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Ennio Morricone wird dieses Jahr 90 - Druckversion

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Ennio Morricone wird dieses Jahr 90 - PuK - 19.07.2018

Aus diesem Anlass hat ihn der Pfälzische Merkur zuhause besucht 
[Video: https://www.youtube.com/watch?v=dFBXmx3ccDw ]
Wer den Film nicht kennt, sollte ihn unbedingt kennen. Das ist ein Western für Leute, die eigentlich keine Western mögen. Und alleine die Eingangssequenz (nach den Credits) ist schon ein Gipfel an Filmkunst. Funktioniert völlig ohne Worte und stimmt einen schon einmal auf den (langsamen, deshalb ist der Schinken auch 2 3/4 Stunden lang) Rhythmus des Films ein. Lustig ist der Fiĺm aber auch und die Volte mit dem Grab des unbekannten Soldaten, in dem die geraubte Kriegskasse vergraben ist, ist ein echter Knüller.

Nur der deutsche Titel ist wieder mal ein Verbrechen. Wer kommt bitte darauf, "The Good, The Bad, and The Ugly" mit "Zwei glorreiche Halunken" zu übersetzen? In welchem Geisteszustand muss sich der Verantwortliche beim Verleih befunden haben, als er sich das ausgedacht hat?


RE: Ennio Morricone wird dieses Jahr 90 - sobinichhalt - 19.07.2018

Ich kenne den Film, er ist einer der besten Western, die es gibt. Die Filmmusik ist besonders, einzigartig, große Kunst.

Den Filmtitel finde ich im Übrigen gut gelungen. Einprägsam, gängig ist er, ein Markenzeichen, wie der Film selbst.


RE: Ennio Morricone wird dieses Jahr 90 - PuK - 19.07.2018

(19.07.2018, 22:59)sobinichhalt schrieb:  Ich kenne den Film, er ist einer der besten Western, die es gibt. Die Filmmusik ist besonders, einzigartig, große Kunst.

Den Filmtitel finde ich im Übrigen gut gelungen. Einprägsam, gängig ist er, ein Markenzeichen, wie der Film selbst.

Ok, er ist insofern "gelungen", als es sich am Schluss auf zwei reduziert. 

Die Pointe ist ja, dass der eine weiß, in welchem Grab. Aber nicht auf welchem Friedhof, es könnte jeder Friedhof mit Kriegsgräbern sein. Und es gab viele davon in der Zeit, in der der Film spielt. Die Zeit ist eben auch ungewöhlich für einen Western. Es geht da nicht um Cowboys gegen Indianer. Das war zu der Zeit, in der der Film spielt, schon längst entschieden. Wir befinden uns mitten im Bürgerkrieg zwischen den Cowboys. Und der war brutal, das war militärisch so ungefähr die Vorstufe zum 1. Weltkrieg, der dann wirklich dreckig war. Aber das war schon ein halbwegs moderner Krieg mit bis dahin undenkbaren Zahlen von Toten. Und gleichzeitig herrschte in der Prärie die Gesetzlosigkeit. Gestalten wie die beiden sind also in diesem Setting durchaus glaubwürdig, wenn auch nicht in dieser Überzeichnung.

Irgendwo gibt und gab es also damals immer ein symbolisches Grab für den "Unbekannten Soldaten". Denn es war ganz aktuell und virulent, dass ständig Leute starben, von denen hinterher keiner mehr feststellen konnte, wer das einmal war.

Und der andere weiß, welcher Friedhof, aber nicht, welches Grab. Und das ist letztlich die Pointe. Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zu viel gespoilert. Aber es kommt ja dann noch eine Wendung. Das ist das Schöne an dem Film. Er lässt sich ganz viel Zeit mit der Exposition. Man hat ungemein viel Gelegenheit, sich die "Helden" anztusehen. Identifizieren kann man sich mit keinem von ihnen, verstehen kann man sie alle auf ihre Weise. Sie versuchen nur, zu überleben, und das möglichst komfortabel. Es geht nur um Geld in dem Film, und das ist eben eine ewige Wahrheit, seit Geld erfunden wurde. Und wenn man das dann alles hoffentlich kapiert hat, dann kommt es am Ende geballt und vollkommen überraschend. Aber eigentlich nur folgerichtig. Deshalb ist der Film so genial, weil er einem im besten Fall, wenn man ihn nicht nur als Western betrachtet, eine Perspektive über die Welt an sich und die Menschen darin eröffnet. Eine ziemlich pessimistische.

Und der Friedhof dann... Optischer Hammer. Und dazu diese hypnotisch-hysterische Musik von Morricone. Ich kann mich immer nicht entscheiden, welches das größere Meisterwerk ist. "A Clockwork Orange" von Kubrick oder dieser Film.