04.03.2017, 19:05
(04.03.2017, 17:25)leopold schrieb: Die geistige Verarmung hat mit dem Wirtschaftssystem wenig zu tun, sondern es liegt schon auch heute noch in der Verantwortung des Einzelnen, wie er mit seinen geistigen Ressourcen und denen seiner Kinder umgeht. Nicht für alles ist das "System" verantwortlich.
@Sophie
Ausschließlich um hohe Mieten geht es schon länger nicht mehr.
Aber wer durch hohe Mieten extrem in finanzielle Not gerät bzw. keine angemessene Wohnung bezahlen kann, hat natürlich eine bestimmte Lebenssituation.
@leopold
So redet es sich, wenn man in einem Elfenbeinturm lebt, ein wohlbestallter Beamter mit sicherer und lukrativer Pension ist und keinerlei existenzielle Nöte hat.
Die "Verantwortung des Einzelnen" ist die Monstranz, die die Neoliberalen vor sich hertragen. Seht her, es liegt an euch, aus eurem Leben ein lebenswertes zu machen.
Auch die "geistigen Ressourcen" verlangen Geld und Zeit, und wenn jemand Minderlöhner oder mehrfacher Minijobber o.ä. ist, wird die Arbeit für ihn tagesfüllend, wenn er auf einen auch nur auf kleinen, grünen Zweig kommen will. Abgeschafft, müde, gestresst und frustriert - das sind die Grenzen für die Verantwortung des Einzelnen, und das gilt vor allem für die "geistigen Ressourcen". Die strengen nämlich an und verlangen Konzentration.
Jemand, der dies von frühester Kindheit an tagtäglich in seiner Familie oder mit seinem alleinerziehenden Elternteil erlebt hat, wird sich aus eigener Kraft schwertun, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Da mag es noch so lehrreiche und bildende TV-Programme und in jedem Stadtteil eine Stadtbibliothek geben. Er bräuchte Förderung durch die Eltern.
Abwandlung eines brechtschen Spruches:
Zuerst kommt das Fressen und die kleinen Freuden, dann die Kultur und der Anspruch.