04.10.2016, 13:57
Zitat:Der Physik-Nobelpreis geht dieses Jahr an drei Forscher: David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz wurden für ihre theoretischen Arbeiten in der Quantenphysik ausgezeichnet. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit. Die drei in den USA tätigen Wissenschaftler erhielten den Preis für die Erforschung exotischer Materiezustände. Sie hatten untersucht, wie sie sich durch extrem hohe oder niedrige Temperaturen verändert, wenn sie nicht mehr fest, flüssig oder gasförmig vorliegt.
Quelle: SPON
Leider erschließt sich mir nicht genau, was mit "exotischen Materiezuständen" gemeint ist. Sprechen sie da von entarteter Materie ? Das ist immer das Problem bei Wissenschaftsartikeln in der Tagespresse. Man mogelt sich so lange und gründlich um Fachausdrücke herum, bis keiner mehr weiß, was eigentlich gemeint ist.
Ich habe aber während des Schreibens dieses Posts noch etwas anderes gefunden:
Spektrum der Wissenschaft: Physiknobelpreis für Materiezustände in Supraleitern
Nein, es geht dabei nicht um entartete Materie, wenigstens nicht im Kern, sondern:
Zitat:Die drei Physiker wendeten Konzepte der Topologie auf exotische Materiezustände an und erklärten auf diese Weise bis dahin rätselhafte Phänomene aus Supraleitung oder Suprafluidität. In den 70er Jahren entdeckten Michael Kosterlitz und David Thouless, dass anders als bis dahin vermutet, Supraleitung und Suprafluidität in dünnen Schichten auftreten und sich mit topologischen Konzepten verstehen lassen. Die Topologie lässt andere die Symmetriebeziehungen zwischen den Komponenten eines Systems zu als klassische Systeme – mit ihr lassen sich die ungewöhnlichen Phasenübergänge beschreiben, die sich zum Beispiel beim Übergang vom normalen Leiter zum Supraleiter abspielen.
Zumindest das Wort "Topologie" hätte man doch vielleicht in den SPON-Artikel schreiben können, damit man ungefähr weiß, wo die Reise hingeht.
Edit: Einen erstaunlich guten Artikel - besser als der auf spektrum.de - hat übrigens die ZEIT .
Etwas missverständlich ist darin vllt. dieser Satz:
Zitat:So sind beispielsweise ein Doughnut und eine Kaffeetasse topologisch äquivalent, weil sie jeweils genau ein Loch haben.
Gemeint ist bei der Tasse nicht das "Loch", in das der Kaffee kommt. Das ist nämlich keines, sonst wäre die Tasse "kaputt" und der Kaffee würde unten wieder aus der Tasse herausfließen.
Gemeint ist das Loch, durch das man beim Trinken den Zeigefinger steckt. Der Henkel. Ob das Loch im Zentrum ist, wie beim Doughnut, oder sich an der Peripherie befindet, wie bei der Kaffeetasse, und wie groß das Loch im Verhältnis zum Rest des Körpers ist, spielt topologisch gesehen keine Rolle. Beide Körper sind sich topologisch gesehen sehr ähnlich, wenn nicht sogar identisch.
"Topologisch aquivalent" trifft den Sachverhalt zwar ganz gut, eigentlich. Aber das hätte man noch näher erläutern können und vermutlich müssen als allgemeine, schwerpunktmäßig eher politische Wochenschrift, um es jemandem, der noch nie davon gehört hat, wirklich verständlich zu machen.