten aus: Wenn sich das Einkommen der Reichsten verdoppelt, sonst aber alles gleich bleibt, steigt zwar die Ungleichheit, aber die Situation der Armen ändert sich nicht. Deswegen sind diese statistischen Armutsdefinitionen alle mit Vorsicht zu genießen.

Serge

(14.03.2018, 19:34)leopold schrieb: [ -> ]Die Ungleichheit sagt per se nichts über die Teilhabe der ärmeren Schichten aus: Wenn sich das Einkommen der Reichsten verdoppelt, sonst aber alles gleich bleibt, steigt zwar die Ungleichheit, aber die Situation der Armen ändert sich nicht. Deswegen sind diese statistischen Armutsdefinitionen alle mit Vorsicht zu genießen.

Erstens dürfte das aber eher ein konstruiertes bzw. theoretisches Szenario sein.
Und zweitens verändert sich die Situation der Armen dann zwar nicht in ökonomischer Hinsicht, aber es sagt ganz viel aus über die Moral und den Wertekodex der Gesellschaft, in der dies ermöglicht und akzeptiert wird.

leopold

(14.03.2018, 20:19)Serge schrieb: [ -> ]Erstens dürfte das aber eher ein konstruiertes bzw. theoretisches Szenario sein.
Und zweitens verändert sich die Situation der Armen dann zwar nicht in ökonomischer Hinsicht, aber es sagt ganz viel aus über die Moral und den Wertekodex der Gesellschaft, in der dies ermöglicht und akzeptiert wird.

Das war nur ein extremes Beispiel, um den Sachverhalt zu erläutern. Die übliche Armutsdefinition sagt wenig über die tatsächliche Armut aus. Die Wissenschaft arbeitet eben mit den Zahlen, die  zur Verfügung stehen.

Serge

(14.03.2018, 20:29)leopold schrieb: [ -> ]Das war nur ein extremes Beispiel, um den Sachverhalt zu erläutern. Die übliche Armutsdefinition sagt wenig über die tatsächliche Armut aus. Die Wissenschaft arbeitet eben mit den Zahlen, die zur Verfügung stehen.

Ah ja. 
So einfach ist das also. Danke für die Aufklärung. 
Gut, dass die "Wissenschaft" lediglich mit Zahlen arbeitet - aber beim Thema Armut und Verarmung geht es nicht bloß um Zahlen, sondern um das praktische Leben, um das Gefühl und die konkrete Erfahrung, wie sich Armut und Verarmung im Alltag anfühlen. 
Oder haben Sie Ihr Privatleben allein durch belastbare Zahlen im Griff?

leopold

(14.03.2018, 20:36)Serge schrieb: [ -> ]Jaja. 
So einfach ist das also. Danke für die Aufklärung. Tenor: Was geht die Wissenschaft das an?
Gut, dass die "Wissenschaft" lediglich mit Zahlen arbeitet - aber beim Thema Armut und Verarmung geht es nicht bloß um Zahlen, sondern um das praktische Leben und das Gefühl und die konkrete Erfahrung, wie sich Armut und Verarmung im Alltag anfühlen. 
Oder haben Sie Ihr Privatleben allein durch belastbare Zahlen im Griff?

Dem Einzelfall wird man so der so nicht gerecht, was dem Einen locker reicht, ist dem Anderen viel zu wenig. Dazu kommt es natürlich auf die örtlichen Umstände an. Die Lebenshaltungskosten sind sehr unterschiedlich in Deutschland. Es gibt ja auch nicht überall Tafeln, mit Hilfe derer sich Kosten für Lebensmittel einsparen lassen. Insofern ist es tatsächlich schwierig, die Armutssituation eines Landes objektiv zu erfassen.

Serge

(14.03.2018, 20:52)leopold schrieb: [ -> ]Dem Einzelfall wird man so der so nicht gerecht, was dem Einen locker reicht, ist dem Anderen viel zu wenig. Dazu kommt es natürlich auf die örtlichen Umstände an. Die Lebenshaltungskosten sind sehr unterschiedlich in Deutschland. Es gibt ja auch nicht überall Tafeln, mit Hilfe derer sich Kosten für Lebensmittel einsparen lassen. Insofern ist es tatsächlich schwierig, die Armutssituation eines Landes objektiv zu erfassen.

Kurz und gut ... Sie sind also der Meinung, dass es unnötig ist, Mindestlohn und H4-Leistungen anzuheben, weil man ja nichts genau wisse und überhaupt die ganze Materie so schwierig sei.

Dazu passt ein Artikel auf der heutigen Titelseite der AA mit der Überschrift "Was uns glücklich macht". Laut einer weltweiten Untersuchung sind die Finnen und die dicht darauf folgenden Norweger, Dänen und Isländer die glücklichsten Menschen.
Prof. Dr. Karl-Heinz Ruckriegel, Professor für Volkswirtschaftslehre, speziell Makroökonomie, Geld- und Währungspolitik, Psychologische Ökonomie und interdisziplinäre Glücksforschung, an der Technischen Hochschule in Nürnberg, erklärt dies so:

Zitat:In Skandinavien sind die Menschen zufriedener, können Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren, die Unterschiede zwischen Arm und Reich sowie oben und unten sind nicht so ausgeprägt.

Womit wir wieder am Anfang der Diskussion wären.

leopold

(15.03.2018, 09:17)Serge schrieb: [ -> ]Kurz und gut ... Sie sind also der Meinung, dass es unnötig ist, Mindestlohn und H4-Leistungen anzuheben, weil man ja nichts genau wisse und überhaupt die ganze Materie so schwierig sei.

Wie kommen Sie darauf? Sie wissen doch ganz genau  dass ich für die Einführung des Mindestlohns war. Das hätte schon viel früher passieren müssen, nämlich als klar wurde, dass die Reformen der Agenda 2010 greifen. Das wurde aber von Union und FDP verhindert. Eine Erhöhung des Mindestlohns ist auch die Voraussetzung für eine Erhöhung der Hartz4-Leistungen - wegen des Lohnabstandsgebots.
Da beginnen die Schwierigkeiten aber schon. Der Mindestlohn darf nur so hoch sein, dass die Arbeitsplätze nicht gleich ganz wegfallen. Und diese Grenze ist eben in unterschiedlichen Branchen und Regionen ziemlich unterschiedlich.
Die Petition hat schon fast 150.000 Unterschriften:

Herr Spahn, leben Sie für einen Monat vom HartzIV-Grundregelsatz!

https://www.change.org/p/lieber-jensspah...rmut-spahn

und so ist seine Antwort:

"Seinem Heimatblatt, der „Münsterlandzeitung“, sagte Spahn: „Sie können mir glauben: Aus vielen persönlichen Begegnungen weiß ich sehr gut, dass es nicht einfach ist, mit Hartz IV seinen Alltag zu bestreiten. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir denjenigen helfen, die auf Unterstützung angewiesen sind.“ Darum würde er sich gerne kümmern, denn dafür sei er gewählt worden.

Eine klassische Nicht-Antwort eines Politprofis. Dementsprechend enttäuscht reagierte auch Sandra S., die 40 Jahre alte Hartz-IV-Empfängerin, die die Petition ins Leben gerufen hatte. „Für mich ist das keine Antwort auf die Frage“, schrieb die Mutter eines zehnjährigen Sohnes in ihrem Blog zur Petition. „Bisher haben sich auch weder Jens Spahn noch sein Büro bei mir gemeldet. (...) Ich denke, wir können ein ausführlicheres Statement erwarten.“

https://www.focus.de/finanzen/news/ueber...24955.html
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