Durch gewisse Kanäle erreicht mich gerade, dass die DSGVO erste Wirkungen zeitigt. Mehrere mir bekannte Blogger strecken die Waffen, löschen ihre Blogs und geben auf, weil sie eine neue Abmahnwelle befürchten und sich das nicht leisten könnten, wenn es dazu käme.
Well done.
Das wird die Meinungsfreiheit und -pluralität ganz weit nach vorne werfen.
Sicher sind wir bald in der Rangliste der Pressefreiheit nicht mehr nur auf
Platz 15 (PDF). 15 ist für ein so großartiges Land wie Deutschland sowieso viel zu wenig. Das muss mindestens dreistellig werden, und wir haben auch das richtige Personal in die entsprechenden Ämter gewählt, damit das genau so kommt.
Fürchtet euch. Nicht. Bald ist es soweit.
Aber mal Spaß beiseite. Das Problem ist, dass man so den Datenschutz diskreditiert. Man macht offenbar Gesetze, um Datenschutz als etwas Lästiges und Bedrohliches darzustellen. Und unterfüttert das dann auch ständig mit der selten blöden Argumentation, das ja "alle" sowieso ihre Daten bei Facebook einstellen und auf den Datenschutz scheißen.
Aalso.
Erstens ist es so, das Facebook 2017 angab, 31 Millionen Kunden in Deutschland zu haben.
Deutschland hatte 2017 aber auch 81 Millionen Einwohner, mithin also 50 Milionen, die ihre Daten
nicht zu Facebook raufluden. Und die vereinnahmt bzw. unterschlägt man im öffentlichen Diskurs einfach regelmäßig, weil eine Minderheit das lockerer sieht und handhabt.
Außerdem hat Facebook neulich die Nutzerzahlen berichtigt. Sie haben "zusammengekehrt" und Fake-Accounts gelöscht. Die Meldung darüber ist ein wenig undurchsichtig. Es heißt dort:
Zitat:Bei insgesamt rund 2,2 Milliarden aktiven Nutzern hat Facebook allein in den zwei vergangenen Quartalen fast 1,3 Milliarden gefälschte Profile gelöscht. Über 98 Prozent davon seien abgefangen worden, noch bevor andere Nutzer sie gesehen hätten, wie das Online-Netzwerk am Dienstag mitteilte. Facebook legte erstmals ausführlichere Zahlen zu Maßnahmen für die Durchsetzung seiner Nutzungsregeln vor.
Quelle: FAZ
Ja, und bei solchen Zahlenverhältnissen wäre es auch durchaus interessant, ob die 2,2 Milliarden sich auf die Nutzer davor oder danach beziehen. Falls vorher, wären es nachher nämlich nur noch 900 Millionen. Das sind zwar auch noch zu viele, aber dann spart man sich wenigstens diese angeberischen "Milliarden von Nutzern".
Aber leider ist die Meldung so, wie sie ist. Sie beruht wohl auf einer Pressemitteilung von Facebook, in der die Herleitung dieser Zahlen nicht weiter erläutert wird. Man kann das natürlich auch so interpretieren, dass nach der Bereinigung jetzt noch 2,2 Milliarden Accounts übrig sind. Aber warum hat die Presseabteilung von Facebook das dann nicht klarer ausgedrückt und so seltsam herumgeschwurbelt?
Das wäre doch toll. Aber es steht da, wie es da steht, und ich gehe davon aus, dass man 2,2 - 1,3 = 0,9 rechnen muss.
Jetzt mal einfach runtergerechnet, angenommen es wäre so, wie es vermutlich auch ist. Von den angeblichen 30 Millionen deutschen Facebook-Nutzern sind dann auch mehr als 15 Millionen Fake und müssten jetzt gelöscht sein. Und von diesen übrigen 13 oder 14 Millionen sollen sich die restlichen 67 oder 68 Millionen erklären lassen, was "Datenschutz" ist? Wie käme die Mehrheit dazu, sich auf so etwas einzulassen?
Ich glaube, da überschätzen einige wenige die eigene Bedeutung sehr.