06.06.2023, 17:14
(06.06.2023, 16:04)Klartexter schrieb: Schauen Sie einfach mal nach Dänemark, Martin. Das Land war viele Jahre abhängig von Erdöl. Nach der Ölkrise 1973 hat man dort beschlossen, sich von Erdölimporten unabhängiger zu machen und hat bereits 1979 ein Wärmeversorgungsgesetz erlassen. In Deutschland war man nur froh, dass das Öl wieder floss, auch wenn der Preis gestiegen war. Und es soll auch - entgegen Ihrer Behauptung - zukünftig nicht mit Strom beheizt werden, man hat doch auch nicht mit Atomstrom geheizt. Natürlich brauchen z.B. Wärmepumpen Strom zum Betrieb, aber Wärmepumpen sind nur eine Möglichkeit. Es gibt genug Alternativen, zum Beispiel die Fernwärme. Und da wären wir wieder bei Dänemark:
Seltsamerweise ist die dänische Wirtschaft ob dieser Vorschriften nicht kaputt gegangen, aber die deutsche Wirtschaft soll es angeblich. Es ist doch das übliche Gejammere, wenn etwas geändert werden soll, wo man für sich keinen Vorteil sieht. Ich bewundere die Weitsicht dänischer Politiker, da könnten sich deutsche Politiker ein Beispiel nehmen. Aber da wollen manche lieber Putin gewähren lassen, um weiter billiges Gas und Öl zu bekommen oder auch wieder auf Atomkraft setzen, nur um ja wiedergewählt zu werden!
Klartexter, seit 1973 hatten wir schon alle denkbaren politischen Konstellationen: Sozial-Liberal, Rot-Grün, Schwarz-Gelb, Schwarz-Rot usw. usf. Ausnahmslos jede Regierung hat am bestehenden Energie-Mix festgehalten, das war also nicht nur ein Steckenpferd der "Schwarzen". Der Atomausstieg ist eine Ausnahme, für den Ausstieg aus dieser Energiegewinnungsform gab es einen breiten Konsens, wenn auch unter völlig anderen Rahmenbedingungen.
Wenn Sie Ihren Gedanken konsequent zu Ende verfolgen, dann hat bisher ausnahmslos jede Partei beim Thema Energie versagt. Auch die Grünen versagen momentan, weil sie vielleicht das Richtige wollen aber das Falsche machen und die gesamte Bevölkerung gegen sich aufbringen! Das Thema Fernwärme habe ich schon in einigen Beiträgen angesprochen, hier wäre m. E. der größte Hebel, auch für die Akzeptanz. Aber stattdessen wird von grüner Seite das Hohelied der Wärmepumpe gesungen und über weitere Verbote und Preiserhöhungen sinniert.
Zu Dänemark: Dänemark ist von der Bevölkerung kleiner als das Bundesland Hessen und profitiert wie alle kleineren Staaten (Schweiz, Belgien, Irland etc.) von schnelleren Entscheidungsprozessen und übersichtlichen Aufgabenstellungen. Geographisch ist es durch seine Lage begünstigt, kleines Land, große Küstenfläche, somit prädestiniert für Windkraft, die auch intensiv genutzt wird. Das ist ja genau das Thema, habe ich hier ebenfalls schon öfters erwähnt: Die allermeisten EU-Länder sind durch bestimmte Umstände bei der Energiewinde privilegiert, sei es durch Bodenschätze, klimatische Verhältnisse oder auch "nur" durch deutlich höhere Durchschnittseinkommen, was eine Umstellung finanziell deutlich einfacher macht. Deutschland hat von alledem nichts.
Eine sinnvolle Energiewende müsste wesentlich mehr Positivanreize bieten, d. h. finanzielle stärkere Förderung von Wärmepumpen, wenn es denn Wärmepumpen sein müssen, Deckelung des Strompreises, höhere Förderung der PV usw. usf. Stattdessen macht man das andere teurer, arbeitet also wieder mit Negativanreizen, die für nicht wenige existenzgefährdend sein dürften. Ich denke hier an jüngere Immobilienerwerber, die noch am Kredit kauen und absehbar mit teurer Energie konfrontiert werden, zusätzlich zu den Belastungen durch die Inflation. Und dann reibt man sich die Augen und wundert sich über die Erfolge der AfD.
Martin