(20.11.2021, 10:41)Kreti u. Plethi schrieb: Ohne wirkliche Kenntnis der Sachlage fallen mir zwei Gründe ein.
Existenzielle Not und das $-Zeichen in beiden Augen, in beiden Fällen kann ich die Beweggründe zwar verstehen, nur ohne geringste eigene logische Voraussicht ist mein Mitleid dann auch deutlich reduziert.
Bei soviel Dröseligkeit nützt auch der Papagei Wieler nichts mehr.
Mit der existenziellen Not liegst Du nicht so falsch, die meisten Kollegen haben seit Weihnachten 2019 praktisch keine Einnahmen mehr. Gut, es war zweimal die Dult, aber im Normalfall hat ein Marktkaufmann im Jahr um die 100 Veranstaltungen, bei denen er Geld verdienen kann. Auch bei den Schaustellern ist es ähnlich, die starten normalerweise Anfang März und sind dann bis Ende Oktober auf Tour, im Dezember stehen sie dann noch auf den Weihnachtsmärkten. Die Schausteller hatten zwar dieses Jahr einen verlängerten Plärrer, aber der macht das Kraut nicht fett.
Wer auf dem Christkindlesmarkt steht, der muss sich - abgesehen von den Imbissbuden - frühzeitig um den Wareneinkauf kümmern, ich habe immer zum 1. Oktober begonnen, die Tees in Tüten abzufüllen, um genügend Ware im Angebot während des Marktes zu haben. Trotzdem musste ich immer noch nachbestellen und während des Geschäftsbetriebs "nebenbei" abpacken. Wer zum Beispiel Weihnachtsartikel verkauft, der muss die Artikel mindestens 10 Wochen vor Marktbeginn geordert haben, sonst steht er ohne Ware da. Eine Kollegin hat einen Markt abgesagt, weil ihr Lieferant signalisiert hat, dass er nur eine kleine Menge liefern kann. All das bekommt der Kunde in der Regel gar nicht mit, viele Kollegen haben mit ihrem Einkauf sehr lange gezögert, weil nicht klar war, ob der Markt überhaupt stattfindet.
Dann hat die Stadt gesagt, er findet auf jeden Fall statt, wenn auch mit Einschränkungen, aber die Kollegen haben daraufhin entsprechend Ware geordert, auf der sie nun sitzen bleiben. Das Geld ist weg, denn die Lieferanten nehmen auch nichts zurück, was angesicht leerer Kassen wohl für manche Standbetreiber das geschäftliche Aus bedeutet. Hätte man nicht den Sommer politisch gesehen verschlafen, dann hätte man jetzt auch nicht wieder Menschen in eine existenzielle Not bringen müssen. Es betrifft mich zwar nicht mehr persönlich, aber ich bekomme ob dieses Versagens nur noch die blanke Wut auf die politisch Verantwortlichen.
Und nein, Bogdan, ein vitueller Markt bringt nichts. Viele Kollegen haben ja eigene Seiten im Netz, die der wirklich Interessierte auch aufruft. Aber die Atmosphäre eines Christkindlesmarktes lässt sich auch bei einer noch so gut gestalteten Seite nicht übertragen. Zudem hätte man bereits im Sommer damit beginnen müssen, von den Händlern Bilder und Artikelbechreibungen anzufordern, wenn man auf der Seite auch Artikel verkaufen wollte. Ich hatte zu Beginn der Pandemie so etwas für meine Kollegen online gestellt, aber das Ergebnis war sehr dürftig. Daher habe ich die Seite in diesem Jahr wieder aus dem Netz genommen.