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Quo Vadis, Türkei? - Druckversion

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+--- Thema: Quo Vadis, Türkei? (/showthread.php?tid=659)



RE: Quo Vadis, Türkei? - Kreti u. Plethi - 24.02.2018

(24.02.2018, 11:08)Martin schrieb:  Könnten wir bitte beim Thema und bei der Wahrheit bleiben? Mir ist kein Künstler/Satiriker/Karikaturist in Deutschland bekannt, der wegen einer kritischen Äußerung über Trump mit Gewalt bedroht wurde. 

Martin

Der Zusammenhang mit Trump ist ein anderer, emotionale Rhetorik und Spaltung der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf "schlichte Gemüter"
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass Sie meine Einlassung nicht verstanden haben.


RE: Quo Vadis, Türkei? - Martin - 24.02.2018

(24.02.2018, 12:02)Kreti u. Plethi schrieb:  Der Zusammenhang mit Trump ist ein anderer, emotionale Rhetorik und Spaltung der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf "schlichte Gemüter"
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen dass Sie meine Einlassung nicht verstanden haben.

Der Thread hier geht über Erdogan. Irgendwie bei jedem Thread über drei Ecken mit Trump oder der AfD Parallelen zu ziehen, nervt irgendwie. Trump ist vom Gemüt ein lauter Polterer, Erdogan hingegen ein eiskalter Despot, der alle zivilisatorischen Errungenschaften mit Füßen tritt. Die qualitativen Unterschiede sollten auch ihnen begreiflich sein.

Martin


RE: Quo Vadis, Türkei? - Serge - 26.02.2018

"Soldaten weinen nicht" – Erdogan kritisiert weinendes Mädchen 

Jetzt ist er wohl reif dafür, sich selbst, mit einem Sprengstoffgürtel angetan, einem kurdischen Panzer in den Weg zu stellen.

Zitat:Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat während einer Rede auf einem Kongress seiner Partei AKP in Kahramanmaras ein Mädchen in Soldatenuniform auf die Bühne geholt und es gefragt, ob es Märtyrerin werden will. Darüber berichten die regierungskritische türkische Zeitung "Cumhuriyet" und die Nachrichtenplattform Haberdar.
Dem Kind, dem wohl vor Aufregung die Tränen gekommen waren, erklärte er: Soldaten weinen nicht. "Wenn du fällst, werden wir dich mit einer Fahne zudecken, bereit für alles, richtig?", sagte Erdogan.

Hallo Maylin, täusche ich mich oder ist der Pascha mittlerweile wirklich schon dazu bereit?
Sie müssen es doch wissen.


RE: Quo Vadis, Türkei? - Maylin - 26.02.2018

Journalist M. Teyfik Oezcan schrieb die Redaktion der "SPIEGEL Online" und "FOCUS Online" direkt an, um auf die Fehlinterpretation, wie sie in deutschen Medien präsentiert wird, aufmerksam zu machen. 
Hier der Wortlaut, der inzwischen auch in sozialen Medien verbreitet wird:Ihr Artikel vom 25.02.2018 mit der Überschrift: "Willst Du Märtyrer werden? Erdogan weist weinendes Mädchen vor Anhängern zurecht“

Sehr geehrte Damen und Herren,
jede Sprache dient der Förderung der zwischenmenschlichen Kommunikation, ferner der globalen Überlieferung einer Botschaft und ist das Resultat einer kulturgeschichtlichen Abfolge, die die Sprachkultur und die Mentalität eines Landes maßgeblich beeinflusst.  
Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte ist ein Deutungsunterschied zwischen der türkischen und der deutschen Mentalität in der medialen Berichterstattung offensichtlich und regelmäßig festzustellen, was man an der wortwörtlichen Übersetzung festmachen kann. Das beste Beispiel für diese Fehlinterpretation ist das Stilmittel Metapher.  

Als der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan letztes Jahr in Bezug auf türkischstämmige Politiker in Deutschland die Metapher „Kani bozuk“ benutzte, was wortwörtlich übersetzt „dreckiges Blut“ ergibt, ging ein exzessiver medialer Aufschrei durch Deutschland. Der demokratisch gewählte Präsident der Türkei wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass einige Politiker keinen guten Charakter haben, was die Menschen in der Türkei richtig, in Deutschland aber durch eine Fehlinterpretation falsch eingeordnet haben.

