09.10.2016, 20:59
(09.10.2016, 18:12)Phantomias schrieb: Eine Wahl Trumps wäre der politische Offenbarungseid für die USA, mit dem sie beweisen, dass ihr politisches System gescheitert ist. Die Kandiatenauswahl für den wichtigsten politischen Posten der Welt passt nicht mehr in die heutige Zeit des Internets und der sozialen Medien, in der Fakten zunehmend unwichtig werden und Emotionen alles überlagern. Das Land ist tief gespalten und letztlich handlungsunfähig. Leider wird auch die Wahl Hillarys den Graben eher vertiefen. Ich sehe da keine Lösung außer einer grundlegenden Reform des Wahlrechts in Richtung eines Verhältniswahlrechts, so dass auch differenziertere Stimmen wieder gehört werden.
Trump steht wie die AfD in Deutschland für das Versagen der etablierten Parteienlandschaft. Hüben wie drüben wird dem "Establishment" nicht mehr vertraut und das aus gutem Grund. Die tiefe Spaltung des Landes ist auch in Deutschland zu beobachten. Brexit und Le Pen zeigen, dass sich die Vertrauenskrise durch ganz Europa zieht. Wenn die Staaten nicht endlich wieder mehr Politik für die Interessen der eigenen Bevölkerung gestalten, dann sehe ich tiefschwarz. Sowohl für die USA, als auch für Europa. Das Verhältniswahlrecht ist inzwischen auch bei uns zur Karikatur verkommen, von Grün bis Schwarz sind die Unterschiede nur noch graduell, Koalitionen quer durch alle Lager funktionieren problemlos. Das ist ein wirkliches Problem, wenn abseits der AfD keine Richtungswahlen mehr möglich sind. Die Probleme in den USA und Deutschland bzw. Europa sind m.M. somit sehr ähnlicher Natur, deshalb sollte man sich, insbesondere die tendenziöse deutsche Presse, mit Gehässigkeiten gegen Trump etwas zurückhalten.
Martin