(01.02.2017, 10:18)Klartexter schrieb: Na ja, Martin, schauenSie einfach mal auf die Lage der Städte, die befinden sich alle in unmittelbarer Nachbarschaft. Frankfurt ist nun mal Drehkreuz der internationalen Fluglinien, ebenso ist Frankfurt ein Zentrum der Finanzwelt. Dass es dann auch viel Gschwerl in dieser Ecke gibt, das sollte eigentlich niemand mehr wundern. Ich sehe das eher positiv, zeigt es doch, dass unsere Sicherheitsbehörden nicht schlafen.
Es könnte aber auch sein, dass die Buzzelei mit dem Schrotgewehr statt mit dem Scharfschützengewehr zielt und einfach mal "prophylaktisch" die Wohnungen von 53 Leuten durchsucht hat, die nur durch
NAT bei ihrem Internetprovider in Verdacht gekommen sind.
Soviel zu
Zitat:Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten.
Hintergründe gibt es
hier.
Kurz zusammengefasst: Die IPv4-Adressen gehen momentan aus, weil der Adressraum von IPv4 beschränkt ist. Insbesondere die Mobilfunkprovider, die relativ spät in den Markt eingestiegen sind, haben nur noch wenige IP-Adressen der Version 4 bekommen. Zu wenige, um jeden Kunden mit einer "eigenen" IP zu versorgen. Und sie behelfen sich jetzt intern mit "Router"-Lösungen. 50 oder 60 User teilen sich nach außen eine IP, und wer welche Daten kriegt, wird intern über den Port geregelt. Das muss man sich vorstellen wie eine Nebenstellennummer beim Telefon. Die Telefonnummer (IP) lautet 123-(0), und je nachdem, ob man jetzt 123-45 oder 123-54 anruft, klingelt der eine oder andere Apparat. Eine Ermittlung der Polizei in den gespeicherten Vorratsdaten, die den Port bislang nicht enthalten, führt also in so einem Fall zu einer zufällig zusammengewürftelten Gruppe von 50 oder 60 Nutzern (oder auch mehr; nutzbare Ports gibt es sehr viele), deren "Telefonnummern" alle mit "123" anfangen.
Und die Polizei durchsucht dann alle diese Wohnungen und beschlagnahmt sämtliches IT-Equipment. Und was sie halt sonst noch als "Beifang" findet. Man muss sich langsam die Frage der Verhältnismäßigkeit stellen, bzw. die, ob gewisse Leute jetzt völlig ausrasten in ihrem Überwachungswahn und gewillt sind, sowohl die Gestapo als auch die Stasi weit in den Schatten und die Grundrechte zur Disposition zu stellen.
Und: Welcher Richter, der sich noch halbwegs darüber im Klaren ist, was "Unverletzlichkeit der Wohnung" bedeutet, unterschreibt so was? Ich kann doch nicht die Grundrechte von 53 Leuten außer Kraft setzen, nur weil ich einen Gesetzesübertreter fassen will. Das geht so nicht, das muss anders gehen oder eben leider überhaupt nicht.
Man hat langsam den Eindruck, die Polizei wünsche sich eine allumfassende Datenbank, in der jederzeit abrufbar ist, was jeder Bürger tag- und nachtsüber so tut. Mit Zeit und Ort, möglichst genau. Dann müsste man im lästigen Ermittlungsfall, der die
Kaffepausen unterbricht vielen Uberstunden verursacht, nur noch Zeit und Ort abgleichen, und schwupps, schon hätte man den Täter.
Ganz abgesehen davon, wie nahe an George Orwell und wie irrsinnig das ist. Mit welchem Selbstverständnis gehen solche Polizisten an die Arbeit? Als eine Art Reinkarnation von Sherlock Holmes sehen die sich sicher nicht. Aber als was dann?