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Prozess um tödlichen Schlag am Königsplatz - Druckversion

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Prozess um tödlichen Schlag am Königsplatz - Martin - 21.10.2020

Nachdem der Original-Thread schon alt und deswegen vermutlich geschlossen wurde, beginne ich hier den Strang neu. Der Prozess hat inzwischen begonnen und die AZ bloggt den Prozessverlauf dankenswerterweise mit.

Zitat:[...] Eher frostig ist die Stimmung im Prozess zwischen Verteidiger Felix Hägele und der Anwältin Isabel Kratzer-Ceylan, die die Witwe vertritt. Die Nebenklage-Anwältin hat am ersten Prozesstag gesagt, sie habe keine echtes Bedauern bei Haupttäters Halid S. wahrgenommen. Und eine Entschuldigung sei bei einem Tötungsdelikt nicht angemessen. Die Witwe wolle "eine harte, gerechte Bestrafung".

Quelle: https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Traenen-im-Prozess-um-toedlichen-Schlag-am-Koenigsplatz-Das-war-der-2-Tag-id58373751.html 

Meine Meinung: Wer so sozialisiert wurde, dass er nach einem „Schubsen“ zum tödlichen Schlag ausholt, hat in dieser Gesellschaft nichts verloren.

Martin


RE: Prozess um tödlichen Schlag am Königsplatz - harvest - 22.10.2020

Den folgenden Beitrag habe ich soeben im AB eingestellt. Im AB deswegen, weil dort eine umfangreiche Diskussion entbrannt ist, im Gegensatz zu hier. Eine Diskussion, in der mir ein bisschen zu viel an bemühter "political correctness" zugrunde liegt.

(Nur ein kurzer Einwurf, bevor ich dann wieder zurückgehe)
Mir wird hier von einigen etwas zu sehr abgewiegelt. Der Feuerwehrler war doch auch oder genauso schuld, dass es so weit kam, er hatte ja vier Glühwein und ein Pils getrunken und war in gereizter Stimmung usw.
Doch die Gruppe der sechs oder sieben Jugendlichen hatte nach Aussagen eines Gruppenangehörigen sogar mehrere Liter Alkohol getrunken, davon viel Hochprozentiges, und deswegen könnte die Stimmung nicht nur gut, sondern vor allem auch aufgeheizt gewesen sein.
Und die Frage "Hast du mal eine Kippe/Zigarette" war zu der Zeit, als ich im Alter dieser Burschen war, eigentlich nur unter Freunden und Bekannten eine normale, also harmlose Frage. Mit ganz speziellem Ton und Gesichtsausdruck war sie nicht selten die provozierende Einleitung für eine verbale bis körperliche Auseinandersetzung. Ich kann kaum glauben, dass in dieser Hinsicht ein Bedeutungswandel stattgefunden hat, was diese Frage angeht. Zumal der Zigarettenschnorrer nicht alleine, sondern mit sechs Kumpeln unterwegs war. Und da soll keiner geraucht bzw. Zigaretten gehabt haben? Für mich nicht glaubwürdig. Daher glaube ich eher an eine provozierende Frage, da suchte jemand Händel.
Aber das sollen Richter, Staatsanwalt und Anwälte bitteschön klären.
Nun zum 17-jährigen Hauptangeklagten, der den tödlichen Schlag ausführte. Er war, wie die wenigen Bilder zeigen (u.a. gestern in der AA, Foto von hinten), für sein Alter durchaus kräftig entwickelt, breitschultrig und daher wohl auch durchtrainiert. Wie oft er wöchentlich zum Pumpen ging und ob er eine Kampfsportschule besuchte, ist daher durchaus von Bedeutung.
Denn dann könnte ihm durchaus sehr bewusst gewesen sein, was er aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen mit einem Schlag an den Hals aus- bzw. anrichten könnte. Dann sollte er auch gewusst haben, wie wirkungsvoll, ja lebensgefährlich ein solcher Schlag sein kann. Dieser Schlag ins sogenannte Karotisdreieck ist nichts anderes als ein Schlag direkt auf die Halsschlagader, der meist zur Ohnmacht führt und bei nicht mehr ganz so fitten und schon älteren Menschen sogar zum Tod führen kann. Siehe Google. Übrigens eine Technik der traditionellen fernöstlichen Kampfkünste, der im Kampfsport verboten ist.
Dass der Angeklagte mit seiner körperzentrierten Einstellung diesen Schlag bzw. die Gefahr dieses Schlages nicht gekannt hat, scheint mir unwahrscheinlich. Selbst ich als friedlicher Mensch, der sich das letzte Mal vor etwa 40 Jahren mit jemand geschlagen hat, kenne diesen Todeschlag (Dim Mak genannt). Allgemeinwissen (Filme, TV etc.). Und ich wette, noch eine Vielzahl jüngerer und älterer Menschen auch.
Umso erstaunter bin, dass in den bisherigen Infos von einem einzigen, aber kräftigen Schlag an den Hals die Rede war. Was nicht weiter kommentiert wurde. Zufall oder Absicht?
Ich hoffe, dass vor der Urteilsfindung auf die von mir genannten Aspekte noch genauer eingegangen wird.


