Treffpunkt Königsplatz
Der Brexit - Druckversion

+- Treffpunkt Königsplatz (https://treffpunkt-koenigsplatz.de)
+-- Forum: Allgemeine Diskussionen (https://treffpunkt-koenigsplatz.de/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Aus aller Welt (https://treffpunkt-koenigsplatz.de/forumdisplay.php?fid=4)
+--- Thema: Der Brexit (/showthread.php?tid=2673)



RE: Der Brexit - Serge - 22.10.2019

(22.10.2019, 08:32)Sophie schrieb:  Sie sind doch sonst durchaus sprachbewandert. Ergo wissen Sie auch ganz genau, dass die Verknappung 'es gibt keine Alternative' bedeutet, dass die andere Möglichkeit so schlecht ist, dass sie keine vernüftige Ausweichmöglichkeit darstellt.

Wenn beide Möglichkeiten gleich schlecht sind, spricht man dann von der Wahl zwischen Pest und Cholera.
 
Ich würde eher sagen, dass damit suggeriert wird, dass eine andere Möglichkeit auf gar keinen Fall in Betracht gezogen wird - warum auch immer. Auch wenn sie vernünftig wäre.
Bei Merkel heißt es "alternativlos". Argumentativ, aber nur zum Schein.
Bei Schröder hieß dies "Basta". Emotional-gereiztes "Schluss jetzt!

Noch viel früher als bei Schröder war es üblich, nichts zu sagen, sondern die Querulanten und Gegenspieler ins Gefängnis werfen zu lassen.


RE: Der Brexit - Sophie - 22.10.2019

(22.10.2019, 12:08)Serge schrieb:   
Ich würde eher sagen, dass damit suggeriert wird, dass eine andere Möglichkeit auf gar keinen Fall in Betracht gezogen wird - warum auch immer. Auch wenn sie vernünftig wäre.
Bei Merkel heißt es "alternativlos". Argumentativ, aber nur zum Schein.
Bei Schröder hieß dies "Basta". Emotional-gereiztes "Schluss jetzt!

Noch viel früher als bei Schröder war es üblich, nichts zu sagen, sondern die Querulanten und Gegenspieler ins Gefängnis werfen zu lassen.

Also dass das damit suggeriert werden soll, glaube ich nicht. Es soll schon zum Ausdruck gebracht werden, dass es (aus Entscheidersicht) keine geeignetere gibt. Dass das manche anders sehen, liegt in der Natur von Entscheidungen.

Basta ist natürlich: Ich bestimme was gemacht wird, das ist auch alternativlos aber diktatorisch.

Mir ging es allerdings hier vor allem darum, dass alternativlos eben nicht bedeuten muss, dass es keine zweite oder dritte Möglichkeit gibt.

Wenn ich einen Flug mit der sicheren Airline x gebucht habe, dieser aber ausfällt, weil sie pleite ist oder der Flieger einen Defekt hat - dann kann ich warten bis ich wieder mit dieser fliegen kann oder ich buche auf eine weniger sichere um. Wenn ich unbedingt bis dann und dann zuhause sein will, dann ist für mich das Umbuchen alternativlos (obwohl es sehr wohl faktisch andere Möglichkeiten gibt)


RE: Der Brexit - UglyWinner - 22.10.2019

(22.10.2019, 08:32)Sophie schrieb:  Sie sind doch sonst durchaus sprachbewandert. Ergo wissen Sie auch ganz genau, dass die Verknappung 'es gibt keine Alternative' bedeutet, dass die andere Möglichkeit so schlecht ist, dass sie keine vernüftige Ausweichmöglichkeit darstellt.

[...]

Das sehe ich schon etwas anders.
Denn oft wird die Alternative nicht mal angedacht, geschweige ordentlich durchgedacht.

