(10.11.2016, 18:38)Martin schrieb: Das Problem ist weitaus vielschichtiger. Viele Leute in der Münchner Verwaltung kommen einerseits mit dem System nicht klar, andererseits gibt es diverse Verfahren, die offenbar nicht auf Linux portiert werden konnten und auch in der Emulation nicht funktionieren. Also stehen noch diverse Windows-Kisten herum und das sind natürlich die begehrtesten Geräte. Die Leute kennen das von zu Hause und ein Nicht-ITler ist mitunter schon froh, wenn er mit der Windows-Kiste klar kommt. Die Leute, die eigentlich damit arbeiten sollten, waren von Anfang an skeptisch bis ablehnend eingestellt.
Finanziell ist Windows nicht so teuer wie immer behauptet wird. Selbst wenn eine Serverlizenz bspsw. 5.000 Euro kostet, ist das ein Klacks im Vergleich zum Support- und Entwicklungsaufwand, um auf einem anderen System diese Integrationstiefe zum Fliegen zu bekommen. Ein zentraler Verzeichnisdienst, der dann out-of-the-box mit Datenbankserver, Office, Intranet und E-Mail über standardisierte Schnittstellen verbunden ist und darüber hinaus noch die Berechtigungen steuert, ist schon eine feine Sache. Man darf nicht das Linux-System zu Hause mit einem Firmen- oder Behördennetzwerk vergleichen. Microsoft bietet auch standardisierte und supportete Software- und Updateverteilungsmechanismen für Firmennetze an (WSUS), die von der Leistungsfähigkeit schon enorm sind.
Das heißt doch nur, dass v.a. Microsoft es geschafft hat, durch proprietäre Formate und Protokolle so viele EDV-Altlasten zu produzieren wie nur möglich, um es großen Unternehmen oder Kommunen so schwer wie möglich zu machen, von Windows wegzumigrieren.
Das ist das Prinzip "du hast dich einmal für uns entschieden, und jetzt kommst du nicht mehr weg von uns", das hebelt den Markt aus, weil der Kunde nicht mehr die freie Entscheidung hat, wenn er merkt, dass die erste Lösung doch nicht die beste war. Er verliert seine Daten, und das ist für ein Unternehmen übel, wenn nicht sogar tödlich.
Proprietäre Formate gehören schlicht und einfach verboten.
Das ist wie beim Benzin fürs Auto. Ich kann bei Shell, BP oder Aral oder an der No-Name-Tanke beim Baumarkt tanken, es ist immer der gleiche Sprit. Aber was wäre, wenn man bestimmte Autos nur mit bestimmtem Benzin betanken könnte? Das wäre dann der feuchte Traum von Leuten wie Bill Gates, denn dann könnte man "Spezialpreise" für diesen "Spezialsprit" erheben. So was ähnliches versuchen sie ja in der Radiowerbung heute schon, dass der Sprit von der blauen Tanke angeblich besser sei als der von der gelben. Aber wahrscheinlich, mangels Zwang, nur sehr wenig erfolgreich, weil das dann doch zu billig ist für jemanden mit Hauptschulabschluss.
Benzin ist immer einfach Benzin, es kommt höchstens auf die Oktanzahl an, und was das ist, kann man notfalls auch einem geistig Zurückgebliebenen erklären.
Ich möchte nur als Steuerzahler nicht gerne unbezahlter Darsteller und Melkkuh in einem feuchten Traum von Bill Gates sein, wenn du verzeihst.