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Der Brexit - Druckversion

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RE: Der Brexit - PuK - 21.02.2019

(21.02.2019, 01:30)Klartexter schrieb:  Die Abtrünnigen schaffen eine neue Mitte 
Sehr guter Artikel der ZEIT

Ja, für heutige "Zeit"-Verhältnisse ist er gar nicht mal schlecht. 

Vor allem auch, weil er oben auf der Seite 2 offen zugibt, was ich oben lang und breit erklärt habe. Dass diese "Neue Mitte" in GB auf Grund des Wahlsystems keine Chance hat. Mehrheiten brechen dort nicht so "schnell" weg wie bei uns. Selbst wenn sie 30 % der Wählerstimmen erringen könnten, wäre das keine Garantie auf nur einen einzigen Sitz im Unterhaus. (Wobei ich mir jetzt nicht ganz sicher bin, ob nur das Unterhaus gewählt wird. Aber m.W. ist das Unterhaus das Gegenstück zum Bundestag, und das wird ganz sicher vom Volk gewählt. Das Oberhaus ist mehr so eine Art Standesvertretung des [Geld]-Adels, von der ich gerade nicht weiß, wie da die Zusammensetzung zustande kommt und ob sie überhaupt auf demokratischen Wahlen beruht. Das englische System ist ziemlich merkwürdig, um nicht zu sagen obskur, von hier aus betrachtet.)

Zitat:Mays verhärtete Strategie ist auch eine Folge des britischen Parteiensystems. Wie in den USA gilt das Mehrheitswahlrecht, das ein Zweiparteiensystem begünstigt. Kleine Parteien haben kaum eine Chance. Daher bleiben die EU-Gegner wie die ERG, die in Deutschland vielleicht eine eigene Partei gegründet hätten, unter dem Schirm der Konservativen Partei. Im Parlament stehen sich daher zwei große Blöcke gegenüber: die Konservativen und Labour.

Du darfst die Auswirkungen des Mehrheitswahlsystems in England in diesem und auch in jedem anderen Zusammenhang auf keinen Fall unterschätzen. Das wäre ein ganz großer Fehler, der zu irrationalen, unbegründeten und letztlich falschen Hoffnungen und Vorstellungen führt. Ein Mehrheitswahlsystem bringt praktisch immer ein Zweiparteiensystem hervor und kein Drei- oder Mehrparteiensystem. Da müssten schon ziemlich viele "abtrünnig" werden, damit sich was ändert. Die Abtrünnigen zusammen müssten dann schon bei der Wahl stärker sein als entweder Labour oder als die Tories. Und zwar möglichst nationwide. Sie müssten es schaffen, eine dieser beiden Parteien aus dem politischen System Englands "rauszukicken". 

Mit Sicherheit sagen kann man aber eines: Ein paar wenige Hanseln, die in England aus einer Partei austreten und eine neue gründen, ändern an den dortigen Verhältnissen gar nichts.


RE: Der Brexit - Klartexter - 22.02.2019

Brexit-Rechnung: Diese massiven Schäden sind für die Briten längst Realität 


RE: Der Brexit - leopold - 22.02.2019

Langsam kommt Bewegung in die Sache. Eine Verschiebung ist derzeit wohl am wahrscheinlichsten. Aber was soll das bringen? Die Briten schaden sich selbst am meisten, da immer mehr Unternehmen die Konsequenzen wegen der wachsenden Unsicherheit ziehen.

Zitat:Britische Medien sprechen von der wohl schwersten Revolte gegen die britische Premierministerin Theresa May - und sie kommt aus den eigenen Reihen. Mehrere Dutzend Konservative haben nach übereinstimmenden Berichten gedroht, in der kommenden Woche für eine Verzögerung des Brexits zu stimmen.

