06.11.2017, 20:22
(06.11.2017, 19:59)Radetzky schrieb: In dem Beitrag von ihnen, auf den ich Bezug genommen haben, haben sie anders argumentiert. Dort ging es um den Denkmalschutz damals. Damals gab es keinen Denkmalschutz. Deswegen konnte der Denkmalschutz auch nicht eingreifen, weil es ihn nicht gab. Jetzt gibt es ihn und es sind annähernd hundert Jahre vergangen. Der Schriftzug "Capitol" ist also seit dem Zeitraum Teil des "Ensembles Altstadt Augsburg". Sie müssen das auseinanderhalten: Das eine ist Denkmalschutz/Ensembleschutz/Wiedererkennung/Marke usw. Wer kein Sinn für Nostalgie hat, wenig empathisch ist oder wem das schlicht egal ist, ob da Holzhütten stehen oder Steinhäuser, der hat mit solchen Dekonstruktionen natürlich keine Probleme. Die Sache dürft inhaltlich aber ganz einfach sein: Die Seferis gehen zur Behörde, tragen vor, was sie wollen; unter anderem die Benennung des neuen Lokals, mit der Bedingung den Schriftzug "Capitol" abzunehmen und das Lokal "Zum weißen Hasen" zu nennen. Nun kann die Behörde dem zustimmen oder nicht, weil der Denkmalschutz bestimmt, was schutzwürdig ist oder nicht. Scheinbar ist es der Schriftzug "Capitol" nicht denkmalschutzwürdig und der historische Bezug zur Augsburger Kinogeschichte interessiert die Leute von der Stadt nicht. Fertig. Clevere Unternehmer erkennt man daran, dass sie Lücken in den Vorschriften erkennen und diese für sich nutzen. Die Seferis sind clevere Geschäftsleute. Das ist moderner Zirkus. Wenn die Zirkusleute machen können was sie wollen, dann sieht die Stadt irgendwann anders aus. Nun gibt es aber eine ganze Menge Menschen die an der Stadt hängen und Veränderungen, gerade wenn das schnelllebige Gastronomiegewerbe die Veränderung bewirkt, nicht nachvollziehen können. Und das Augsburger Gastrogewerbe ist in Teilen, nicht in Gänze, ein politisch gut vernetztes Gebilde. Man kann sich vorstellen, dass die Augsburger, kommt der Schriftzug weg, mit den Füßen bei den Seferis abstimmen. Das ist dann Pech.
Sie haben auch anders argumentiert. Sie haben argumentiert, dass den Seferis der neue Geschäftsname nur durchgegangen sei, weil sie in der Stadtverwaltung über die CSU und den OB gut vernetzt seien. Zumindest implizierte das die Fragestellung, warum einige Gastronomen so viel Handlungsfreiheit hätten, worauf ja einige auch brav über das hingehaltene Stöckchen sprangen.
Den Beweis dafür, nach dem ich gefragt hatte, bleiben Sie allerdings schuldig. Also in welchem anderen Fall durfte ein Gastronom oder Geschäftsmann nicht, was jetzt die Seferis (mit der Hasenbrauerei im Rücken) dürfen? Wenn Sie da keinen Beleg haben, ist das im Grunde nahe an der üblen Nachrede. Sowohl für die Untere Denkmalschutzbehörde als auch für die Seferis. Das geht in die Richtung des Vorwurfs der Mauschelei, Klüngel. Man weiß ja angeblich wie das so läuft.
Nostalgie, Empathie, Holzhütten, Dekonstruktion. Nachtigall ich hör Dir trapsen. Nicht alles was dem eigenen Bauchgefühl nicht zuträglich ist, ist deshalb eine falsche Entscheidung. Auf die Abstimmung der Augsburger mit den Füßen darf man gespannt sein, ja. So toll lief ja offenbar die Gastronomie unter den Namen Capitol auch nicht oder warum gab der Wirt auf?
Vllt. haben auch Sie inzwischen mitbekommen, dass auf dem Gebäude immer noch ein Hinweis auf das alte Kino prangt, auf jenes, das wohl sogar noch ohne Leuchtreklame auskam, was dem historischen Gebäude gut anstand. Das Interieur wurde erhalten, muss erhalten bleiben, ohnehin eine schwere Hyptothek für alle Nachfolgeunternehmungen.
Es redet sich leicht, wenn man's nicht finanzieren muss.