Diese unterschiedlichen Sichtweisen kann man auch in ihrem heutigen Beitrag über den türkischen Staatspräsidenten konstatieren. Als Herr Recep Tayyip Erdogan das weinende Mädchen während seiner Ansprache sah, holte er sie auf die Bühne, weil es erstens ein Kind war und zweitens weil sie durch das Tragen der Armeeuniform ihre Sympathie für die türkischen Streitkräfte bekundete.
Aus dieser Geste des türkischen Staatspräsidenten sollte das Signal ausgehen, dass wir die emotional geladenen Kinder nicht alleine lassen, sie schützen und in der Zukunft auf sie bauen werden. Das Mädchen repräsentiert hier nicht nur die Kinder der Türkei, sondern auch durch die Uniform die türkischen Streitkräfte.
In der weiteren Ausführung seiner Rede drehte er sich dem Publikum zu und nahm diese Uniform zum Anlass, auf die Verantwortung der Gesellschaft gegenüber dieser Uniform hinzuweisen und sprach dabei das Kind nicht an, weil die Botschaft auch nicht an das Mädchen und allgemein an die Kinder gerichtet war. Zum Abschluss stellte er noch eine rhetorische Frage an das Kind, um sie aufzumuntern, bevor sie die Bühne verließ.    

Ihre Überschrift impliziert eine Geisteshaltung, die des objektiv berichtenden Journalismus nicht würdig ist und jeglicher Grundlage entbehrt. Der türkische Staatspräsident hat mehrere 100.000 von Flüchtlingskindern aus humanitären Gründen die Aufnahme in der Türkei ermöglicht und legt in seinen Reden immer einen sehr großen Wert auf moralisch denkende und gut ausgebildete Kinder, die die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft garantieren sollen.
Es wäre für alle Beteiligte wünschenswert, wenn man zukünftig bei der Übersetzung aus der türkischen Sprache Metapher rechtzeitig erkennt und die Aussagen in einen richtigen Kontext stellt.

Mit freundlichen Grüßen
M. Teyfik Oezcan, Freier Journalist


RE: Quo Vadis, Türkei? - Udo - 26.02.2018

(26.02.2018, 18:34)Maylin schrieb:  Journalist M. Teyfik Oezcan schrieb die Redaktion der "SPIEGEL Online" und "FOCUS Online" direkt an, um auf die Fehlinterpretation, wie sie in deutschen Medien präsentiert wird, aufmerksam zu machen. 
Hier der Wortlaut, der inzwischen auch in sozialen Medien verbreitet wird:Ihr Artikel vom 25.02.2018 mit der Überschrift: "Willst Du Märtyrer werden? Erdogan weist weinendes Mädchen vor Anhängern zurecht“

Sehr geehrte Damen und Herren,
jede Sprache dient der Förderung der zwischenmenschlichen Kommunikation, ferner der globalen Überlieferung einer Botschaft und ist das Resultat einer kulturgeschichtlichen Abfolge, die die Sprachkultur und die Mentalität eines Landes maßgeblich beeinflusst.  
Unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte ist ein Deutungsunterschied zwischen der türkischen und der deutschen Mentalität in der medialen Berichterstattung offensichtlich und regelmäßig festzustellen, was man an der wortwörtlichen Übersetzung festmachen kann. Das beste Beispiel für diese Fehlinterpretation ist das Stilmittel Metapher.  

Als der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan letztes Jahr in Bezug auf türkischstämmige Politiker in Deutschland die Metapher „Kani bozuk“ benutzte, was wortwörtlich übersetzt „dreckiges Blut“ ergibt, ging ein exzessiver medialer Aufschrei durch Deutschland. Der demokratisch gewählte Präsident der Türkei wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass einige Politiker keinen guten Charakter haben, was die Menschen in der Türkei richtig, in Deutschland aber durch eine Fehlinterpretation falsch eingeordnet haben.

