08.04.2019, 17:47
Wer noch nicht begriffen hat, dass sich derzeit Veränderungen ankündigen, die nicht mehr umkehrbar sein werden, sollte langsam mit dem Nachdenken anfangen:
"Es passiert genau jetzt"
Zitat:Die ersten Monate des Jahres 2019 haben deutlich gezeigt, dass der Klimawandel in einer neuen Phase angekommen ist. Lange konnte man viele der Anzeichen für die dramatischen Veränderungen auf der Welt noch irgendwie als Einzelfälle abtun, als Warnsignale. Die wissenschaftlichen Prognosen waren zwar eindeutig und dramatisch, aber eben doch oft nur Vorhersagen. Mittlerweile aber beginnt es, spürbar unangenehm zu werden, weltweit, und zum Teil irreversibel.
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Aus wissenschaftlicher Sicht muss man sich nicht wundern, wenn sich die spürbaren und dauerhaften Folgen des Klimawandels zu häufen beginnen. Schließlich wurde das 1,5-Grad-Ziel nicht einfach so ins Paris-Abkommen aufgenommen: "Das ist der Punkt, an dem die Wahrscheinlichkeit sprunghaft zunimmt, dass unumkehrbare Ereignisse einsetzen", sagt Latif. "Von dieser Temperatur sind wir jetzt nicht mehr sehr weit entfernt." Um rund ein Grad hat sich die Erde im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bereits erwärmt. Im jüngsten Bericht des Weltklimarats IPCC über das 1,5-Grad-Ziel ist diese Erwärmung der Bereich, in dem die Risiken für bedrohte Ökosysteme und Extremwetterereignisse bereits steigen.
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Inzwischen ist die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre so hoch wie zuletzt vor rund drei Millionen Jahren, im Pliozän. Wie anders jedoch damals die Erde und das Klima aussahen, haben Forscher in der vergangenen Woche auf einer Tagung der Royal Meteorological Society in London berichtet : im Schnitt zwei bis vier Grad wärmeres Klima als heute - 14 Grad mehr in der Arktis -, 15 Meter höherer Meeresspiegel, Grönland vermutlich eisfrei, und wie Fossilien zeigen: Bäume in der Antarktis.
Ist das die Zukunft des Planeten? Vielleicht. "Es ist eine Frage der Zeitskala", sagt Alan Haywood, Paläoklimatologe von der University of Leeds und einer der Redner in London. "Manche Komponenten des Erdsystems, wie die Oberflächentemperatur, reagieren sehr schnell auf CO₂. Andere antworten sehr langsam, etwa Eisschilde, Vegetation oder der tiefe Ozean." Aber auch diese beginnen jetzt, zu reagieren: Die arktische Eisdecke geht rasant zurück, Grönlands Gletscher schrumpfen, selbst die Antarktis verändert sich.
Diese langfristigen Prozesse verstärken die Klimaveränderung, etwa weil eisfreie Regionen viel mehr Wärme absorbieren. Wenn die CO₂-Konzentration lange genug so hoch bleibt wie heute, kommt am Ende das warme Pliozän-Klima heraus. Das heißt: Selbst wenn das Wunder gelingt, die Erwärmung in diesem Jahrhundert unter 1,5 Grad zu halten, könnte es sein, dass die Erde sich danach weiter erwärmt. Um das zu verhindern, müsste man der Atmosphäre womöglich viel CO₂ entziehen.
Der Übergang in die nächste Klima-Etappe hat schon begonnen. Das ist kaum noch zu übersehen, auch am Great Barrier Reef. "Es ist nichts, was vielleicht in Zukunft passieren könnte. Es passiert genau jetzt", sagt Korallenforscher Terry Hughes.
"Es passiert genau jetzt"