27.01.2019, 02:38
(26.01.2019, 15:26)Sophie schrieb: Das hast Du ja ganz lustig geschrieben. Mir geht es ähnlich mit den weiblichen Stimmen. Hat jemand eine Erklärung woran das liegt, dass manche genau das Gegenteil verspüren? Meine Mutter war verzückt von Sopranstimmen. Freddy Mercury auch. Okayokay, Menschen sind verschieden, aber trotzdem.
Nein, Erklärung habe ich keine.
Ich weiß nur, wie klassischer Sologesang auf mich wirkt (Chöre sind nicht so tragisch). Und zwar männlicher und weiblicher und relativ unabhängig von der Stimmlage. Er verursacht bei mir körperlichen Stress. Ich kann dann richtig spüren, wie sich mein Herzschlag beschleunigt und mein Blutdruck steigt. Und ich weiß, dass der Stress bei Mezzosopran oder Alt bzw. Bariton oder Bass nicht so heftig ist wie bei Sopran oder Tenor.
Und außerdem weiß ich, dass das bei mir "schon immer" so war. Als ich klein war, hörte ich immer die Schallplatten meiner Eltern. Die hatten einerseits zwanzig oder dreißig Schlagersampler und andererseits vielleicht ein Dutzend LPs mit Operetten. Der Gesangsstil in Operetten ist ja dem in Opern ziemlich ähnlich, nur die begleitende Musik ist "tanzbarer". Das waren bei mir "Die Widerlichen"; ich habe diese Platten nicht angefasst und wenn sie meine Eltern aufgelegt haben, habe ich fluchtartig das Wohnzimmer verlassen. Leider gab es bei uns zuhause keine Platten mit klassischen Symphonien oder Konzerten, deshalb weiß ich nicht, wie ich damals darauf reagiert hätte.
Mir bleiben da auch nur "Erklärungen" wie "die Geschmäcker sind halt verschieden", die im Grunde gar nichts erklären.
Hip-Hop hat übrigens eine vergleichbare Wirkung auf mich wie klassischer Sologesang. Wenn ich den höre, steigt mein Stresslevel sofort bis zum Anschlag. Anderen Leuten geht's mit Heavy Metal so; mich beruhigt Iron Maiden oder Motörhead eher. Wenn man sich in Maiden reinhört (muss man am Anfang, denn zunächst mal hat man das Gefühl, gegen eine akustische Wand zu rennen), stellt man fest, dass das extrem filigrane und virtuose Musik ist. Mit verdammt guten Texten übrigens, z.B. basiert das fast 14-minütige "Rime of the Ancient Mariner" auf dem gleichnamigen Gedicht von Samuel Taylor Coleridge (1772-1834), das den Beginn der englischen literarischen Romantik darstellt. Und Motörhead ist im Grunde einfach Bluesrock, nur viel härter und schneller gespielt als üblich.