Diese unterschiedlichen Sichtweisen kann man auch in ihrem heutigen Beitrag über den türkischen Staatspräsidenten konstatieren. Als Herr Recep Tayyip Erdogan das weinende Mädchen während seiner Ansprache sah, holte er sie auf die Bühne, weil es erstens ein Kind war und zweitens weil sie durch das Tragen der Armeeuniform ihre Sympathie für die türkischen Streitkräfte bekundete.
Aus dieser Geste des türkischen Staatspräsidenten sollte das Signal ausgehen, dass wir die emotional geladenen Kinder nicht alleine lassen, sie schützen und in der Zukunft auf sie bauen werden. Das Mädchen repräsentiert hier nicht nur die Kinder der Türkei, sondern auch durch die Uniform die türkischen Streitkräfte.
In der weiteren Ausführung seiner Rede drehte er sich dem Publikum zu und nahm diese Uniform zum Anlass, auf die Verantwortung der Gesellschaft gegenüber dieser Uniform hinzuweisen und sprach dabei das Kind nicht an, weil die Botschaft auch nicht an das Mädchen und allgemein an die Kinder gerichtet war. Zum Abschluss stellte er noch eine rhetorische Frage an das Kind, um sie aufzumuntern, bevor sie die Bühne verließ.    

Ihre Überschrift impliziert eine Geisteshaltung, die des objektiv berichtenden Journalismus nicht würdig ist und jeglicher Grundlage entbehrt. Der türkische Staatspräsident hat mehrere 100.000 von Flüchtlingskindern aus humanitären Gründen die Aufnahme in der Türkei ermöglicht und legt in seinen Reden immer einen sehr großen Wert auf moralisch denkende und gut ausgebildete Kinder, die die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft garantieren sollen.
Es wäre für alle Beteiligte wünschenswert, wenn man zukünftig bei der Übersetzung aus der türkischen Sprache Metapher rechtzeitig erkennt und die Aussagen in einen richtigen Kontext stellt.

Mit freundlichen Grüßen
M. Teyfik Oezcan, Freier Journalist


https://www.derstandard.de/story/2000074719684/kritik-an-untaetigkeit-des-gerichtshofs-fuer-menschenrechte-zu-tuerkei 


RE: Quo Vadis, Türkei? - Lueginsland - 26.02.2018

(26.02.2018, 18:34)Maylin schrieb:  Journalist M. Teyfik Oezcan schrieb die Redaktion der "SPIEGEL Online" und "FOCUS Online" direkt an, um auf die Fehlinterpretation, wie sie in deutschen Medien präsentiert wird, aufmerksam zu machen. 
..../.......
.........

Es wäre für alle Beteiligte wünschenswert, wenn man zukünftig bei der Übersetzung aus der türkischen Sprache Metapher rechtzeitig erkennt und die Aussagen in einen richtigen Kontext stellt.

Mit freundlichen Grüßen
M. Teyfik Oezcan, Freier Journalist


Die "TÜRKISCHPRESS" schreibt: Erdogan hat das Mädchen "aufmuntern wollen" .....

Laut einer Meldung der "regierungskritische Zeitung "Cumhuriyet"  und das Nachrichtenportal "Haberdar" hat der türkische Staatspräsident Erdogan ein Mädchen auf der Bühne zurechtgewiesen, nach dem sie fast in Tränen ausgebrochen ist. Dabei wird im Kontext mit dem Mädchen in Soldaten-Uniform der Eindruck erweckt, Erdogan habe sie mit den Worten "Wenn du fällst, werden wir dich mit einer Fahne zudecken." aufmuntern wollen.

Cumhuriyet  ist eine türkische überregionale Tageszeitung mit Redaktionssitz in Istanbul. Sie zählt zu den ältesten Tageszeitungen des Landes.
Die werden die Metapher, wie auch Sie, richtig erkannt haben!


RE: Quo Vadis, Türkei? - Serge - 26.02.2018

(26.02.2018, 19:28)Lueginsland schrieb:  Die "TÜRKISCHPRESS" schreibt: Erdogan hat das Mädchen "aufmuntern wollen" .....

