11.01.2019, 18:08
Interessanter Beitrag. Mich erinnert das an die weichgespülten und genormten Interviewbeiträge von Fußballspielern, die mittlerweile eigentlich niemanden mehr interessieren. Soll das mit Politikern auch so werden?
Verwundet, gejagt
Zitat:Wer will eigentlich noch in das politische Geschäft einsteigen, wenn man ihn nach einem Angriff auf die eigene Familie und nach einer unbedachten Überreaktion wie der Account-Löschung sofort als ungeeignet aussortiert? Wer freut sich auf den Tag, an dem die eigenen Ausrutscher - die falschen Sätze in einem Wahlvideo, das Gestammel in einer Talkshow, der plötzliche Tränenausbruch auf einer Pressekonferenz, die Lästerei auf der sicher geglaubten Hinterbühne - im Kuriositätenkabinett der sozialen Medien für Furore sorgen?
Und ist der Anspruch fortwährender Kommunikationsbereitschaft tatsächlich sinnvoll? Wird er nicht - im Verbund mit der moralisierenden Hypersensibilität von einzelnen Journalisten, politischen Gegnern und Teilen des Publikums - unvermeidlich zur Falle?
Ich behaupte: In der Kombination aus Beobachtungsdruck und Reaktionszwang, Authentizitätsverlangen und Perfektionssehnsucht programmiert diese Gesellschaft den politischen Burn-out. Und sie züchtet, ob sie will oder nicht, den Typus des kleinmütigen, visionsfeindlichen, sich hinter Phrasen verschanzenden Angstpolitikers, den sie dann verachtet.
Verwundet, gejagt