21.11.2019, 19:58
(21.11.2019, 18:59)Sophie schrieb: Das ist eben die Frage. Er hat einen lähmenden Aspekt der deutschen Holocausthaltung reklamiert, diesen damit begründet, dass der Genozid an 6 Millionen Juden eben kein Einzelfall in der Weltgeschichte war. Von Verrechnung wie FNF meint, keine Spur, aber richtig, auch kein Entsetzen, kein Bedauern darüber dass diese Morde, dieses systematische Auslöschen und Niedermetzeln (erinnert sei auch an die Tutsi) über die Jahrhunderte immer wieder erfolgte. Aber fehlende Empörung ist ja nicht gleichzusetzen mit Verharmlosung. Die flapsige Wortwahl, wenn die Übersetzung sie richtig wiedergibt, das hatte ich ja schon angemerkt, war unangebracht und lässt jetzt die Shitstorms über ihn hereinbrechen.
Guter Journalismus hätte auch mal nachgehakt, was er denn mit der Lähmung meine.
Er hat schon einen Hinweis gegeben, wie er das meint.
Zitat:Roger Hallam, Mitgründer der Klimabewegung Extinction Rebellion, hält die deutsche Haltung zum Holocaust für schädlich. "Das Ausmaß dieses Traumas kann lähmen", warnte Hallam in einem Gespräch mit der ZEIT. "Das verhindert, dass man daraus lernt." In dem Gespräch kommt Hallam immer wieder auf den Holocaust zurück – und relativiert ihn. Es tue den Deutschen nicht gut, dass sie ihn fälschlicherweise für einzigartig hielten.DIE ZEIT
Allerdings zeigt das, dass er die Verhältnisse und die Stimmung in Deutschland nicht kennt. Er hätte übrigens auch mal die Opfer des jahrhundertelangen englischen Kolonialismus erwähnen können. Mit sicher auch Millionen von Opfern. Aber dem verweigern sich ja auch die Franzosen und Spanier.
Als Engländer und Landwirt hat er wohl wie etliche ehemaligen und auch derzeitigen Landbesitzer und Gutsherren ein bisschen Esoterik, Egozentrik und Blut-und-Boden-Ideologie in sich, die sich mit seinem sozialkritischen linken Denken kommen.
Dies lässt sich schließen aus einem Artikel der Wochenzeitung New Statesman (in deutscher Übersetzung). Es war schwierig, überhaupt etwas zu seiner Biografie zu erfahren:
Zitat:Roger Hallam wurde in Manchester als Sohn eines Co-op-Fabrikleiters und eines Teilzeitlehrers geboren. Seine Eltern waren überzeugte Methodisten, die ihn lehrten, dass "der Hauptpunkt des Lebens nicht darin besteht, Geld zu verdienen, sondern ein Leben in Gerechtigkeit zu führen".
Von Bredbury Comprehensive erhielt er ein Stipendium an der London School of Economics, schied jedoch nach einem Jahr aus, "weil ich dachte, ich könnte selbst effektiver studieren". Er erforschte Gandhi und Friedensaktivismus. Er verbrachte mehrere Jahre in Birmingham, um radikale Experimente in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Bildung durchzuführen. "Wie man Leute organisiert - das ist es, worauf ich mich spezialisiert habe", sagte er. (…)
1999 zog er nach Carmarthen in Wales, „weil ich von der Gesellschaft verarscht war. Es ist nicht meine Tasse Tee… Wenn die Leute Sachen konsumieren und miteinander konkurrieren wollen, ist das in Ordnung, aber es ist nicht meine Sache. “Dort baute er Bio-Gemüse auf einem 15 Hektar großen Grundstück an und replizierte erfolgreich das Direktvertriebsgeschäft, das er in Birmingham betrieben hatte und erzog vier Kinder - zwei Jungen und zwei Mädchen, die jetzt zwischen acht und 19 Jahre alt sind. Dann, zwei Jahre in Folge, wurden seine Ernten durch wochenlangen Dauerregen ruiniert, den er dem Klimawandel zuschrieb, und er wechselte die Richtung (…)
Eines Tages hatte er eine Offenbarung, als er eine Ankündigung über steigende globale Temperaturen hörte, während er nach Wales zurückfuhr und erkannte, dass der Klimawandel real und tödlich ernst war. Er brach in Tränen aus.
Eine Offenbarung … aha ...