(08.07.2018, 11:31)Serge schrieb: Emotionen sind wichtig und schön, aber bitte alles angemessen und an passender Stelle.
Mit Emotionen kann man weder die Flüchtlingsproblematik noch andere Probleme lösen, sondern man kann ihnen damit nur aus dem Weg gehen. Und mit entrüsteten Hinweisen auf die neuen Kolonialherren auch nicht.
Wenn Merkel besonnen und mit Vernunft und nicht angstgetrieben und auf das Ansehen bei anderen Staaten ausgerichtet reagiert hätte, würde es jetzt anders aussehen.
Siehe dazu das von mir verlinkte Interview mit Julian Nida-Rümelin im Thread "Die Krise von CSU und CDU". Da kannst es auch gerne hierher verschieben.
Ich hab schon aufgehört zu lesen, als diese Stelle kam:
Zitat:Gleichzeitig räuspern sich – kaum hörbar – die deutschen Minister für Arbeit, Gesundheit und Familie und erinnern daran, dass der dramatische Notstand in der Pflege nur mithilfe von Arbeitskräften aus dem Ausland zu beheben sein wird. Zunächst aus Albanien und dem Kosovo, also muslimischen Ländern. Später vielleicht auch aus Nigeria, Tunesien oder Marokko.
Das haben die alten Leute, die das hier ermöglicht haben und sich jetzt gar nicht mehr gegen irgendwas wehren können, nicht verdient, die Flüchtlinge gerade auf sie loszulassen. Und die Flüchtlinge umgekehrt auch nicht.
Die "Altenpfleger" wären Leute mit einer Sprache, in der sie die Leute, die sie pflegen sollen, nicht verstehen. Und die alten Leute lernen keine neuen Sprache mehr.
Es gibt ein zweites Problem dabei, das ziemlich unlösbar ist. Die Leute, die von dort kommen, wo die, die solche Artikel schreiben, sich das vorstellen, diese Leute kämen (fast, observer, fast) alle aus dem islamischen Raum. Man hat dort eine andere Kultur, zu der z.B. auch eine starke Vorstellung gehört, wie nackt ein Körper sein darf, wenn ihn andere sehen. Und zwar von frühester Kindheit an, das kriegt man aus den Leuten nicht raus. Eine striktere als bei uns, Nacktheit vor Fremden darf eigentlich gar nicht sein. Das darf nur die eigene Familie sehen, und dann nur höchst ungern und vielleicht. Aber ohne einen nackten Körper anzusehen und anzufassen, kann man keine fremden alten Leute pflegen, das geht nicht.
Die Pflege von Alten wird ja sogar bei uns meistens der Familie überlassen, weil die Familie und der alte Mensch nicht einmal den Krankenhäusern traut, die sie 70 Jahre oder mehr gut versorgt haben. Das ist also ein ganz emotionales und schwieriges Thema. Genauso wie das mit den Flüchtlingen. Und nun dar man auf keinen Fall versuchen, diese Probleme zu vermischen und dann hoffen, dass daraus eine Win-Win-Situation entsteht. Alle Seiten würden verlieren dabei, das ist so was von klar. Und wer das nicht sieht, der ist blind.
Das Problem ist nur, dass sich hier niemand der Sache annimmt, außer der AfD, die auf dieser Suppe ihr eigenes Süppchen kocht und versucht, den Neoliberalismus durch die Hintertür noch weiterzutreiben. Das wäre die Aufgabe der etablierten Parteien und vor allem von Frau Merkel, die gangbare Wege zur Lösung aufzeigen sollten. Deshalb, nur deshalb wurde sie Kanzlerin. So einfach ist das nämlich alles nicht, und es sind mindestens zwei verschiedene Probleme, und nicht nur eines.
Das ist alles hinten und vorne nicht durchdacht und nur gefühlsgesteuert, ganz wie du sagst.