31.05.2018, 10:51
(30.05.2018, 18:43)Serge schrieb: Heute in T-Online eine ernüchternde und schonungslose Analyse der EU- und Euro-Politik des renommierten deutschen Ökonomen Daniel Stelter .
Auf seine Arbeiten und Analysen greift übrigens auch die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung gerne zurück.
Da ist sie wieder, die Krise, die nie weg war
Bei der italienischen Regierungskrise hält er sich nur kurz auf, denn sie ist für ihn Teil der EU- und Eurokrise.
Und der Fehler und Mängel listet er im Folgenden übersichtlich und gut verständlich auf. Sehr lesenswert.
Es ist Zeit, uns die ernüchternden Fakten zur Eurozone wieder in Erinnerung zu rufen:
[ . . . ]
Sein Fazit:
Eben, "die nie weg war". Die hatten doch schon Mitte der 70er die 30. Nachkriegsregierung (oder so ungefähr). Also im Schnitt jedes Jahr eine neue.
Das Problem am Euro ist eben, dass über den Währungshebel die politische und wirtschaftliche Vereinigung von völlig unterschiedlichen Volkswirtschaften versucht wurde. Man stellte sich vor und wünschte sich, dass mit einer gemeinsamen Währung die fiskalische, wirtschaftliche und politische Union automatisch entstünde, mindestens als Bundesstaat wie die USA. Man versuchte, das Pferd von hinten aufzuzäumen, und das konnte natürlich nicht klappen. Zuerst hätten die Voraussetzungen für eine politische Union geschaffen werden müssen, vor allem eine fiskalische Union, damit internes Steuerdumping vermieden wird.
Übersehen (ob absichtlich oder nicht) wurde dabei, dass das noch nie irgendwo funktioniert hat. Wichtige Voraussetzungen wie eine gemeinsame Sprache oder gemeinsame politische Ziele, die es nicht gab und gibt, wurden völlig vernachlässigt und deren Bedeutung für den Einigungsprozess absichtlich verharmlost. Tut mir leid, ein Österreicher steht mir halt auch emotional näher als ein Pole, weil er meine Sprache spricht und ich ihn verstehe, im Gegensatz zu einem Polen. Staaten mit verschiedenen Ethnien und Landessprachen halten nur ganz selten auf Dauer zusammen. Mir fällt eigentlich nur eine Ausnahme ein, die Schweiz, aber bei denen waren es die gemeinsamen Ziele, die den Zusammenhang begründeten und bis heute aufrecht erhalten.
Außerdem meine ich, dass es so etwas wie eine optimale Größe für stabile Staaten gibt. Zu große Staaten tendieren langfristig dazu, auseinanderzufallen (ehemalige Sowjetunion), kleine dazu, sich mit anderen kleinen zu einem größeren zu vereinen ("Heiliges Römisches Reich deutscher Nation", mir fällt gerade kein aktuelleres Beispiel ein, es gäbe aber sicherlich welche).