Laut einer Meldung der "regierungskritische Zeitung "Cumhuriyet"  und das Nachrichtenportal "Haberdar" hat der türkische Staatspräsident Erdogan ein Mädchen auf der Bühne zurechtgewiesen, nach dem sie fast in Tränen ausgebrochen ist. Dabei wird im Kontext mit dem Mädchen in Soldaten-Uniform der Eindruck erweckt, Erdogan habe sie mit den Worten "Wenn du fällst, werden wir dich mit einer Fahne zudecken." aufmuntern wollen.

Cumhuriyet  ist eine türkische überregionale Tageszeitung mit Redaktionssitz in Istanbul. Sie zählt zu den ältesten Tageszeitungen des Landes.
Die werden die Metapher, wie auch Sie, richtig erkannt haben!

Schöne und einfühlsame Aufmunterung für ein 10-jähriges (?) Mädchen. Besonders das mit der Fahne nach dem Fallen ähm .... Sterben ist für das Kind sehr beruhigend.
Merkwürdige Kultur, wo das als gutgemeint und „so üblich” ist.
Sieht nicht nach Nähe zu Europa aus ...


RE: Quo Vadis, Türkei? - Martin - 27.02.2018

(26.02.2018, 18:34)Maylin schrieb:  Journalist M. Teyfik Oezcan schrieb die Redaktion der "SPIEGEL Online" und "FOCUS Online" direkt an, um auf die Fehlinterpretation, wie sie in deutschen Medien präsentiert wird, aufmerksam zu machen. 
Hier der Wortlaut, der inzwischen auch in sozialen Medien verbreitet wird:Ihr Artikel vom 25.02.2018 mit der Überschrift: "Willst Du Märtyrer werden? Erdogan weist weinendes Mädchen vor Anhängern zurecht“

Wenn die deutschen Medien nicht korrekt berichten (eine Meinung, die ich durchaus teilen kann), wie wäre es dann mit der ausländischen Presse? Genauer: Englischsprachige türkische Presse?

Erdoğan promises to honour a little girl with the flag, if martyred 

Martin


RE: Quo Vadis, Türkei? - Maylin - 27.02.2018

(26.02.2018, 19:00)Udo schrieb:  https://www.derstandard.de/story/2000074719684/kritik-an-untaetigkeit-des-gerichtshofs-fuer-menschenrechte-zu-tuerkei 

Aha, die gleichgeschaltete Presse in Deutschland entspricht eher der Pressefreiheit - gell  At
Schon mal gelesen, wie sich die Presseinformation, bzw. das was beim Leser ankommt, vorher gefiltert wird?


RE: Quo Vadis, Türkei? - Maylin - 27.02.2018

(26.02.2018, 19:28)Lueginsland schrieb:  Die "TÜRKISCHPRESS" schreibt: Erdogan hat das Mädchen "aufmuntern wollen" .....

Laut einer Meldung der "regierungskritische Zeitung "Cumhuriyet"  und das Nachrichtenportal "Haberdar" hat der türkische Staatspräsident Erdogan ein Mädchen auf der Bühne zurechtgewiesen, nach dem sie fast in Tränen ausgebrochen ist. Dabei wird im Kontext mit dem Mädchen in Soldaten-Uniform der Eindruck erweckt, Erdogan habe sie mit den Worten "Wenn du fällst, werden wir dich mit einer Fahne zudecken." aufmuntern wollen.

Cumhuriyet  ist eine türkische überregionale Tageszeitung mit Redaktionssitz in Istanbul. Sie zählt zu den ältesten Tageszeitungen des Landes.
Die werden die Metapher, wie auch Sie, richtig erkannt haben!

Die Cumhuriyet wird deswegen in der Türkei ziemlich diskutiert. Genau deshalb, weil sie in grober Absicht und Fahrlässigkeit die Blickrichtung des Auftritts gänzlich verändert hat. Cumhuriyet hat dies absichtlich getan, damit die europäische Presse darauf anspringt. Denn ordentliche Übersetzungen werden ja nicht gemacht. Clips von der Rede werden nicht mehr angeschaut. Will niemand. Da reicht es, was Cumhuriyet schreibt.

Im Übrigen ist doch daran ganz klar sichtbar, dass in der TR eben doch noch die Pressefreiheit funktioniert, sonst kämen solche Meldungen nie und nimmer nach Europa.