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Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - Druckversion

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RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - Martin - 04.10.2017

Wieder mal eine Punktlandung vom "Postillon".  Devil

Zitat:Spanien nur noch wenige Schläge davon entfernt, Sympathien der Katalanen zurückzugewinnen

Gute Nachrichten aus Spanien: Nach Einschätzung von Experten ist die Regierung in Madrid nur noch wenige blaue Augen und geprellte Rippen davon entfernt, die Sympathien der katalanischen Bevölkerung wiederzuerlangen. Demnach müsse die spanische Polizei höchstens noch zwei bis drei Dutzend friedliche Katalanen verprügeln, um die Region von ihren Unabhängigkeitsbestrebungen abzubringen.

Quelle: http://www.der-postillon.com/2017/10/spanien-katalonien.html 

Martin


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - leopold - 04.10.2017

(04.10.2017, 10:07)Klartexter schrieb:  Glaube ich nicht, Serge. Denn der Tagesspiegel  hat aufgezeigt, wer alles nach Unabhängigkeit strebt, ein einknicken der EU hätte fatale Folgen, weil dann auch andere ihr Recht einfordern würden. Und dann ist es nicht mehr mit ein paar Zahlungen getan.

Genauso ist es. Die Separatisten glauben, sie könnten sich mit den Rosinen davonmachen und für Verteidigung, Regelung der Handelsbeziehungen usw. sorgt dann die EU. So wird das aber nicht laufen.


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - Serge - 04.10.2017

(04.10.2017, 17:36)leopold schrieb:  Genauso ist es. Die Separatisten glauben, sie könnten sich mit den Rosinen davonmachen und für Verteidigung, Regelung der Handelsbeziehungen usw. sorgt dann die EU. So wird das aber nicht laufen.

Glauben Sie, dass die Separatisten wirklich so naiv und zugleich so egoistisch sind?
Es muss schon noch etwas mehr sein, als Sie unterstellen (siehe unten).

Eigentlich lehrt doch die Geschichte Europas - und da zähle ich jetzt auch Russland dazu - etwas anderes.
Die Zeit der großen Staatengebilde ist eigentlich vorbei.
Die großen Vielvölkerstaaten wie die K.u.K.-Monarchie, das Deutsche Reich (mit polnischer Bevölkerung und in Besitz genommenen polnischen Territorium), die Sowjetunion, Jugoslawien sind zerfallen. Die Tendenz geht zum Regionalismus. Das haben selbst die Franzosen schon den 70-er Jahren kapiert und eine Regionalisierung ihres nur scheinbar einheitlichen und stabilen Staates eingeleitet: mehr eigene Verwaltungsbefugnis und politische Selbständigkeit für die Regionen usw. 
Dort gab und gibt es nämlich auch Regionen, die sich vom zentralistischen Staat unterdrückt fühlten, wie z.B. die Bretagne (mit eigener Sprache), die Katalanen im SW, die Basken, die Korsen und die Bewohner des Südens, die okzitanisch sprechen. Das hat eigentlich ganz gut geklappt.
Größere Staatenbünde wie die EU können können daher nur erfolgreich sein, wenn sie den Mitgliedsländern möglichst viel Autonomie einräumen, und zwar in politischer, kultureller, finanzieller Hinsicht. 
Das gilt auch für die einzelnen Länder und deren Regionen mit eigener Sprache und ausgeprägter Kultur.

Zur speziellen Situation in Katalonien kurz die Vorgeschichte aus Wiki:

