06.11.2017, 20:53
(06.11.2017, 19:59)Radetzky schrieb: In dem Beitrag von ihnen, auf den ich Bezug genommen haben, haben sie anders argumentiert. Dort ging es um den Denkmalschutz damals. Damals gab es keinen Denkmalschutz. Deswegen konnte der Denkmalschutz auch nicht eingreifen, weil es ihn nicht gab. Jetzt gibt es ihn und es sind annähernd hundert Jahre vergangen. Der Schriftzug "Capitol" ist also seit dem Zeitraum Teil des "Ensembles Altstadt Augsburg". Sie müssen das auseinanderhalten: Das eine ist Denkmalschutz/Ensembleschutz/Wiedererkennung/Marke usw. Wer kein Sinn für Nostalgie hat, wenig empathisch ist oder wem das schlicht egal ist, ob da Holzhütten stehen oder Steinhäuser, der hat mit solchen Dekonstruktionen natürlich keine Probleme. Die Sache dürft inhaltlich aber ganz einfach sein: Die Seferis gehen zur Behörde, tragen vor, was sie wollen; unter anderem die Benennung des neuen Lokals, mit der Bedingung den Schriftzug "Capitol" abzunehmen und das Lokal "Zum weißen Hasen" zu nennen. Nun kann die Behörde dem zustimmen oder nicht, weil der Denkmalschutz bestimmt, was schutzwürdig ist oder nicht. Scheinbar ist es der Schriftzug "Capitol" nicht denkmalschutzwürdig und der historische Bezug zur Augsburger Kinogeschichte interessiert die Leute von der Stadt nicht. Fertig. Clevere Unternehmer erkennt man daran, dass sie Lücken in den Vorschriften erkennen und diese für sich nutzen. Die Seferis sind clevere Geschäftsleute. Das ist moderner Zirkus. Wenn die Zirkusleute machen können was sie wollen, dann sieht die Stadt irgendwann anders aus. Nun gibt es aber eine ganze Menge Menschen die an der Stadt hängen und Veränderungen, gerade wenn das schnelllebige Gastronomiegewerbe die Veränderung bewirkt, nicht nachvollziehen können. Und das Augsburger Gastrogewerbe ist in Teilen, nicht in Gänze, ein politisch gut vernetztes Gebilde. Man kann sich vorstellen, dass die Augsburger, kommt der Schriftzug weg, mit den Füßen bei den Seferis abstimmen. Das ist dann Pech.
Die Augsburger als solche haben es die Seferis gar nicht so im Blick. Das ist beste Touristenlage, da kommen alle Führungen vorbei. Denen ist "CAPITOL" kein Begriff. Die haben dann, was einheimische Speiselokale in günstigster führungsnaher Lage angeht, folgende Auswahl:
Weißer Hase (Seferi)
Zeughausstube (Seferi)
König von Flandern (Seferi)
Natürlich nicht immer derselbe.
Und alles läuft unter DreiSchwaben- bzw. ZweiBayern-Küche. Vielfalt im Essen und gesunde Konkurrenz sieht anders aus.
Da kriegt kein anderer mehr den Fuß dazwischen.
Von der Kälberhalle, dem "Ochsen" in Göggingen und dem "Haunstetter Hof" möchte ich jetzt gar nicht reden, denn das ist nicht fußläufig zur Innenstadt.
Und zum Namen. Der Herr Seferi wollte den alten bekannten Namen der ausgebrannten Gaststätte halt einfach mitnehmen. Bei den Zeughausstuben war's ihm egal, beim Ochsen auch, in Haunstetten auch. Da knüpfte er brav an die Tradition an.