14.09.2018, 22:54
(14.09.2018, 21:28)PuK schrieb: Ich muss noch einmal darauf zurückkommen.
Der Vergleich verbietet sich auch aus einem anderen Grund. Die NSDAP hatte schon vor der sogenannten Machtergreifung eine paramilitärische Organisation, die SA. Die SA tat sich schon in der Weimarer Republik durch Gewalt und Brutalität hervor, etwa bei den legendären Saalschlachten mit den Kommunisten. Wobei die Kommunisten an der eskalierenden Gewalt auch nicht unschuldig waren. Das waren keine Waisenknaben, die haben auch selbst kräftig zugeschlagen.
Die SA bestand übrigens hauptsächlich aus Menschen von niedriger Bildung und geringem sozialen Prestige, um es mal vorsichtig auszudrücken. Auf Deutsch gesagt waren das vorwiegend am Leben frühzeitig Gescheiterte, Arbeitslose, Trinker und Kneipenschläger. So eine Art gesellschaftlicher Bodensatz.
Später, als die NSDAP an der Macht war, terrorisierte anfangs die SA und dann, nach dem "Röhm-Putsch", als der SA viele Kompetenzen entzogen wurden, mehr die Gestapo zusammen mit der SS die Juden und die politischen Gegner.
Diese brutale Gewalt, die natürlich zu verurteilen ist, sehe ich bei der AfD überhaupt nicht. Und die Verhältnisse von damals lassen sich mit den heutigen überhaupt nicht vergleichen, auch wenn das ständig versucht wird. Die ganze Atmosphäre war eine andere, aufgeheizter und an der Grenze zur Anarchie.
Ich meine, stell dir vor, heutzutage wäre in einer Stadt ein offener Lastwagen unterwegs. Auf der Ladefläche ein Trupp uniformierter Nazi-Schläger, für jeden sichtbar, und auf dem Weg zu irgendeiner kommunistischen Veranstaltung. Und niemand tut was dagegen. Das ist Anarchie. Genau das gab es damals, und zwar regelmäßig und überall in Deutschland.
Und darin liegt auch das Versagen der Weimarer Republik, dass man natürlich wusste, dass so etwas regelmäßig passiert, aber es nicht wirksam und nachhaltig unterbunden hat.
Alles, was ich sehen kann, deutet darauf hin, dass es der AfD auf politische Lösungen ankommt und nicht auf "handfeste". Wobei natürlich zu einem anständigen Grenzschutz auch ein Grenzer mit einem Gewehr gehört, der Leute, die er beim unerlaubten Übertritt erwischt, erst einmal anruft, z.B. mit "Wer da?" Und der, wenn sie nicht antworten, erst einen Warnschuss abgibt und wenn sie sich dann immer noch nicht melden, einen scharfen. Das ist aber nicht die Art von Brutalität, die ich oben beschrieben habe. Das ist nur die Durchsetzung geltenden Rechts.
Es wird viel zu vieles in einen Topf geworfen und dann kräftig umgerührt. Zum Beispiel die NSDAP und die AfD und ein wirksamer Grenzschutz heute und die DDR-Mauer damals. Das ist alles Unsinn, weil es Vergleiche von Äpfeln mit Birnen sind.
Sie sind unendlich naiv. Jede Zeit hat ihre Methoden. Die Faschisten von heute brauchen jetzt noch keine Gewalt, sie nutzen die Freiheiten unserer Demokratie, sie benutzen das Internet und die sozialen Medien. Erst wird die freie Presse zur Lügenpresse erklärt, dann werden die Leute über automatisierte Falschmeldungen in den sozialen Medien desinformiert und verhetzt.
Die demokratischen Regeln und Rechte werden solange genutzt, solange sie den Faschisten nutzen, dann werden sie schnell abgeschaft. Schauen Sie nach Polen und nach Ungarn. Eines haben die Faschisten gemeinsam: Wenn sie die Macht einmal in Händen halten, geben sie sie nicht mehr freiwillig her. Und dann werden auch Sie die Gewalt kennenlernen, die Sie heute vermissen. Lesen Sie die Kommentare der Faschisten in den Internetzeitungen: Die Ankündigungen von der anstehenden Großabrechnung werden zunehmend häufiger und unverblümter. Da haben schon einige Blut geleckt und die Waffendepots der Neonazis dürften gut gefüllt sein. Wo der Verfassungsschutz und Teile der Sicherheitsbehörden stehen, haben wir in den letzten Wochen kennengelernt.