12.03.2017, 21:53
(12.03.2017, 19:03)leopold schrieb: Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, dass die Türkei im Jahr 2005 beitrittsreif für die EU war. Die Türkei hatte sich gerade mal der ärgsten wirtschaftlichen Probleme entledigt. Innerhalb der Türkei gab es aber damals (wie auch heute noch) gravierende Unterschiede in der Entwicklung, das Kurdenproblem war nicht ansatzweise gelöst: Ein derart großes, nur zum Teil entwickeltes Land hätte die EU massiv überfordert. Die Türkei hätte den eingeschlagenen Weg weitergehen müssen. Leider ist Erdogan aber zu seinen religiösen Wurzeln zurückgekehrt und arbeitet nun an seinem eigentlichen Projekt: An der Abschaffung des Kemalismus.
Das Problem ist: Erdogan ist kein Demokrat, er wird die errungene Macht niemals mehr freiwillig abgeben. Sie werden es wohl auch nicht mehr erleben, dass in der Türkei etwas anderes als die AKP regiert.
Ich meinte nicht beitrittsreif in dem Sinne, dass damals schon alle Auflagen erfüllt waren, sondern dass die Voraussetzungen zur Erfüllung dieser gegeben waren.
Zum wiederholten Male: Es gibt kein Kurdenproblem in der Türkei - sondern ein Terrorproblem mit der PKK. Ich habe schon oft genug erwähnt, dass die Kurden selber keine Freunde mehr der PKK sind.
Und auch dies zum wiederholten Male: Erdogan wird aus der Türkei nie und nimmer einen islamischen Staat machen - das meinen Sie doch mit den religiösen Wurzeln. Nie und nimmer, das würde das Volk niemals mit sich machen lassen. Dann käme es zum Bürgerkrieg.
Und Abschaffung des Kemalismus? Nein, auch in der neuen Verfassung ist Artikel 2 Satz 1 genauso übernommen, wie er seit 1982 in der Verfassung steht. Auch hier würde das Volk einer Abwendung von Atatürk niemals zustimmen.
Und wie lange die AKP als Regierung herrschen wird, das weiß niemand. Ich bin sogar überzeugt, dass wenn es heute keinen Denker wie Erdogan in der Partei gibt, diese so schnell im Dunkeln versinkt, wie seinerzeit die ANAP nach Turgut Özal.