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Normale Version: Nach Mordfall in Freiburg: Polizei fordert detailliertere DNA-Analyse
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Martin

Zitat:Wenn am Tatort Täter-DNA gefunden wird, darf sie nicht auf Merkmale wie Augen-, Haar- oder Hautfarbe untersucht werden. Eine Richtlinie, die die Polizei kritisiert. Denn gerade diese Details hätten im Freiburger Mordfall schneller ans Ziel geführt.

Quelle: http://www.n-tv.de/panorama/Polizei-ford...60911.html

Völlig unverständlich, dass selbst bei schweren Verbrechen wie Mord nicht alle Tatortspuren vollständig ausgewertet dürfen.
Wessen Interessen werden denn geschützt, wenn gefundene Fremd-DNA bei einem Mordopfer nicht umfassend untersucht wird?

Martin

PuK

(06.12.2016, 10:21)Martin schrieb: [ -> ]Völlig unverständlich, dass selbst bei schweren Verbrechen wie Mord nicht alle Tatortspuren vollständig ausgewertet dürfen.
Wessen Interessen werden denn geschützt, wenn gefundene Fremd-DNA bei einem Mordopfer nicht umfassend untersucht wird?

Ich halte es da mit dem Benecke. Ich weiß nicht mehr in welchem Buch das war, als er ziemlich überzeugend dargelegt hat, dass das, was der Laie "magisch" an DNA-Spuren findet, also dass sie einem quasi theoretisch Aufschluss über die Augenfarbe eines unbekannten Täters geben kann, die Polizei genau nicht weiterführt.

Eine DNA-Spur ist kein "erster Hinweis auf den Täter". Sie ist etwas, das man in der Kriminalistik normalerweise nur zum Zweck der Überführung eines schon anderweitig festgestellten Täters benutzt. Ist sie doch einmal das Einzige, was vorliegt, dann dürfen alle Männer eines Jahrgangs in der Gegend zum Massengentest, und wer nicht hingeht, macht sich verdächtig. Daran sieht man doch schon, was für ein grobes Geschütz eine DNA-Spur eigentlich ist. Eine DNA-Spur alleine ist praktisch gar nichts.

Und das wissen alle Polizisten. So wie man natürlich auch weiß, dass Polizeigewerkschaften gerne viel fordern, wenn der Tag lang ist.

Martin

(06.12.2016, 10:37)PuK schrieb: [ -> ]Ich halte es da mit dem Benecke. Ich weiß nicht mehr in welchem Buch das war, als er ziemlich überzeugend dargelegt hat, dass das, was der Laie "magisch" an DNA-Spuren findet, also dass sie einem quasi theoretisch Aufschluss über die Augenfarbe eines unbekannten Täters geben kann, die Polizei genau nicht weiterführt.

Hm. "Markito" hat sich eigentlich neutral-positiv über Marker in der DNA geäußert, er meint lediglich, dass  die Technik noch nicht ganz ausgereift ist:

Zitat:Welche Länder führen bisher solche Untersuchungen auf „ethnische Marker“ durch?

Die USA und die Niederlande. Allerdings befindet sich die Methode auch dort noch in den Kinderschuhen. Die Niederländer haben ja im letzten Jahr eine echt „heiße“ Gesetzgebung erlassen. Danach ist die Analyse der kodierenden DNA-Bereiche, also der Gene, erlaubt, solange sie nur auf äußerlich sichtbare Merkmale untersucht werden. [...]

In Deutschland ist es bislang verboten, kodierende DNA-Abschnitte für kriminalistische Zwecke auszuwerten. Wird die Politik dem Beispiel der Niederlande folgen?

Wenn es erst einmal zuverlässig klappt, dann wird auch hier niemand etwas dagegen sagen. Auch die Bürger nicht. Es würde wahrscheinlich erlaubt werden, sobald Verbrechen passieren, die aus dem gesellschaftlichen Rahmen fallen, insbesondere Delikte gegen Kinder. Das haben wir in Belgien ja gesehen: Eine belgische Kollegin von mir hat mindestens zehn Anträge geschrieben, damit sie endlich ein DNA-Labor für codierende DNA aufmachen durfte. Immer wieder wurden diese Anträge zur Seite gelegt - dann kam der Dutroux-Fall. Da hat nachts das Ministerium angerufen und die Erlaubnis erteilt. In Deutschland wäre das sicherlich genauso.

Quelle: http://www.gen-ethisches-netzwerk.de/gid...na-analyse

Nachdem Benecke auch für das FBI arbeitet und beide Methoden kennt, sieht er die Situation m. E. ziemlich realistisch.

Martin