Zitat:Die politischen Institutionen Kataloniens  beruhten bis 2006 auf einem Autonomiestatut von 1979. Am 30. September 2005 wurde vom katalanischen Parlament  der „Entwurf eines neuen Autonomiestatuts für Katalonien“ beschlossen, nach dem Verhandlungsort auch „Statut von Miravet “ genannt.
Am 2. November 2005 wurde das Statut von Miravet dem Kongress vorgelegt und von drei Sprechern des katalanischen Parlaments erläutert. Die Sprecher der katalanischen Parteien  CiU , PSC  und ERC  begründeten die Notwendigkeit einer Reform des bestehenden Statuts von 1979 damit, dass es damals in einem Kongress mit zahlreichen Politikern des ehemaligen Franco-Regimes  behandelt worden sei. Es müssten die Veränderungen seit dem Eintritt Spaniens in die Europäische Union  vor 26 Jahren berücksichtigt werden, sowie die Tatsache, dass Katalonien eine Nation  sei.
Nach langen und emotionalen Verhandlungen der im Kongress vertretenen Parteien wurden rund die Hälfte der Artikel im Statut-Entwurf verändert. Am 10. Mai 2006 stimmte das Spanische Parlament dem Statut schließlich mit den Stimmen von PSOE , CiU  und IU  zu. ERC , EA  und PAR  enthielten sich, und PP  stimmte dagegen.
In einem abschließenden Referendum  am 18. Juni 2006 sprachen sich 73,9 % der Katalanen für das neue Statut aus. Eine große Enttäuschung bildete jedoch die geringe Wahlbeteiligung  von etwa 49 % der Wahlberechtigten.
Nachdem König  Juan Carlos I.  das Statut am 19. Juli 2006 unterzeichnet hatte, trat es am 9. August 2006 in Kraft.
Am 31. Juli 2006 reichte die PP  (Partido Popular) eine Normenkontrollklage  beim Verfassungsgericht (Tribunal Constitucional) ein, mit der sie 114 der insgesamt 223 Artikel des Autonomiestatuts als verfassungswidrig angriff. Nach fast vierjähriger Beratung verkündete das Gericht am 28. Juni 2010 sein Urteil.[1]  Danach sind 14 Artikel insgesamt oder teilweise verfassungswidrig. Für 27 weitere Bestimmungen bestimmte es, dass und wie sie nach den näheren Ausführungen in den Urteilsgründen verfassungskonform auszulegen sind. Hinsichtlich der heftig umstrittenen Bezeichnung Kataloniens als „Nation“ in der Präambel des Autonomiestatuts urteilte es, dass diese keinerlei juristische Wirkung bei der Auslegung anderer Normen entfaltet (insbesondere daraus nichts hergeleitet werden kann, woraus sich eine Sonderstellung Kataloniens im Vergleich zu anderen Autonomen Gemeinschaften ergeben könnte, die sich nicht als "Nation" definieren). Im Übrigen wurde die Klage abgewiesen.
Das Urteil des Verfassungsgerichts rief große Empörung bei der Bevölkerung und den verschiedenen Institutionen von Katalonien hervor. Auf Initiative des Kulturvereins Òmnium Cultural riefen daraufhin über 200 Gruppen und Institutionen unter dem Schlagwort Som una nació. Nosaltres decidim! (‚Wir sind eine Nation. Wir entscheiden!‘) zu einer Kundgebung am 10. Juli 2010 in Barcelona auf, zu der über eine Million Bürger auf die Straße gingen.

Vielleicht versteht man dann besser, was sich da unten abspielt.


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - leopold - 04.10.2017

(04.10.2017, 19:13)Serge schrieb:  Glauben Sie, dass die Separatisten wirklich so naiv und zugleich so egoistisch sind?
Es muss schon noch etwas mehr sein, als Sie unterstellen (siehe unten).

Genau das glaube ich nicht nur, sondern das ist offensichtlich: Spanien hat soeben eine schwere Wirtschaftskrise halbwegs überstanden und nun würde sich der mit Abstand stärkste Wirtschaftsraum dieses Landes gerne verabschieden. Wohlwissend, dass Restspanien damit wieder in die Krise zurückgestoßen würde - mit unabsehbaren Folgen. Das ist purer Egoismus.
Ich kann nur hoffen, dass die derzeitigen Aktivitäten der Separatisten letztlich nicht die Abspaltung zum Ziel haben, sondern nur Mittel zum Zweck einer gerechteren Verteilung der Finanzmittel innerhalb Spaniens und mehr politischer Unabhängigkeit darstellen. Alles andere wäre völlig unverantwortlich und kann eigentlich nur Leuten gefallen, die auf die Zerstörung der bestehenden politischen Strukturen setzen. Was das für die Menschen bedeutet, ist dabei anscheinend völlig egal. Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien ist immer noch extrem hoch.

