05.08.2017, 09:22
Zitat:Einer dreifachen Bedrohung soll das Automobil gegenwärtig ausgesetzt sein: Der Treibstoff wird knapp, die Abgase vergiften die Städte, und wenn alle Welt mobil ist, hört alle Welt auf, mobil zu sein, weil die Mobilität dann auf ihr eigenes Mittel stößt und im Stau steht.
Eine Frage bleibt nun offen: die Frage, ob der Elektromotor denn nun tatsächlich die Zukunft der individuellen maschinellen Fortbewegung sein wird. Denn so sehr sich zumindest große Teile der Automobilindustrie auf diese Zukunft geeinigt zu haben scheinen (und so sehr jedes einzelne Unternehmen offenbar darauf hofft, zu der einen technischen Lösung zu gelangen, an der alle anderen Konkurrenten scheitern), so gering nehmen sich doch bisher die Fortschritte vor allem bei der Speicherkapazität der Batterien aus.
In der Geschichte der Technik gibt es jedenfalls Beispiele für Geräte, denen die Zukunft aufgetragen war, sich aber bald als nur vorübergehende Lösungen entpuppten, hinter denen sich eine ganz andere, revolutionäre Technik verbarg. Oder erinnert sich wirklich niemand mehr an die elektrische Schreibmaschine?
http://www.sueddeutsche.de/kultur/essay-...-1.3609196
Oben einige Absätze aus einem interessanten Artikel; Gedanken dazu:
Das Automobil, die Selbstbewegung, widerlegt sich selbst im Stau und im Gift, infinitesimal gesehen. Präsentierte Lösungen sind autonomes Fahren oder gar Fliegen, öffentliche Verkehrsmittel mit individualsierter Ausprägung wie Sammeltaxi oder Bus auf Bestellung - geappt sozusagen, und im Extrem zumindest tendenziell, die Änderung menschlicher Bewegungsbedürfnisse.
Jetzt (und früher) ist bloß so, daß der Mensch (nicht alle) Bewegung nicht nur als Zweck, sondern auch zu seinem Vergnügen und Selbstverständnis pflegt oder gar braucht. 'Fährt der alte Lord fort', Radfahrer aus Spaß an der Freud, Ski- und Motorradfahrer aus Genuß an Beherrschung der Physik, Autofahrer aus Genuß an der mühelosen Fortbewegung über weite Strecken, über Berge und Täler.
Die Rechnung der militanten Autogegner geht nicht auf, weil sie ohne den Wirt gemacht ist. Und der Wirt macht da ein Risikointegral: Freude und Nutzen wird gegen Kosten und Gift aufgewogen und meist gewinnt das erstere.
Zum vielgepriesenen E-Motor und der elektrischen Schreibmaschine - frappanter Gedanke! Wer noch auf der mechanischen Schreibmaschine getippt hat, dann den Segen der elektrischen, später mit Kugelkopf und noch später mit Typenrad, gar mit Zeilendisplay vor dem Start des Schreibens erfahren durfte, fühlt sich fast ins Mittelalter zurückversetzt, wenn er angesichts rein digitaler Textverarbeitung daran denkt.
Und so könnte es auch dem E-Auto passieren. Was soll das ganze herumgefahre? Wie umständlich! Die Hardware bringt heute schon der Lieferdienst - auch das wird sich ändern dürfen. Wozu die Strapazen eines Urlaubs mit Anreise? Man zieht sich z.B. Capri samt allen möglichen Wetterlagen und Düften digital rein und erst, wenn das nicht reicht oder wenn man die Gefahren und Strapazen unbedingt riskieren will, der Körper also noch Bedürfnis hat, unbedingt Dummheiten zu begehen, kann man das real machen. Falls dort physisch tatsächlich angekommen - immerhin - trifft man auf seinesgleichen in Gestalt von unheilbaren Historikern.