PS: egal wie sie alternativlos interprtieren (und Sie sind da wohl nicht alleine) - dann gehört diese Redewendung in den Müllkübel weil sie falsch ist.Es ist nicht das erste Mal, daß ich mich gegen diese Redeart (oder was immer das auch ist) wende.


RE: Der Brexit - nomoi - 22.10.2019

(22.10.2019, 13:42)UglyWinner schrieb:  Das sehe ich schon etwas anders.
Denn oft wird die Alternative nicht mal angedacht, geschweige ordentlich durchgedacht.

PS: egal wie sie alternativlos interprtieren (und Sie sind da wohl nicht alleine) - dann gehört diese Redewendung in den Müllkübel weil sie falsch ist.Es ist nicht das erste Mal, daß ich mich gegen diese Redeart (oder was immer das auch ist) wende.

Richtig, muss auch mal gesagt werden!

                                            Das Leben bietet wirklich prima Alternativen,
                                            bis zum Schluss,
                                            da werden wir dann nicht mehr gefragt.


RE: Der Brexit - leopold - 22.10.2019

(22.10.2019, 12:26)Sophie schrieb:  Also dass das damit suggeriert werden soll, glaube ich nicht. Es soll schon zum Ausdruck gebracht werden, dass es (aus Entscheidersicht) keine geeignetere gibt. Dass das manche anders sehen, liegt in der Natur von Entscheidungen.

Basta ist natürlich: Ich bestimme was gemacht wird, das ist auch alternativlos aber diktatorisch.

Mir ging es allerdings hier vor allem darum, dass alternativlos eben nicht bedeuten muss, dass es keine zweite oder dritte Möglichkeit gibt.

Natürlich ist es genauso, wie Sie es beschreiben.


RE: Der Brexit - Serge - 22.10.2019

(22.10.2019, 14:04)leopold schrieb:  Natürlich ist es genauso, wie Sie es beschreiben.

Natürlich ist es nicht genau so, wie Sophie schreibt.
In der Vor-Merkel-Zeit wurde das Wort "alternativlos" in der Alltagssprache sehr selten bis so gut wie nie verwendet. Es wurde meist umschrieben mit "dann bleibt nichts anderes übrig.
Mit Merkel erhielt das Wort eine neue, andere Bedeutung, nämlich die politische, dass ihre Politik bzw. Züge ihrer Politik unhinterfragbar, unumstößlich, durch nichts zu ersetzen sind. Damit versuchte sie Kritikern schon von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, sie als ahnungslos und uninformiert darzustellen.
Intention: Ich will nicht darüber diskutierten. 
Ein kürzlich hier unfreiwillig vorgebrachtes Beispiel: "Zur EU gibt es in Europa keine Alternative".
Das ist purer Unsinn und gelogen zudem.
Denn erstens gibt es denkbare Alternativen dazu, wie eine rein wirtschaftliche Union nach Art der EWG, oder kleinere politische Bündnisse nach Kritierien wie politische und wirtschaftliche Bedeutung oder Regionen (Mittelmeer-Anrainer, Atlantik-Anrainer, O-EU,SO-EU) usw.
Und zweitens kann auch diese EU reformiert werden (z.B. Ausschluss bestimmter Staaten, Aufnahmestopp, N- und S-EU), was dringend nötig wäre. Aber nicht nur ein bisschen neue Tünche. Man bräuchte nur Mut, aber man will alles beim alten lassen (siehe obiges Zitat), auch wenn es überall ächzt und kracht.
Seitdem hört man es von Merkels Anhängern und auch anderen bis zum Überdruss. 
Nicht umsonst wurde dieses Wort im Jahr 2010 zum Unwort des Jahres gewählt.


RE: Der Brexit - Serge - 22.10.2019

Anschließend noch ein Kommentar von damals.

