19.03.2017, 17:55
(19.03.2017, 12:46)Serge schrieb: Ein sehr interessanter analytischer Kommentar von Ferdinand Knauß in der WirtschaftsWoche.Also zurück zum Nationalismus? Zu geschlossenen Grenzen?
Warum Deutschland Integrationskraft fehlt
Die Einbindung in die deutsche Volkswirtschaft und in die Sozialsysteme seien lange nicht ausreichend für eine Integration. Die Identifikation mit Deutschland über die Eingliederung in den deutschen Arbeitsmarkt nicht möglich. Materielle Absicherung schaffe keine emotionale Nähe. Knauß verweist dabei auf den stark überzogenen "bombastischen Patriotismus" und die patriotischen Rituale in den USA, mit denen man die Einwanderer emotional absichere.
Sein Fazit:
Wenn Deutschland ein Einwanderungsland sein wolle, dann müsse es ein Land mit starkem Bürgersinn und starkem Staat sein. Es müsse Schutz bieten, so auch vor den Schergen Erdogans, aber auch ein unmissverständliches Bekenntnis zu Pflichten und Verantwortung von Neubürgern einfordern. Man müsse wissen, was man ist, woher man komme und man müsse dies auch bewahren wollen. Für Alt- und Neubürger und deren Nachkommen.
Deutschland ist seit Jahrhunderten ein Einwanderungsland. Warum es gerade bei den Türken mit der vollständigen "Assimilierung" nicht so geklappt hat, liegt auf der Hand. Und das hat weniger religiöse Gründe...
Es gab bei der ersten und auch zweiten Generation der Gastarbeiter keinerlei Bemühungen, sie zu integrieren. Weder Sprachkurse noch sonstige Integrationsangebote. Man dachte ja, sie gehen wieder zurück und das auf beiden Seiten. Gemocht hat man insbesondere die Türken nie. Das geht bei der Wohnungssuche los, in manchen Schulen und endet bis heute in der Tatsache, dass Menschen die hier geboren sind, keinen freien Zugang zu allen Lokalitäten in diesem Lande haben.
Dieser Frust hat sich über Jahrzehnte aufgebaut. Da muss man sich nicht wundern, dass sich ein Teil von der deutschen Gesellschaft abwendet und "back to the roots" als Heilmittel betrachtet.
Ein junge Türke kürzlich in einem TV-Interview hat es mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht: "Wir haben Euch geliebt, ihr habt uns über Jahrzehnte abgelehnt. Das ist das Ergebnis." (sinngemäß - leider finde ich das Interview nicht mehr).