(30.01.2018, 07:49)Martin schrieb: Und selbst diese 15% sind noch deutlich zu viel. Anstatt endlich die Folgen der verheerenden Agenda-Politik zu korrigieren, Renten- und Krankenversicherung zu verbessern, dem Wohnungsmarkt steuerliche Anreize zu geben und das Thema der kalten Progression anzugehen, wird wieder über "Flüchtlinge", Obergrenzen und Nachzug gestritten. Man fasst es nicht.
Doch, eigentlich schon.
Stelle dir folgendes Szenario vor: Die ehemals "linken" Parteien SPD und Grüne wurden "übernommen". Sichtbare Symptome sind parteiinterne Zirkel wie die Seeheimer oder der um 180 Grad von innen nach außen gewendete Schily.
Man ist nicht gewillt, den von Schröder eingeleiteten Kurs zu verlassen. Deshalb definiert man um, was als "links" gelten soll. Es soll jetzt vorwiegend um Multikulti, Genderismus, Quoten für alle und jedes außer heterosexuellen Männern über 40 und natürlich um ganz viel Windkraft gehen. Offenbar, weil man nicht gerne über Spitzensteuersätze reden will. Auch Feindbilder sind wieder in Mode. Nix mehr mit Entspannungspolitik, dafür aber viel pöhser Putin.
Das ist die Simulation einer sozialdemokratischen Partei. Alleine diese fusselbärtige und glatzköpfige Witzfigur, deren rhetorische Fähigkeiten sich in Anekdoten aus Würselen und Brüssel erschöpfen. Was soll denn das? Soll das ein Ersatz für Leute wie Helmut Schmidt sein? Das ist doch armselig. Und wenn man dann guckt, was eigentlich war in Würselen, dann war da nicht viel, außer einem total aus dem Ruder gelaufenen Erlebnisbadprojekt. Muss ein ziemliches architektonisches und finanzielles Fiasko gewesen sein. So eine Art BER oder S21 auf Kleinstadtniveau. Man müsste mal die Wüselener fragen, was die eigentlich von Schulz als Politiker halten.
Klingt irgendwie nach Verschwörungstheorie, ich weiß es. Aber es kommt mir immer weniger abwegig vor, dass die SPD, wenigstens an der Spitze, von Leuten übernommen wurde, die alles andere als Sozialdemokraten sind. Oder Leute, die "umgedreht" wurden, wie der Schröder, der als Juso irgendwann noch am Zaun des Kanzleramts gerüttelt und gerufen hat "ich will da rein". Tja, und dann war er drin, und machte nicht das, was man von ihm erwartet hätte, sondern ganz was anderes. Es geht ihnen nicht schlecht dabei, das sieht man ja.
Aber Verschwörungstheorie hin oder her: Jeder, der nicht mehr ganz so jung ist, denke bitte drüber nach, was früher als links galt und was heute angeblich links ist. Leute unter 35 fragen bitte einfach ihre Eltern. Und man wird überrascht sein: Forderungen wie offene Grenzen, die heute zu "Kernpunkten" linker Ideologie erklärt werden, gab es damals ganz einfach nicht. Dafür aber solche nach sozialem Wohnungsbau (den hat man früher sogar tatsächlich gemacht!), Arbeitszeitverkürzungen, betrieblicher Mitbestimmung, Umverteilung von oben nach unten. Alles was man im Sondierungspapier vergeblich sucht.
Das ist nämlich das eigentlich Seltsame. Die Zerschlagung der sozialen Marktwirtschaft ging nicht von der Union aus und auch nicht von der FDP. Vorher hätte man diese Parteien als Bedrohung angesehen, wenn man links war und diese Errungenschaften erhalten wollte. Aber nein, es waren die SPD und die Grünen unter der Leitung von ganz bestimmten Personen damals, die jetzt ausnahmslos in einem sehr, sehr, trockenen und angenehmen Nest sitzen.
Und gleichzeitig gab es eine radikale Umdefinition von dem, was als "links" zu gelten hat. Früher waren das Arbeitnehmerrechte und Soziales, nachher dann EU, Genderismus und möglichst weit offene Grenzen.
Darüber sollte man man mal vermehrt nachdenken, was für Leute wann an die Spitze von vormals "linken" Parteien gekommen sind. (Tipp: Zeitlich war das ungefähr, als alle auf einmal davon anfingen, man müsse in die "Mitte".)