Konservative planen Brexit-Revolte gegen May 


RE: Der Brexit - FCAler - 26.02.2019

Langsam scheint Vernunft einzukehren 

Und ich behaupte mal ganz locker,

dass es zu einer erneuten Brexit-Abstimmung kommen wird.  Yes

Meine Visionen die früh genug dargebracht haben, lassen mich selten im Stich, gell Klartexter! Devil


Zitat:[b]Sie kommt spät, sehr spät, aber langsam scheint auf der Insel Vernunft einzukehren,[/b] allerdings müssen die britischen Anführer von ihren eigenen Leuten dazu gezwungen werden. Nachdem mehrere Abgeordnete die Fraktion unter Protest verließen, hat[b] Labour-Chef Jeremy Corbyn[/b] gestern Abend sein dröhnendes Schweigen gebrochen und sich öffentlich festgelegt: Die stärkste Oppositionspartei fordert ein [b]neues Brexit-Referendum.[/b] Details ließ Corbyn schlitzohrig offen, aber immer mehr seiner Leute sagen: Angesichts des politischen Schlamassels soll das Volk noch mal abstimmen, ob es wirklich und tatsächlich und echt jetzt aus der EU austreten und alle absehbaren Nachteile in Kauf nehmen will – wirtschaftlichen Abstieg, internationale Isolation, womöglich gesellschaftlichen Aufruhr.
Labour-Abgeordnete fordern Abstimmung über Verbleib in der EU 
Zitat:In Großbritannien rückt ein zweites Brexit-Referendum immer mehr in den Bereich des Möglichen. Labour stellt sich nun offiziell hinter die Forderung. Und viele in der Partei wollen mehr.

Bei einer neuerlichen Volksbefragung dürfte sich aktuell eine klare Mehrheit für den Verbleib in der EU  aussprechen. Jüngste Umfragen sahen das Pro-Europa-Lager rund zehn Prozentpunkte vor den Brexit-Befürwortern.



RE: Der Brexit - leopold - 26.02.2019

Ich denke, zuerst wird die Sache mal verschoben. Und dann geht das peinliche Gerangel auf der Insel wieder von vorne los.


RE: Der Brexit - leopold - 26.02.2019

Der Mann hat vermutlich recht. Es ist in den letzten zwei Jahren zu viel passiert. Ohne GB ist die EU unter diesen Bedingungen wesentlich besser dran. Wenn dagegen Nordirland und Schottland irgendwann einen Aufnahmeantrag stellen, sollte man sie mit offenen Armen empfangen.

Zitat:Die Labour-Partei befürwortet jetzt doch ein erneutes Referendum über den Brexit - und weckt damit Hoffnungen in den eigenen Reihen und in Europa. Doch der EU könnte ein knapper Sieg des Remain-Lagers langfristig schaden.
(...)
Dass die Regierung eines solchen Großbritanniens eine konstruktive Rolle bei der Weiterentwicklung der EU spielen könnte, erscheint nahezu ausgeschlossen. Stattdessen würde das Chaos in der britischen Politik voll auf die EU durchschlagen, wenn die Regierung in London aus Angst vor den Brüssel-Gegnern in den eigenen Reihen und den Anti-EU-Hetzkampagnen der Boulevardmedien jede weitere Stärkung der EU verzögert oder gleich per Veto unterbindet.


Bloß kein zweites Referendum! 


RE: Der Brexit - PuK - 26.02.2019

Jetzt reicht's aber langsam mit diesen blöden Briten. Nach den neuesten Nachrichten wollen sie jetzt doch eventuell in der EU bleiben, aber nur mit vielem wenn und aber...

Die sollen sich endlich mal überlegen, was sie wollen. Und zwar vorher. Dafür gab es ja auch diesen Volksentscheid, nach dem eigentlich alles klar sein hätte müssen. 

Aber jetzt lavieren sie da wieder rum. Das nervt. Die sollten sich vielleicht besser vorher, also bevor sie das öffentlich verkünden, darüber klar werden, wo sie in Zukunft parken wollen. Die machen sich doch auf diese Tour, die sie jetzt fahren, nur noch lächerlicher, als sie sowieso schon sind mit ihrem Commonwealth, den es nur noch dem Namen nach gibt, ihrer überkommenen dämlichen Monarchie und allem anderen. Das war mal eine große Nation, vor der man Respekt haben musste. Aber jetzt lachen doch nicht mal mehr die Hühner darüber.

ich weiß noch, vor 30 Jahren in London. Da gab es tatsächlich noch welche, die im Hyde-Park im dreiteiligen Anzug, mit Hut auf dem Kopf und einem Regenschirm in der Hand rumgelaufen sind. Bei strahlendem Sonnenschein. Irgendwie gleichzeitig lächerlich und doch beeindruckend. Aber inzwischen ist das Beeindruckende völlig weg und nur noch das Lächerliche übrig geblieben. 

