07.03.2018, 22:09
Das ist Journalismus:
Donald Trump, Meister der falschen Argumente
Zitat:Das Argument klingt logisch und verführerisch: Im vergangenen Jahr haben die Vereinigten Staaten von Amerika das höchste Handelsdefizit seit der Finanzkrise eingefahren - 566 Milliarden Dollar und damit insgesamt zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das kann nur an den unfairen Handelspraktiken der Handelspartner Amerikas liegen. Also ist es nur recht und billig, wenn Präsident Donald Trump Strafzölle auf Stahl und Aluminium erhebt, das Nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta mit Kanada und Mexiko in Frage stellt und so für ein Stück Gerechtigkeit sorgt. Das ist jedenfalls die Logik von "America First".
Die meisten Ökonomen sind sich einig, dass diese Argumentation grundfalsch ist. Handelsdefizite lassen sich nicht durch Zölle abbauen, denn solche Abgaben bewirken zunächst einmal lediglich, dass die Preise für das zu verzollende Produkt in dem Land steigen, das den Zoll erhebt. Konkret: Für amerikanische Auto- und Flugzeugbauer werden Stahl und Aluminium teurer, wenn die angekündigten Zölle kommen. Wie sich das auf die Handelsbilanz auswirken wird, kann niemand sagen.
Es ist noch nicht einmal klar, ob es aus amerikanischer Sicht wünschenswert wäre, das Defizit zu verringern. Der Saldo der Handelsbilanz ist nur eine buchhalterische Größe, die für sich nichts darüber aussagt, ob es einem Land gut geht oder schlecht. Aber die Zahl lässt sich wunderbar missbrauchen, auf Twitter, im Fernsehen und im Wahlkampf: Ein Defizit ist schlecht, und die anderen sind schuld. "Wenn ein Land viele Milliarden Dollar verliert durch Handel mit fast jedem Land, mit dem es Geschäfte macht, sind Handelskriege gut und leicht zu gewinnen" - dieser Tweet des amerikanischen Präsidenten könnte in die Geschichte eingehen als knappest mögliche Umschreibung des Missverständnisses, das hinter der Fixierung auf Handelsdefizite steht.
Donald Trump, Meister der falschen Argumente