RE: Siebenköpfige Gruppe schlägt auf Passanten ein - Mann tot - Bittersüß - 22.10.2020

(21.10.2020, 20:47)Martin schrieb:  Nachdem der Original-Thread schon alt und deswegen vermutlich geschlossen wurde, beginne ich hier den Strang neu. Der Prozess hat inzwischen begonnen und die AZ bloggt den Prozessverlauf dankenswerterweise mit.


Meine Meinung: Wer so sozialisiert wurde, dass er nach einem „Schubsen“ zum tödlichen Schlag ausholt, hat in dieser Gesellschaft nichts verloren.

Martin

Da scheint es schon auch ein falsches Verhalten des Opfers gegeben zu haben, zumindest gibt das der Bericht her  Innocent ich halte nix von vorschnellen Urteilen, der Richter siehts wohl auch so  Yes
Zitat:Richter Lenart Hoesch hat aber schon beim Prozessauftakt versucht, Emotionen herauszunehmen. Er sagte, es gehe nicht darum, den Ablauf des Ermittlungsverfahrens aufzuarbeiten. Die Kammer werde nach Recht und Gesetz über die Tat urteilen. Das Gericht sei auch nicht dazu da, „vermeintlich bestehende Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen“. https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Witwe-des-Getoeteten-vom-Koenigsplatz-Warum-ist-das-gerade-ihm-passiert-id58395326.html 



RE: Siebenköpfige Gruppe schlägt auf Passanten ein - Mann tot - Don Cat - 22.10.2020

(22.10.2020, 11:14)Bittersüß schrieb:  Da scheint es schon auch ein falsches Verhalten des Opfers gegeben zu haben, zumindest gibt das der Bericht her  Innocent ich halte nix von vorschnellen Urteilen, der Richter siehts wohl auch so  Yes

Falsch?
Unangemessen, unklug, naiv vielleicht.
Wenn man aber einen vermutlich lästigen, unverschämten und flegelhaften halbseidenen Typen wegschubst, weil der einem vielleicht zu nah auf die Pelle gerückt ist, muss man nicht damit rechnen, erschlagen zu werden.


RE: Siebenköpfige Gruppe schlägt auf Passanten ein - Mann tot - Martin - 22.10.2020

(22.10.2020, 11:14)Bittersüß schrieb:  Da scheint es schon auch ein falsches Verhalten des Opfers gegeben zu haben, zumindest gibt das der Bericht her  Innocent ich halte nix von vorschnellen Urteilen, der Richter siehts wohl auch so  Yes

Opferblaming ist ja immer das, was als erstes reflexartig zu lesen ist, wenn der Täter besonders bereichernd war.

Martin


RE: Siebenköpfige Gruppe schlägt auf Passanten ein - Mann tot - FCAler - 22.10.2020

(22.10.2020, 11:38)Don Cat schrieb:  Falsch?
Unangemessen, unklug, naiv vielleicht.

Wenn man aber einen vermutlich lästigen, unverschämten und flegelhaften halbseidenen Typen wegschubst, weil der einem vielleicht zu nah auf die Pelle gerückt ist, muss man nicht damit rechnen, erschlagen zu werden.


