20.12.2018, 20:49
(20.12.2018, 17:18)leopold schrieb: Die Freunde der freien Presse verspritzen ihr Gift. Es handelt sich hier aber nicht nur um ein Problem des Spiegels, denn der Mann hat für viele Zeitungen geschrieben, u. a. für die NZZ (hallo Martin), die Welt, die Zeit und die FAZ.
Aber vor allem das des Spiegels. Beim ihm war "der Mann" seit 2017 fest angestellt, auch wegen seiner so authentisch wirkenden Märchenreportagen und seiner Preise.
Aber er fabulierte und log sicher nur in ganz guter Absicht .
Ein jüngerer geistiger Bruder des Monitor-Chefs Georg Restle, der vor knapp einem halben Jahr den "Neutralitätswahn" des Journalismus kritisierte und stattdessen seinen Kollegen einen "wertorientierten Journalismus" ans Herz legte.
Bei "Werten" ist das halt so eine Sache, sie sind moralisch und ethisch als gut befunden, aber keine Fakten, sondern subjektiv und individuell verschieden bis widersprüchlich. Die Versuchung ist groß, Fakten mit moralischen Werten zu vermischen oder sie ersteren unterzuordenen.
In der WiWo stand dazu ein guter Kommentar, den ich mir gespeichert habe:
Zitat:Und warum sind so viele Kollegen heutzutage, wenn die Sprache auf Trump und Gauland, auf Seehofer und Migranten kommt, keine Journalisten mehr, sondern Aktivisten? Was um Himmels willen bringt sie neuerdings dazu, dem „Neutralitätswahn“ entsagen zu wollen und einem „wertorientierten Journalismus“ das Wort zu reden, so „Monitor“-Chef Georg Restle? Was wollen sie uns mit dieser Phrase sagen?
„Wertorientierter Journalismus“ kann allein unter der Bedingung der Meinungsdiktatur als Norm formuliert werden – als Norm, der man als Journalist entsprechen oder die man als Journalist unterlaufen kann. Unter der Bedingung der Meinungsfreiheit in einer Demokratie ist „wertorientierter Journalismus“ nichts als ein unsinniger Pleonasmus: Schließlich darf ich als Journalist jederzeit sagen, meinen, schreiben, was ich will – gemäß meinen Wertvorstellungen oder auch nicht. Alle Versuche, den Journalismus mit einem Auftrag zu versehen, ihn in den Dienst einer „wehrhaften Demokratie“ zu nehmen, leiden an diesem logischen Denkfehler: Sobald ich das Gut der Pressefreiheit mit einem Attribut versehe („wertorientiert“), drohe ich auch schon, die Pressefreiheit zu begrenzen, sie zu beschädigen.