05.01.2019, 20:20
(05.01.2019, 19:34)Martin schrieb: Die Richtigkeit des journalistischen Tuns bezweifeln, das darf nur ein Ausländer wie Jay Rosen. Der renommierte amerikanische Medienwissenschaftler aus New York hat einen „Brief an die deutschen Journalisten“ verfasst und im Feuilleton der „FAZ“ vom Samstag veröffentlicht.
Mit amerikanischer Höflichkeit fordert er auf, folgende Lektionen zu lernen:
Lektion 1: „Menschen, die sich übergangen fühlen, sind unempfänglich für komplexe und unbequeme Wahrheiten. Der Punkt „genauer zuhören“ sollte deshalb ganz oben auf Ihrer Agenda stehen.“
Lektion 2: „Es gibt einen Unterschied zwischen journalistischem und politischem Handeln. Es ist nicht die Aufgabe von Journalisten, eine Partei oder einen charismatischen Politiker zu bekämpfen.“
Lektion 3: „Als Journalisten haben Sie nicht die Aufgabe, den Leuten zu sagen, was sie denken sollen.
Lektion 4: „Es reicht nicht, die Agenda von den Regierenden zu übernehmen.“
Lektion 5: „Die Nutzer journalistischer Angebote, also die Leser, Zuschauer, Hörer haben heutzutage mehr Macht, weil sie mehr Auswahl haben. Wenn in einer Beziehung eine Seite mächtiger wird, verändert das die Beziehung. Der deutsche Journalismus muss das zur Kenntnis nehmen und sich entsprechend weiterentwickeln.“
Jay Rosen endet mit der harmlosen und gerade deshalb bösartigen Frage: „Sind Sie dazu bereit?“
Martin
Dass nun angeblich ausgerechnet ein US-Amerikaner pauschal deutsche Journalisten belehren will, ist natürlich der totale Witz. Er sollte sich lieber an die Kollegen im eigenen Land wenden, die für ihren exzessiven Meinungsjournalismus bekannt sind.
Und zu Lektion 1: Warum sollte man Menschen, die sich übergangen fühlen, unbequeme Wahrheiten ersparen und sie stattdessen mit Lügen und scheinbar einfachen Lösungen zufriedenstellen, wie das beispielsweise Trump tut? Werden dadurch die Probleme dieser Leute gelöst? Wohl eher nicht. Die Folge wird aber sein, dass diese Menschen noch mehr enttäuscht sind und beim nächsten Mal einem noch radikaleren Rattenfänger hinterherlaufen. Siehe Brasilien.