NEIN, so war es wohl nicht,

für mich haben beide Seiten wohl schwerwiegende Fehler gemacht und zwar wegen eventuell zu viel Alkoholgenuss, das habe ich auch so im Blick geschrieben!  Yes

Manche werden bei übermäßigem Alkohol-Genuss müde und Andere wiederum geradezu aufgeputscht. Und wenn man aufgeputscht ist, fühlt man sich in der Regel stärker als man in "Wirklichkeit" ist und da schaltet dann manchmal das "überlegte" Denken aus! Denn ein normal "denkender" Mensch, lässt sich nicht "alleine" mit 7 jungen Kerlen ein, wenn man weiß, wie die heute drauf sind und sofort zuschlagen!  Rauch

Und wenn dazu noch 6 Freunde hinter einem stehen, dann kann es sehr wohl sein, dass man denen als "Jüngster" mal zeigen will, wo der Hammer hängt.  Hammer

Der Eine hat mit seiner dummen Aktion sein Leben verwirkt. Und der Andere sein weiteres Leben versaut. 

Man sollte eben nur soviel Alkohol genießen, dass man auch noch klar denken kann, so meine Meinung!  Info


RE: Siebenköpfige Gruppe schlägt auf Passanten ein - Mann tot - Martin - 22.10.2020

(22.10.2020, 12:40)FCAler schrieb:  Der Eine hat mit seiner dummen Aktion sein Leben verwirkt. Und der Andere sein weiteres Leben versaut. 

Leben versaut? Der wird wahrscheinlich für Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, zahlt 10.000 Euro an die Hinterbliebenen und ist aus der Sache raus. Glaube kaum, dass da mehr rauskommt. Eine Tötungsabsicht wird sich kaum nachweisen lassen.

Martin


RE: Siebenköpfige Gruppe schlägt auf Passanten ein - Mann tot - Bittersüß - 22.10.2020

(22.10.2020, 12:31)Martin schrieb:  Opferblaming ist ja immer das, was als erstes reflexartig zu lesen ist, wenn der Täter besonders bereichernd war.

Martin

Wo siehst du denn ein Opferblaming?  At Ich glaub eher du pflegst hier deine Vorurteile.  Thumbdown und natürlich gehört die Tat bestraft, damit das klar ist.


RE: Siebenköpfige Gruppe schlägt auf Passanten ein - Mann tot - Martin - 22.10.2020

(22.10.2020, 13:02)Bittersüß schrieb:  Wo siehst du denn ein Opferblaming?  At Ich glaub eher du pflegst hier deine Vorurteile.  Thumbdown und natürlich gehört die Tat bestraft, damit das klar ist.

Nun ja, wenn der Feuerwehrmann von einer sich laut gebärdenden Truppe Rücksicht eingefordert hat, dann ist das keine "Mitschuld" sondern die häufig geforderte Zivilcourage. Ihm deswegen einer Mitschuld zu bezichtigen ist, richtig, Opferblaming. Die Frau trägt ja auch Mitschuld an einer Vergewaltigung, wenn sie einen aufreizenden Minirock trägt, nicht wahr? 

Martin


RE: Siebenköpfige Gruppe schlägt auf Passanten ein - Mann tot - jackson - 22.10.2020

(22.10.2020, 13:17)Martin schrieb:  Nun ja, wenn der Feuerwehrmann von einer sich laut gebärdenden Truppe Rücksicht eingefordert hat, dann ist das keine "Mitschuld" sondern die häufig geforderte Zivilcourage. Ihm deswegen einer Mitschuld zu bezichtigen ist, richtig, Opferblaming. Die Frau trägt ja auch Mitschuld an einer Vergewaltigung, wenn sie einen aufreizenden Minirock trägt, nicht wahr? 

Martin

Wenn es denn Zivilcourage ist ...

Zivilcourage birgt aber immer auch ein gewisses Risiko in sich  - und irgfendwann ist dann die Zivilcourage keine Zivilcourage mehr sondern (bodenloser) Leichtsinn.