(31.10.2019, 13:51)Sophie schrieb: Gut, Jammern gehört zum Beruf bei den Bauern wie bei den Marktkaufleuten ( ) . Lobbyarbeit auch.
Nur warum man ihnen ihre Arbeitsgerätschaften vorhält, verstehe ich nicht. Ja, kostet ein Haufen Kohle so ein Teil. Früher hatten die Bauern deshalb Genossenschaften, um sich gemeinsam sonst unbezahlbare Maschinen anzuschaffen. Wenn aber die Ernte rein muss, ist es schlecht, warten zu müssen, bis der Huababauer von neben an mit seiner drin ist.
Wer möchte den Beruf ausüben?
Und was das Wirtschaften ohne Chemiekeulen anbelangt: Können sie sicherlich, vor allem, wenn der Verbraucher bereit ist, die dafür erforderlichen Preise zu bezahlen.
Ja, das nannte sich "Maschinenring". Mein Onkel hat sich da immer den Mähdrescher ausgeliehen, weil diese Dinger noch teurer sind als Traktoren. Aber den kriegst du vom Maschinenring halt nie dann, wenn eigentlich der geeignete Zeitpunkt für die Ernte wäre, sondern ein paar Tage davor oder danach. Und wenn das Getreide zu feucht ist (vorher), dann kriegst du beim Verkauf einen satten Abzug und wenn du ihn zu spät kriegst, dann kann das Getreide schon durch einen Hagel oder sonstwas flachgelegt sein. Auf jeden Fall hat es auch nicht mehr die optimale Qualität, wenn es zu spät geernet wird.
Ich würd's übrigens schon machen, aber dann nur Ackerbau, keine Viehzucht. Dann hast du wenigstens im Winter frei. Denn mit Vieh bist du das ganze Jahr über beschäftigt. Ein paar Tage Urlaub sind dann so gut wie unmöglich, außer du hast jemanden, der sich zuverlässig um die Tiere kümmert während du weg bist. Aber so jemand ist schwer zu finden, weil das nicht ist wie die Katze der Nachbarin zu füttern und das Katzenklo bei Bedarf sauber zu machen. Sondern das ist richtig schwere Arbeit. Und der Milchlaster kommt früh, was bedeutet, dass die Vertretung ziemlich früh aufstehen muss. Halb fünf könnte gerade noch reichen.
Und: Ich hab ja nicht gesagt "ohne Chemie". Ganz ohne Chemie kommst du auf keinen grünen Zweig. (Oder du machst halt wirklich auf "Bio" und verkaufst deine Ware über den Demeter zum Drei- oder Vierfachen des Normalpreises.) Was natürlich zum großen Teil mit den Monokulturen zusammenhängt. Da haben Schädlinge aller Art ideale Bedingungen, um sich auszubreiten.
Ich habe nur gesagt "ohne Glyphosat". Weil das ein Mist ist. Und zwar hauptsächlich deshalb, weil Glyphosat eigentlich alle Pflanzen vernichtet. Da bleibt nichts übrig, wenn du das ausbringst. Du brauchst außerdem deshalb das genmanipulierte Saatgut von Bayer, das gegen Glyphosat resistent gemacht wurde, und das du jedes Jahr aufs neue kaufen musst (auch bei Bayer natürlich), weil deine Pflanzen nicht fruchtbar sind. Die Fähigkeit zur Erzeugung von fruchtbaren Samen wurden denen auch herausgezüchtet. Du kannst also nicht dein eigenes Saatgut verwenden, wenn du Glyphosat verwendest. Sondern du machst dich vollständig abhängig von diesem Zeug und dem Konzern, der es herstellt.
Ich will meine 70er Jahre wieder. Und damals haben die Bauern zwar auch schon gejammert, aber es hat doch funktioniert. Keiner hierzulande ist verhungert. Und das Brot und die Brezeln waren besser als dieser ganze Mist heutzutage.