11.09.2017, 10:55
(11.09.2017, 10:46)Martin schrieb: Unechte Trachten sind inzwischen die Regel. Vor einiger Zeit hatten wir ein Dirndl für meine Frau gekauft, in einem bekannten oberbayerischen Fachgeschäft. Da man als Mann in solchen Fällen 90% der Zeit nur nutzlos im Laden herumsteht, habe ich mit den Verkäuferinnen geplaudert. Auf meine Frage, inwieweit die Trachten denn authentisch hinsichtlich der regionalen Gepflogenheiten wären, bekam ich zur Antwort, dass alle in den Geschäften angebotenen Trachten mehr oder weniger Phantasiegebilde im Landhausstil seien und originale Trachten eigentlich nur noch in den Trachtenvereinen in aufwändiger Eigenfertigung hergestellt würden. Das war mir so nicht bewusst.
War mir schon länger klar. Die Trachten waren ja früher auch nicht nur regional, sondern sogar von Dorf zu Dorf verschieden. Man konnte aus ihnen einiges ableiten über den Träger oder die Trägerin. Ob die Leute verheiratet waren oder nicht zum Beispiel.
Allerdings hatten sie früher keinen grünschimmernden und rosafarbenen Nylonstoff, sondern eher Graues. Authentische Trachten könnte man also gar nicht per Massenproduktion in der Türkei oder in China herstellen, weil jeder seine individuelle Tracht bräuchte. Es wäre teuer und würde nicht hip, sondern altmodisch aussehen.
Allerdings können Faketrachten trotzdem ganz nett aussehen. In dem Betrieb, in dem ich gelernt habe, gab es ein Mädel, das die Tochter von einer Thailänderin und einem bayerischen Busunternehmer war. Die sah wirklich niedlich und zum Anbeißen aus in ihrem Dirndl. Der Kontrast hat's in dem Fall gemacht. Dieser eindeutig asiatische Einschlag und das "bayerische Dirndl" dazu.