22.03.2018, 11:36
(22.03.2018, 11:11)Serge schrieb: Alles fast recht und fast schön.
Aber keine Antworten auf meine Fragen.
Warum?
Es gibt ja einen regelrechten Gelehrtenstreit über die wahren und echten Ursachen des Islamismus und islamistischen Terror.
Natürlich zum einen die von Ihnen genannten Gründe, aber auch noch weiter zurückliegende.
Wie die neue und selbstherrliche geopolitische Kartografie des nahen Ostens nach dem 1.Weltkrieg und die Macht- und Einflusssphärenverteilung nach dem 2. WK. und die daraus resultierenden Kriege um Vorherrschaft und Erdöl.
Zum anderen die Gründung der Muslimbrüderschaft in den 20er Jahren des 20. Jh.s., deren ziel nicht nur der Kampf gegen die britische Bevormundung und gegen den Säkularismus der westlichen Welt war, sondern damit eng verbunden die Stärkung des Islam und die Verbreitung der islamischen Moral und Lebensweise.
Die Muslimbrüderschaft ist in allen arabischen Ländern aktiv, so z.B. auch in Gestalt der Hamas.
Und außerdem gibt es natürlich die religiöse Motivation.
Interessant dazu der Artikel Töten im Namen Gottes in der FAZ vom 29.03.2016
So sagt der französische Politikwissenschaftler Olivier Roy, dass meisten Täter Angehörige der zweiten Generation von Einwanderern oder aber Konvertiten aus europäischen Familien der Mittel- oder Unterschichten seien und oft eine Karriere als Drogenhändler und Kleinkriminelle hinter sich hätten, also Loser-Typen seien, die in Kindheit und Jugend besonders fromm gewesen seien oder sie Kontakte zu irgendeiner Moschee gehabt hätten. "Aber die religiöse Sprache diene diesen zumeist gescheiterten, aus der Bahn geworfenen, von Frustration über ihr Lebensunglück und Hass auf die Gesellschaft geprägten jungen Menschen nur dazu, endlich ihrem Leben einen Sinn geben zu können."
Der französische Sozialwissenschaftler Gilles Keppel widerspricht diesem in seinen Augen einseitigen Erklärungsversuch und betont die wichtige Rolle der Religion, die sich nicht nur wie bei Roy auf religiöse Sprache und Symbolik beschränkt.
Dieser Meinung bin ich allerdings auch.
Ein Streit um des Kaisers Bart. Klar ist jedenfalls, dass ohne die von mir oben beschriebene fehl- und ausschließlich von eigenen Interessen geleitete Politik der Großmächte niemals eine solche terroristische Sprengkraft entstehen hätte können.
Ein wichtiger Aspekt ist natürlich auch die verfehlte Einwanderungspolitik der westlichen Staaten, deren Auswüchse insbesondere in Frankreich zu beobachten sind. Menschen ohne Perspektive kommen eben schnell auf dumme Gedanken und sind anfällig für Einflüsterungen aller Art.