(Es stellte sich dann übrigens raus, dass diese Anzugtypen der "Speaker's Corner" zustrebten, wo jeder öffentlich reden darf, was er will, egal was. Dort stellten sie sich dann auf eine Holzkiste und hielten vor jedem, der bereit war, zuzuhören, langatmige fundamentalistische christliche Predigten. Also waren sie schon damals eher lächerlich als beeindruckend. Aber eben noch nicht ganz so lächerlich wie heute.)


RE: Der Brexit - leopold - 27.02.2019

Kluger Kommentar:

Zitat:Ein zweites Referendum ist jedoch keine Lösung. Der am wenigsten schlechte Ausweg aus dem Dilemma läge darin, endlich den Austrittsvertrag anzunehmen und die EU geordnet zu verlassen - so wie es die Mehrheit bei dem fatalen Referendum 2016 gefordert hat.
Danach würde eine Übergangsphase beginnen, in der sich wenig ändert. London und Brüssel wollen währenddessen einen Vertrag über die künftigen Beziehungen schließen. Die Nicht-Mitglieder Schweiz und Norwegen sind eng an die Union angebunden. In diese Länder zu reisen, dort zu arbeiten oder Geschäfte zu treiben, ist meist genauso einfach wie in der EU. Das muss als Vorbild dienen. Großbritannien versinkt durch den Brexit nicht im Meer. Das Land bleibt Teil Europas, bleibt hoffentlich ein guter Partner - aber ein Partner, der bei Entscheidungen in Brüssel nicht mehr mit am Tisch sitzt. Das ist aus Londoner Sicht betrüblich. Schuld daran sind David Cameron und seine irrwitzige Idee, das Volk über eine Frage abstimmen zu lassen, über die nie hätte abgestimmt werden dürfen.  

Ein zweites Referendum würde die Gräben nur vertiefen 


RE: Der Brexit - PuK - 27.02.2019

(27.02.2019, 18:50)leopold schrieb:  Kluger Kommentar:

Was soll denn daran bitte klug sein?

Zitat:Schuld daran sind David Cameron und seine irrwitzige Idee, das Volk über eine Frage abstimmen zu lassen, über die nie hätte abgestimmt werden dürfen. 

Wenn das Volk der Souverän ist und Volksabstimmungen in der Verfassung vorgesehen sind, dann darf das Volk selbstverständlich über alles abstimmen. Und die Regierung ist dann nur noch das ausführende Organ, das die Vorgabe der Abstimmung gefälligst in die Realität umzusetzen und nicht plan- und ziellos herumzulavieren hat.

Typisch deutsches Untertanendenken ist das, was der Herr Finke da schreibt. Geradezu ein Betteln nach Unterdrückung und eine tiefe Sehnsucht nach Unterwerfung unter eine "höhere" Macht, die vermeintlich alles besser weiß als das Volk.


RE: Der Brexit - leopold - 27.02.2019

(27.02.2019, 19:57)PuK schrieb:  Was soll denn daran bitte klug sein?


Wenn das Volk der Souverän ist und Volksabstimmungen in der Verfassung vorgesehen sind, dann darf das Volk selbstverständlich über alles abstimmen. Und die Regierung ist dann nur noch das ausführende Organ, das die Vorgabe der Abstimmung gefälligst in die Realität umzusetzen und nicht plan- und ziellos herumzulavieren hat.

Typisch deutsches Untertanendenken ist das, was der Herr Finke da schreibt. Geradezu ein Betteln nach Unterdrückung und eine tiefe Sehnsucht nach Unterwerfung unter eine "höhere" Macht, die vermeintlich alles besser weiß als das Volk.

Haben Sie den gesamten Kommentar nicht gelesen? Solch komplexe  und  für den Normalbürger in ihren  Konsequenzen nicht überschaubare Entscheidungen wie den Brexit kann man nicht auf ein Ja oder Nein reduzieren. Die meisten Briten haben letztlich doch gar nicht gewusst, worüber sie abstimmen. Für solche Richtungsentscheidungen  gibt es in parlamentarischen Demokratien die Volksvertreter. Warum fragt man die Briten wohl heute nicht, welche Art von Brexit sie denn gerne wollen? Weil es darauf tausend Antworten gäbe.
Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen und die EU muss aufpassen, dass sie sich nicht in das Chaos auf der Insel reinziehen lässt. Leider muss man mittlerweile sagen, dass die EU ohne diesen zerstrittenen Haufen besser dran ist.