23.12.2018, 16:35
(23.12.2018, 15:45)leopold schrieb: Mal bis hierher. Der frühe Spiegel, die taz, Bednarz' Monitor, Alts Report und auf der anderen Seite Bild, die Welt, Report München und Löwenthals ZDF-Magazin - unparteiisch? Darf ich lachen? Das war auf beiden Seiten oft nur pure Demagogie. Das würde heute nicht mehr als ernsthafter Journalismus durchgehen.
Was hat sich seitdem geändert? Die großen gesellschaftspolitischen Schlachten und Richtungskämpfe sind seit Rot-Grün und der Annäherung von Schwarz und Grün geschlagen. Der Qualität des deutschen Journalismus hat das nicht geschadet, sie ist heute wesentlich besser als früher, da man sich nicht mehr in ideologischen Schützengräben gegenübersitzt, sondern sich eher an komplizierten Sachfragen abarbeitet.
Die große Ausnahme sind seit einigen Jahren die Themen Flüchtlinge, Migration und der aufkommende Nationalismus, die die Gesellschaft wieder spalten wie früher die Wiederbewaffnung, die Abtreibung oder die Atomkraft. Und das ist der Grund, warum Sie die Welt nicht mehr verstehen: Sie stehen plötzlich auf der anderen Seite des Grabens, zusammen mit Leuten, mit denen Sie früher nichts zu tun haben wollten. Die Medien, mit denen Sie groß geworden sind, sind ihrer Grundhaltung treu geblieben. Verändert haben vor allem Sie sich.
Sie brauchen mir nicht die Welt erklären, dazu fehlt Ihnen im Vergleich zu mir eine Menge Erfahrung mit gelebten und erlebten Veränderungen und Umwälzungen. Als Sie das Abi machten, war ja das Leben schon viel einfacher.
Bei Ihnen geht es ja erst mit den händchenhaltenden Demos los.
Die Qualität des deutschen Journalismus können Sie wohl auch deswegen nicht wirklich einschätzen. Lesen ersetzt keine Erfahrung.
Ich verstehe die Welt nicht weniger als Sie, ich verstehe sie schlicht anders.
Und wenn Sie glauben oder vermuten - wie sollten Sie es auch wissen - dass ich "plötzlich" auf der anderen Seite des Grabens stehe, mit Menschen, mit denen ich früher nichts zu tun haben wollte, dann täuschen Sie sich. Der Graben verläuft nämlich nicht zwischen Gut und Böse, Grün und Braun bzw. Schwarz und Rot, sondern zwischen allen möglichen Lagern (die nicht mit Parteien gleichzusetzen sind). Und ich, in jahrzehntelanger Tradition als Demokrat und unabhängiger Linker, gehöre zu dem Lager, das mit größtem Misstrauen sieht, dass die Freiheit des Denkens und der Meinung gleichermaßen vom schwarzrotgrünen Meinungskartell wie von schwarzbrauner Demagogie bedroht wird.
Ihre These, dass die von mir genannten Medien, allen voran der Spiegel, ihrer Grundhaltung treu geblieben sind, zeugt nur von Ihrer Unerfahrenheit und Selbstüberschätzung Ihres Urteilsvermögens.
Und Ihre Auffassung, dass es damals ernsthaften Journalismus nicht gegeben habe, im Gegensatz zu heute, setzt Ihnen vollends die Kasperlmütze auf.
Demagogie... soso … im Lager der Grünen, dem Sie ja auch angehören, sollte man sich nicht so hochmütig über die Demagogie anderer äußern. Jeder, der Gegner der Flüchtlingspolitik, die ihre Argumente vorbringen, ins Lager der Rechten abschiebt, ist eine Demagoge, ein Spalter, ein Feind der Meinungsfreiheit.
Sie dürfen sich gerne angesprochen fühlen.