"Alternativlos" - Merkels Verdrusswort 
Zitat:Wer ärgert sich nicht über die kaltschnäuzigen Versuche der Politik, allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel, strittige Vorhaben mit dem Totschlagargument durchzusetzen, die Sache sei alternativlos.
Schluss, Aus, Ende der Diskussion - gleich ob es um den Bruch der Währungsverfassung im Euro-Raum geht, um unausgegorene Klimaschutzpläne, einen Bahnhofsbau oder eine Mehrwertsteuererhöhung. Stets gibt oder gab es höchst respektable andere Handlungsmöglichkeiten. Was fehlt, ist nicht die Alternative, sondern der Wille, den Schleier zu lüften; klar zu sagen, welche Vor- und Nachteile mit einer Lösung verbunden sind, und so den Bürger ehrlich und geduldig teilhaben zu lassen an der Abwägung der Güter. 



RE: Der Brexit - Sophie - 22.10.2019

(22.10.2019, 14:38)Serge schrieb:  Natürlich ist es nicht genau so, wie Sophie schreibt.
In der Vor-Merkel-Zeit wurde das Wort "alternativlos" in der Alltagssprache sehr selten bis so gut wie nie verwendet. Es wurde meist umschrieben mit "dann bleibt nichts anderes übrig.
Mit Merkel erhielt das Wort eine neue, andere Bedeutung, nämlich die politische, dass ihre Politik bzw. Züge ihrer Politik unhinterfragbar, unumstößlich, durch nichts zu ersetzen sind. Damit versuchte sie Kritikern schon von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, sie als ahnungslos und uninformiert darzustellen.
Intention: Ich will nicht darüber diskutierten. 
Ein kürzlich hier unfreiwillig vorgebrachtes Beispiel: "Zur EU gibt es in Europa keine Alternative".
Das ist purer Unsinn und gelogen zudem.
Denn erstens gibt es denkbare Alternativen dazu, wie eine rein wirtschaftliche Union nach Art der EWG, oder kleinere politische Bündnisse nach Kritierien wie politische und wirtschaftliche Bedeutung oder Regionen (Mittelmeer-Anrainer, Atlantik-Anrainer, O-EU,SO-EU) usw.
Und zweitens kann auch diese EU reformiert werden (z.B. Ausschluss bestimmter Staaten, Aufnahmestopp, N- und S-EU), was dringend nötig wäre. Aber nicht nur ein bisschen neue Tünche. Man bräuchte nur Mut, aber man will alles beim alten lassen (siehe obiges Zitat), auch wenn es überall ächzt und kracht.
Seitdem hört man es von Merkels Anhängern und auch anderen bis zum Überdruss. 
Nicht umsonst wurde dieses Wort im Jahr 2010 zum Unwort des Jahres gewählt.

Darf ich mal darauf zurückkommen, was ich zunächst kommentiert habe?

Das war folgendes Statement von UW:

Zitat:Sie lernen es nie. Es gibt immer eine Alternative, in Summe: mindestens 2 Möglichkeiten.

Ich habe erklärt, dass das so nicht unbedingt zutreffen muss., wenn man zu dem Schluss gelangt ist, dass eine von zwei Möglichkeiten einen schweren Nachteil zur anderen bedeutete. Und ich zumindest verstehe es so, wenn jemand sagt, dass es dazu keine Alternative gäbe.

Wenn jemand befindet, dass es für ihn für den Arbeitsweg keine Alternative zum Auto gibt, dann ist das für ihn eben so, auch wenn er mit dem Rad oder mit Zug und Bus ebenso hinkäme. Stellt euch doch bitte nicht so an mit der Verwendung dieses Ausdrucks - Unwort des Jahres hin oder her. Wir sind hier keine Entscheidungsträger im politischen Prozess.

Für leopold gibt es zur EU (in welcher Ausformung dann letztendlich) eben keine (vernünftige) Alternative. Ich kann ihm darin durchaus folgen. Ob diese EU nun unbedingt die 28 Mitgliedstaaten umfassen musste, ob man die demokratiefeindlichen wieder rauswirft, spielt doch dabei keinerlei Rolle.

