22.01.2024, 13:37
harvest schrieb:Diese zahlreichen Demos mit unerwartet zahlreichen Teilnehmern erklären sich meiner Ansicht nach durch verschiedene Motive und Ursachen.
Da sind mal die Teilnehmer, die die AfD als im Grunde als sehr rechte bis rechtsextreme Partei sehen, der man eine gesichert demokratische Gesinnung nicht zutrauen kann. Das ist auch meine Einschätzung. Allerdings wäre ein Verbot der allerschlechteste Weg, ein Schuss ins eigenen Knie, denn es ließe die verantwortlichen Politiker als rat- und hilflos erscheinen.
Dann gibt es die (oft sind es die Jüngeren, „aufgeklärte” alias woke), die geschichtlich oft relativ uninformiert und unbedarft sind (siehe auch beim Thema des Kolonialismus) und auf waghalsige, absurde bis sträfliche Vergleiche wie dem mit der Wannseekonferenz (danke, Fr. Faeser!) sofort anspringen und dann im bekannten Herdentrieb via X und Instagram explosiven Zulauf haben.
Ein anderer nicht zu unterschätzender Aspekt dürfte auch sein, dass anlässlich eines ausspionierten Treffens von bekannten Nazis, Identitären und einigen Sympathisanten (zu übrigens bekannten Themen, Remigration geistert da schon länger rum) von interessierter Seite ganz schnell hochgekocht wurde, weil man erkannte - so vermute ich -, dass man damit von der schlechten Performance der Ampel und dem rasanten Abstieg der Ampelparteien ablenken bzw. das kompensieren kann.
Zuletzt dürfte, so banal es klingt, auch das sonnige Wetter eine Rolle gespielt haben (zumindest in München): die Demo als Familienausflug bzw. Freundes- und Bekanntentreff oder als einmaliges Event, das an sich nicht entgehen lassen will.
Klar ging es nicht soweit, aber hat schon eine gewisse Ähnlichkeit mit der Wannseekonferenz, da dort ebenso verharmlosende bürokratische Begriffe benutzt wurden.
Ansonsten waren es überwiegend Leute die sonst eigentlich so gut wie nie auf die Straße gehen.
Ich denke die sind genau davor erschrocken.
Zudem sollten die anderen Parteien endlich aufhören Wähler zurück zu gewinnen mit einem abgemilderten Sprachgebrauch der AFD.
In Krisenzeiten kann man gar nicht alles richtig machen und die Ampel hat durch die Dreierkonstellation ihre eigenen besonderen Probleme, aber aus der Opposition kommt ja auch so gut wie kein anderer Vorschlag außer Kritik.
Best of war dann aber Merz mit seinem Angebot bei einer Union geführten Regierung mit der dann Opposition zusammen zu arbeiten um die Schuldenbremse zu reformieren, das geht natürlich jetzt nicht wenn man selber in der Opposition ist, ist schon klar.
Da freut man sich lieber über ein selbst angestrengtes Urteil statt zu begreifen, dass die Lage einigermaßen ernst und ziemlich unübersichtlich ist.
Mich frustriert eher der politisch Blick auf die eigenen Vorteile statt sich auf die gesellschaftlichen Aufgaben zu besinnen egal wer gerade an der Regierung ist.
Bloße Kritik ohne eigene Vorschläge über die man diskutieren kann kann einen ganz schön verdrießlich machen, zumal wenn dann mal etwas kommt das dann aber auf eine evtl. eigene Regierungszeit verschieben zu wollen.
Man weiß es müsste sein gönnt aber dem Gegner nicht den Dreck unterm Fingernagel, egal ob es gesellschaftlich drängt.
Da will man die Situation lieber für sich nutzen anstatt das jetzt zu tun was man später eh vorhat.