28.01.2018, 12:23
(28.01.2018, 11:50)Martin schrieb: Unglaublich.
Eigentlich nicht, sondern nur die logische Fortsetzung von dem, was sich schon lange abspielt.
Ich hatte mal den Spiegel abonniert. Ich hab irgendwann vor 20 Jahren schon mein Spiegel-Abo abbestellt, weil das mit investigativem oder auch nur kritischem Journalismus nichts mehr zu tun hatte. Ich hab denen das auch geschrieben damals, aber nie eine Antwort erhalten.
Und jetzt merken sie es ganz drastisch. Sowohl die Wochenmagazine wie Stern, Spiegel und Focus, als auch Tageszeitungen wie die SZ.
Die Auflagen werden hochmanipuliert durch Tricks wie Gratiszeitungen in Flugzeugen. Schon lange. Neu ist, dass berichtet wird, dass an S-Bahnhöfen im Münchener Raum Leute rumstehen mit stapelweise Süddeutschen. Und die verschenken sie an jeden, der vorbeikommt. Nicht, um ihm ein Abo anzudrehen, sondern einfach so, zum Mitnehmen. Und das machen sie zwei oder drei Stunden, und es heißt, der Absatz sei gering. Die Leute wollen die SZ nicht mal geschenkt. Und was dann nicht verschenkt wurde, bleibt stehen und wird irgendwann entsorgt.
Aber die Auflage bleibt in Zahlen hoch, wenn man sowas macht. Es ist ein Verlustgeschäft, einerseits, aber andererseits der Trigger für die Werbekunden, die sich überlegen, ob sie eine Anzeige schalten oder nicht.
Sie haben es nicht anders verdient. Denn die Zeiten von "Bedingt abwehrbereit" sind lange her, und das war ein Einzelfall. Der deutsche Journalismus zeichnet sich nämlich vordringlich aus durch eine gefährliche Nähe zur Politik (siehe die Friede Springer und Angela Merkel Connection zum Beispiel, die dann ja noch Richtung Bertelsmann und in der anderen Richtung zum CIA weitergeht).
Inzwischen haben die Leute aber gemerkt, dass ihnen da was Falsches versprochen wurde. Oder dass mit Journalismus geworben wurde, wie er schon lange nicht mehr ist. Irgendwann merke ich halt die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen "Bedingt abwehrbereit" im Spiegel damals, der heute noch behauptet, er wäre noch so wie damals, und dem heutigen Bla-bla-Inhalt. Und dann bestelle ich es ab.
Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt. Denn lange kann es so nicht mehr weitergehen. Man kann eine Weile Zeitungen drucken, nur damit sie im Altpapier entsorgt werden und die Auflage scheinbar hoch bleibt. Man kann auch eine Weile Journalisten immer prekärer beschäftigen und glauben, die würden trotzdem noch die selbe Qualität liefern wie früher Redakteure in einer unbefristeten Festanstellung. Man kann sich eine Weile lang was vormachen. Aber eine Langzeitstrategie ist das nicht. Irgendwann implodiert das Ganze, weil es natürlich immer mehr ein reines Verlustgeschäft wird sich auf keine Art mehr finanzieren lässt. Und deshalb werden ja jetzt die Rufe nach einer "GEZ für privaten Journalismus" laut. Irgendwie muss man die Propaganda ja liefern und das einfachste ist, wenn die Leute gezwungen werden, es zu bezahlen. Dann ist zwar noch nicht sichergestellt, dass sie es lesen. Aber es ist zumindest sichergestellt, dass das System weiterfunktioniert.