Du bist anderer Ansicht, deshalb kann man die eigene durchaus so formulieren.


RE: Der Brexit - Serge - 22.10.2019

(22.10.2019, 15:24)Sophie schrieb:  Darf ich mal darauf zurückkommen, was ich zunächst kommentiert habe?

Das war folgendes Statement von UW:


Ich habe erklärt, dass das so nicht unbedingt zutreffen muss., wenn man zu dem Schluss gelangt ist, dass eine von zwei Möglichkeiten einen schweren Nachteil zur anderen bedeutete. Und ich zumindest verstehe es so, wenn jemand sagt, dass es dazu keine Alternative gäbe.

Wenn jemand befindet, dass es für ihn für den Arbeitsweg keine Alternative zum Auto gibt, dann ist das für ihn eben so, auch wenn er mit dem Rad oder mit Zug und Bus ebenso hinkäme. Stellt euch doch bitte nicht so an mit der Verwendung dieses Ausdrucks - Unwort des Jahres hin oder her. Wir sind hier keine Entscheidungsträger im politischen Prozess.

Für leopold gibt es zur EU (in welcher Ausformung dann letztendlich) eben keine (vernünftige) Alternative. Ich kann ihm darin durchaus folgen. Ob diese EU nun unbedingt die 28 Mitgliedstaaten umfassen musste, ob man die demokratiefeindlichen wieder rauswirft, spielt doch dabei keinerlei Rolle.

Du bist anderer Ansicht, deshalb kann man die eigene durchaus so formulieren.

Nur kurz.
So wie Leopold das Wort gebraucht hat, war es purer Merkel-Sprech. In der damit verbundenen Bedeutung "nicht diskutierbar, unumstößlich". Das ist regelrecht machtpolitisch in der Aussage.
Der Vergleich mit einer zweiten oder dritten, selbst einer weniger guten oder gar schlechten Möglichkeit klingt da gar nicht mehr an. Das entfällt von vornherein.

Und es hat schon eine Berechtigung mit dem Unwort des Jahres, weil es nämlich in seiner Bedeutung gezielt verändert, sprich eingeengt und de facto verschlechtert wurde.


RE: Der Brexit - UglyWinner - 22.10.2019

(22.10.2019, 15:24)Sophie schrieb:  Darf ich mal darauf zurückkommen, was ich zunächst kommentiert habe?

Das war folgendes Statement von UW:


Ich habe erklärt, dass das so nicht unbedingt zutreffen muss., wenn man zu dem Schluss gelangt ist, dass eine von zwei Möglichkeiten einen schweren Nachteil zur anderen bedeutete. Und ich zumindest verstehe es so, wenn jemand sagt, dass es dazu keine Alternative gäbe.

Wenn jemand befindet, dass es für ihn für den Arbeitsweg keine Alternative zum Auto gibt, dann ist das für ihn eben so, auch wenn er mit dem Rad oder mit Zug und Bus ebenso hinkäme. Stellt euch doch bitte nicht so an mit der Verwendung dieses Ausdrucks - Unwort des Jahres hin oder her. Wir sind hier keine Entscheidungsträger im politischen Prozess.

Für leopold gibt es zur EU (in welcher Ausformung dann letztendlich) eben keine (vernünftige) Alternative. Ich kann ihm darin durchaus folgen. Ob diese EU nun unbedingt die 28 Mitgliedstaaten umfassen musste, ob man die demokratiefeindlichen wieder rauswirft, spielt doch dabei keinerlei Rolle.

[...]

Je weniger Alternativen desto enger das Gesichtsfeld - erscheint mir logisch,
insbesondere dann wenn ich lese, daß es zur EU keine Alternative gibt.

Alle werden nach dem Vollzug des Brexits sehen, daß es eine Alternative zur EU gibt die nicht gleichbedeutend mit dem Untergang des "EU-Flüchtlings" ist. Geht allerdings nur mit offenen Augen.