17.01.2020, 09:29
(17.01.2020, 05:08)Sophie schrieb: Wissen Sie, ich habe einen Organspendeausweis. Trotzdem gibt es grundlegende ethische Dinge, die nicht einem kühlen Pragmatismus unterworfen werden sollten.
Dass man in der Mediziin und Forschung macht, was machbar ist, ist bekannt, aber wie sich die Grenzen verschieben, das sieht man anhand der Organtransplantation eigentlich ganz gut. Vor 70 Jahren hätte es einen noch gegruselt bei der Vorstellung, dass ein fremdes Herz in einem Menschen schlägt, inzwischen findet man es selbstverständlich. Ein toter Körper wird nun als Ersatzteillager angesehen.
Dass ein sterbenskranker Mensch auf ein Organ wartet also auf das Ableben eines anderen Menschen, ist auch so ein Umstand, der ausgeblendet werden soll und deshalb den Betroffenen schöngeredet.
Vor zwei Tagen war auf Seite 3 der AA ein kleiner Junge, der dringend ein Spenderherz benötigt. Bedauernswert er wie seine Eltern. Natürlich wünscht man ihm, dass er operiert und geheilt werden kann. Aber dazu muss erst mal ein anderes kleines Kind hirntot sein.
Was es mit diesem 'Hirntod' auf sich hat, fragt man auch besser nicht so genau nach. Im Grunde ist es ein Konstrukt, um einem eben noch nicht komplett Toten Organe entnehmen zu können, weil es NACH eingetretenem Tod, wie man ihn seit Menschengedenken gesehen hat, die Organe nicht mehr zu verwenden sind.
Zusammen mit der Abstoßungsreaktion und den Medikamenten, die ein Empfänger lebenslang einnehmen muss (unter erheblichen Nebenwirkungen) zeigt sich doch recht deutlich, dass die Natur das gar nicht vorgesehen hat, dass individuell für einen Menschen bestimmte Organe für einen anderen verwendet werden. Der Mensch trickst die Natur aus, dass die Kirchen das mittragen ist eigentlich seltsam.
Aber wie immer darf man für jegliches Weiterleben alles unternehmen, nur sterben darf keiner nach eigenem Gusto in Frieden.
Ich stelle mich nicht gegen die Transplantationen, aber es muss für mein Dafürhalten so bleiben, dass Spender dies aus freien Stücken und erklärtermaßen tun sonst sind es keine 'Spender'. Dass man sie bei Ausstellung eines Ausweises befragt und sie Ja oder Nein sagen müssen, erachte ich als eine gute Möglichkeit. Dass man das Ja unter dem Druck, dass man dann aber selbst niemals ein Organ erhalten könne, ernötigt, sollte allerdings unzulässig sein.
Ein öffentliches Register in dem man sich online anmelden und ggf. wieder abmelden kann, ist überfällig - was soll das heute noch mit dem Ausweis, den man dann ggf. nicht bei sich hat? Eine Legitimierung wird irgendwie möglich sein, beispielsweise über die postalische Zusendung einer Bestätigung.
Alles nachvollziehbar. Und natürlich muss auch erst einer Hirntod sein.
Aber das ist doch bisher auch schon so.
Ich seh das ganz pragmatisch. Alle Zustände des Dahinsiechens, die man bei einer Patientenverfügung entscheiden kann, sind für mich kein Zustand. Hirntod geht noch eine Stufe weiter.
Von daher ist es doch was gutes, wenn man dann zumindest noch jemanden bzw. mehrere jemanden helfen kann.
Viele europäische Länder haben die Widerspruchslösung und alle haben bessere Zahlen wie Deutschland
https://m.bpb.de/dialog/netzdebatte/2853...-in-europa
Zudem stehen wohl auch viel mehr der Organspende positiv gegenüber, haben aber keinen Ausweis. Gründe. Vermutlich zu faul.
Für mich ist es mal wieder eine Politik am Bürger vorbei.
Wer nicht Organspender sein will, hätte widersprechen können. Aber so werden weiter Unsummen verschwendet durch Postsendungen mit Informationen (auch an Organspender). Zudem wird den Ausweisausstellern bürokratie aufgebrummt, genauso wie Ärzten Zeit gestohlen.
Es hätte sehr einfach sein können. Deutschland macht mal wieder eine deutsche komplizierte Lösung daraus.
Chance verpasst.