08.10.2016, 18:43
(08.10.2016, 14:03)Lumpensammler schrieb: Ein ausgesprochen lesenswertes Interview mit einem Verkehrswissenschaftler:
Hab ich damals schon gelesen und mich ziemlich drüber aufgeregt.
Gewiss ist nicht alles verkehrt, was Herr Hablesreiter von sich gibt, aber manches betrachtet er eben schon sehr aus der Warte des Automobil'hassers'.
Zum Beispiel das mit der angeblich nicht zu gewinnenden Zeit. Das ist für viele Leute, die mit dem Auto zur Arbeit fahren und dabei Tag für Tag jede Menge Zeit einsparen einfach nur lächerlich. Natürlich kann er einwenden, dass es schizo ist, für seine tägliche Arbeit x bis xxx Kilometer zu fahren. Dabei übersieht er allerdings, dass das eben teilweise einfach notwendig ist, um seinen Lebensunterhalt selbst finanzieren zu könne oder andererseits wunschgemäß geschieht, um einen Job zu haben, der einem gefällt. Öffentliche Verkehrsmittel sind mitnichten geeignet jeden jeden Tag überall hinzubringen - zumindest nicht ohne wirklich erheblichen Zeitverlust.
Das andere ist die Sache mit der Freiheit, die man angeblich nicht habe, nicht gewinnen könne. Wenn ich so etwas höre, dann frage ich mich ob der Herr ein wenig beschränkt ist. Natürlich ist ein Auto eine Option auf Möglichkeiten, die ich sonst nicht haben.
Wenn ich aus welchen Gründen auch immer nur eintägige Ausflüge unternehmen kann, dann habe ich mit einem Auto in der Garage und unterm Hintern die Möglichkeit morgens um halb vier loszufahren Richtung Berge, um fünf Uhr im Tal die Stiefelchen zu schnüren und um halb acht alleine auf einem Berggipfel zu stehen. Das ist Lebensqualität. Allein dafür lohnt es sich, ein Auto zu besitzen. Niemals kann man so ein Erlebnis mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln bewerkstelligen. Und so ist es eben mit vielen Dingen. Natürlich spart das Auto in vielen Fällen Wegezeit. Und natürlich ermöglicht es Aktionen, die man unterließe, hätte man keines.
Es ist einfach bequem, auch ein Faktor, den er nicht behandelt. Bewusst.
Letztlich liegt er aber auch mit seiner Prognose falsch, dass alles in die Stadt ziehen wird. Richtig ist, dass viele Senioren sich dort ansiedeln, doch die Folge, die er offenbar nicht bedachte ist, dass sich aufgrund der Wohnraumverknappung viele die Stadt nicht mehr leisten könne oder wollen und aufs Land ziehen, wo die Mieten günstiger sind. Auch lieben eben nicht alle Menschen die Verdichtung und die Unübersichtlichkeit sondern schätzen das familiäre Umfeld einer Dörflichkeit.
http://www.huffingtonpost.de/2016/09/14/...05410.html
Ob man also sagen kann, dass uns das Auto 'verrückt' macht, wage ich aufgrund dieses Artikels zumindest in Zweifel zu ziehen.