Kriegsschilderung einer der ukrainischen Frauen, die inzwischen bei uns wohnen:
„Wir mussten 40 Minuten zu Fuß laufen, um zur Lebensmittelabgabe zu kommen. Quer zwischen Trümmern und Blindgängern, immer wieder unterbrochen von Angriffen. Oft war nichts mehr da. Wir haben tagelang nichts gegessen und kaum geschlafen. Sich draußen aufzuhalten war lebensgefährlich. Am Bahnhof waren Menschenmengen, die alle nur noch weg wollten. Ich habe mir das so nie vorstellen können.“
(Sinngemäß übersetzt mit deepl.com, da keine der Damen englisch, deutsch oder gar hebräisch spricht. Wir verwendenden deepl mit russischer Tastatur, die sich einfach am iPad einrichten lässt. Ukrainisch und russisch scheinen offenbar extrem ähnlich zu sein.)
Alle „unsere“ Flüchtlinge kommen aus Charkow bzw. Charkiw, das liegt im östlichen Teil der Ukraine und ist von den russischen Angriffen besonders betroffen.
Sie sind alle super freundlich, bescheiden, chatten und telefonieren viel in die Heimat (die Telekom hat kostenlose SIM-Karten für ukrainische Flüchtlinge verteilt) und gehen sehr früh zu Bett (vor 20:00 Uhr). Nachts sieht man dann öfters Licht, die Erinnerungen und die Situation rauben offenbar den Schlaf. Manchmal fließen Tränen, insbesondere wenn es um das Thema Familie geht. Alle wollen auch arbeiten, aber wir müssen zuerst das Thema Behörden, Krankenversicherung und Impfen lösen, da sind wir dran. Keine einzige hat in der Heimat bisher eine Impfung erhalten. Gleichzeitig lenken die vielen Aktivitäten von der Situation ab, das ist wiederum gut.
Martin
Großes Drama heute bei uns. Die -Verstoß gegen die NUB - haben in Charkow Friedhöfe bombardiert. Warum auch immer. Gräber von Angehörigen unserer Flüchtlingsfrauen wurden zerstört, darunter das Grab eines Ehemanns, der erst vor einem Jahr verstorben ist. Ich mag mir jetzt gar nicht ausmalen was passiert, wenn einer von den Männern an der Front von Putins Schergen ermordet wird.
Martin
Gestern Abend gab es wieder ukrainisches Essen. Die Ukraine scheint das Land der Eintöpfe zu sein, zumindest im Osten. Es war ein kalter Eintopf, bestehend aus Sauerkraut, rote Beete, weiße Bohnen, Zwiebeln, Kartoffelwürfel und ein paar Gemüse mehr. War echt lecker, schmeckte erfrischend. Aus meiner Sicht eine ukrainische Version von Gazpacho, insbesondere geeignet für wärmere Tage. Dazu reicht man Brot. Da kein Fleisch, auch gut für Vegetarier und Veganer geeignet.
Martin
Gestern gab es „Toast Hawaii“ auf Ukrainisch: Koteletts mit einer Scheibe Ananas, Zwiebeln und Käse überbacken. Selten so etwas leckeres gegessen, obwohl ich normalerweise kein Schweinefleisch mag. Mein kulinarischer Horizont wurde durch die Anwesenheit der Flüchtlinge inzwischen merklich erweitert. Bin schon gespannt, was es das nächste mal gibt.
Martin
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Ich habe - wie gewünscht - die entsprechenden Beiträge zu einem neuen Thema gruppiert.