PS: Die separatistischen Parteien haben bei den letzten Regionalwahlen, wie ich heute gelesen habe, nicht mal eine Mehrheit erhalten. Ich frage mich, woher diese Parteien einen Auftrag der Bevölkerung ableiten, das Land in Richtung eines Bürgerkriegs zu führen.


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - Serge - 04.10.2017

(04.10.2017, 19:59)leopold schrieb:  Genau das glaube ich nicht nur, sondern das ist offensichtlich: Spanien hat soeben eine schwere Wirtschaftskrise halbwegs überstanden und nun würde sich der mit Abstand stärkste Wirtschaftsraum dieses Landes gerne verabschieden. Wohlwissend, dass Restspanien damit wieder in die Krise zurückgestoßen würde - mit unabsehbaren Folgen. Das ist purer Egoismus.
Ich kann nur hoffen, dass die derzeitigen Aktivitäten der Separatisten letztlich nicht die Abspaltung zum Ziel haben, sondern nur Mittel zum Zweck einer gerechteren Verteilung der Finanzmittel innerhalb Spaniens und mehr politischer Unabhängigkeit darstellen. Alles andere wäre völlig unverantwortlich und kann eigentlich nur Leuten gefallen, die auf die Zerstörung der bestehenden politischen Strukturen setzen. Was das für die Menschen bedeutet, ist dabei anscheinend völlig egal. Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien ist immer noch extrem hoch.

PS: Die separatistischen Parteien haben bei den letzten Regionalwahlen, wie ich heute gelesen habe, nicht mal eine Mehrheit erhalten. Ich frage mich, woher diese Parteien einen Auftrag der Bevölkerung ableiten, das Land in Richtung eines Bürgerkriegs zu führen.

Zum letzten Teilsatz: Spinnen Sie?
Ansonsten: Unterstellen Sie doch einfach mal das aus der Augen der Katalanen Vernünftige.

Und sonst nichts?


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - leopold - 04.10.2017

(04.10.2017, 20:01)Serge schrieb:  Zum letzten Teilsatz: Spinnen Sie?
Ansonsten: Unterstellen Sie doch einfach mal das aus der Augen der Katalanen Vernünftige.

Und sonst nichts?

Sie sind also auch gegen die Abspaltung? Das haben Sie bisher gut verheimlicht. Was sonst?


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - leopold - 04.10.2017

(04.10.2017, 20:01)Serge schrieb:  Zum letzten Teilsatz: Spinnen Sie?

Ich "spinne" anscheinend nicht alleine:

Erinnerung an Spanischen Bürgerkrieg 


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - Serge - 04.10.2017

(04.10.2017, 20:09)leopold schrieb:  Sie sind also auch gegen die Abspaltung? Das haben Sie bisher gut verheimlicht. Was sonst?

Wieso verheimlicht? Ich habe mich nie für die Abspaltung geäußert. Aber wenn es sein soll, dann soll es so sein.


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - leopold - 04.10.2017

(04.10.2017, 20:20)Serge schrieb:  Wieso verheimlicht? Ich habe mich nie für die Abspaltung geäußert. Aber wenn es sein soll, dann soll es so sein.

Eben, die Konsequenzen sind ja egal. Sie sind eben ein wahrer politischer Denker.


RE: Katalonien: Parlament billigt Unabhängigkeitsreferendum - Serge - 04.10.2017

(04.10.2017, 20:11)leopold schrieb:  Ich "spinne" anscheinend nicht alleine:

Erinnerung an Spanischen Bürgerkrieg 

Zitat aus Ihrem Link:

Zitat:In Zeitungskommentare werden sowohl die Zentralregierung in Madrid als auch die Separatisten  hart kritisiert – und es wird an den Spanischen Bürgerkrieg und Diktator Franco erinnert. Viele Kommentatoren fürchten eine Kettenreaktion.

Erstens sind die Stuttgarter Nachrichten nicht besser als die AA, ihre bedingungslose Unterstützung für Stuttgart 21 ist berüchtigt.
Und zweitens ist hier nirgends von Bürgerkrieg die Rede. Es wird daran "erinnert", warum auch immer.
So wie Sie, wenn hier jemand die Flüchtlingspolitik Merkels kritisiert oder in Frage stellt, immer wieder mehr oder weniger direkt an das Nazi-Regime erinnern. Warum auch immer.
Kapiert?