14.09.2017, 07:41
(13.09.2017, 23:28)Klartexter schrieb:Doch, Martin, die Katalanen sind durchaus EU-freundlich. Nur hinkt Ihr Vergleich mit Schottland in mehrerlei Hinsicht. Das beginnt schon damit, dass das ursprüngliche Katalonien ja weit in heutiges französisches Territorium reichte. Im Laufe der Jahrhunderte hat es immer wieder Versuche zur Unabhängigkeit gegeben, welche alle gescheitert sind. Seit 1936 ist Katalonien eine der insgesamt 17 autonomen Regionen Spaniens und zählt zu den nacionalidades históricas, den historischen autonomen Regionen. In etwa vergleichbar mit Bayern vom Status her gesehen, und unsere Bundesregierung würde wohl ebenfalls kaum ein Referendum zulassen, welche die Abspaltung Bayerns von der BRD zum Inhalt hat.
In Schottland ist wiederum die Politik Londons eine der Hauptgründe, weshalb sich Schottland aus Great Britain verabschieden will. Der Brexit hat diesem Ansinnen nochmal Schwung gegeben, weil die Schotten mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt haben. Schottland weiß sehr wohl um die Vorteile einer Zugehörigkeit zur EU, deshalb ist man bereits jetzt auf der Suche nach Übergangslösungen bis zu einem entsprechenden Votum zur Unabhängigkeit.
Ich kann durchaus sowohl Katalanen wie Schotten und ihre Beweggründe verstehen. Trotzdem halte ich es nicht für zielführend, wenn sich Europa in immer mehr Kleinstaaten zersplittert. Die USA machen es doch eigentlich vor, dass man durchaus mit einer weitgehenden Autonomie als Staat in einem Staatenbund mit einer Zentralregierung leben kann. Wie oft passt Europa gleich wieder flächenmäßig in die USA?
Sie sollten sich mehr mit der Geschichte Schottlands befassen, Klartexter. Deren Versuche die Unabhängigkeit zu erreichen erstreckten sich über viele Jahrhunderte und waren auch schon mehrfach Vorlage diverser Verfilmungen. Diese scheiterten ebenso allesamt. Aber jetzt, nachdem die Schotten Pro-EU sind, werden die Unabhängigkeitsbestrebungen von Politik und Medien beklatscht, während man bei Katalonien von "Abspaltung" spricht. Wollte Spanien aus der EU austreten, würde man natürlich auch Katalonien nach Kräften bei der Unabhängigkeit unterstützen, ohne das sich am Status Quo der historisch gewachsenen Beziehungen zwischen Spanien und Katalonien irgendetwas geändert hätte.
Das was Sie als Aufspaltung in Kleinstaaten bezeichnen, ist der immer wieder zu beobachtende Prozess, dass es in den in der Vergangenheit gewaltsam annektierten Ländern gärt und die Unabhängigkeitsbestrebungen diese Länder nie zur Ruhe lassen kommen. Dieser Prozess hat das ehem. Jugoslawien implodieren lassen und zeigt sich bei Ländern wie den oben erwähnten und anderen, wie z.B. Nordirland oder Tschetschenien. Auch die EU ist ein "von oben" verordneter Staatenbund und hat deswegen auch keine Zukunft. Die USA taugen nicht als Vergleich, da Kultur und Sprache weitestgehend homogen sind und der Bund durch die Bürger selbst im Sezessionskrieg entschieden wurde. Der Prozess selbst dauerte über 100 Jahre. Der Flächenvergleich ist auch nicht zielführend, da Euopa nicht die EU ist.
Martin