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Normale Version: Holland: Sinterklaas uns Zwarter Piet bald abgeschafft?
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PuK

Sinterklaas und der Zwarte Piet sind die niederländische Entsprechungen für unseren Nikolaus und seinen Knecht Ruprecht oder den Krampus. Und der Piet ist "zwart", also von schwarzer Hautfarbe.

Diese Sinterklaas-Tradition ist schon alt, so dass um den 6. Dezember jedes Jahr überall in Holland der Sinterklaas und der Zwarte Piet unterwegs sind, auch auf Umzügen, vergleichbar mit dem St.-Martins-Umzug der Kinder hier bei uns. Und die Kinder dort freut das natürlich.

Das soll jetzt bald alles ein Ende haben, finden einige. Weil das ja nicht geht, dass der Zwarte Piet schwarz ist. Andere, politisch weniger korrekte Menschen finden, dass diese Tradion nichts weiter als ein schönes, jährliches Fest für Kinder sei.

Und jetzt prügeln sie sich schon auf den Sinterklaas-Umzügen und man braucht die Polizei, um wieder Ordnung zu schaffen, schreibt die Zeit.

Was ist nur aus den liberalen Holländern geworden? Und kann es sein, dass das alles nur ein winziges Puzzlestück eines riesigen Ablenkungsmanövers ist, das die Menschen von den wirklichen Problemen abhalten soll? So lange sie sich um den Zwarten Piet prügeln, gehen sie wenigstens nicht gegen uns auf die Straße, oder so ähnlich...

bbuchsky

Hast du dich irgendwo angesteckt?

Der von Frau Roth kultivierte Empörungsnarzismus paart sich bei dir mit dem unguten Chor der bemüht Niederträchtigen und ihrem Evergreen "Das Abendland geht unter!"

Den Mechanismus hinter diesen geschürten Empörungsstaffeln solltest du schon noch erkennen wollen.

Und: Wann hast du zuletzt am Martinszug teilgenommen?

Mir war so, als hätte ich hier im Dämmer einen Essay von dir zu diesem Komplex gelesen, der die Existenz einer mit dem Alter einhergehenden völkischen Demenz postulierte. Versuchst du diese These nun zu hinterlegen?

"Der Tod des Negerkusses" - Ein Trauerspiel zum Untergang einer "Kultur". Leider hat sich Freiheit als Wert nicht zu einem Element unserer Kultur entwickelt, über eine ausbleibende Strahlkraft darf sich deshalb hier niemand wundern.

Traurig daran scheint in erster Linie zu sein, dass die Kulturpaniker selber an der verteidigten Kultur keinen bis wenig Anteil haben, und den Untergang des Abendlandes eher keifend herbeiführen, als ihn mit der aktiven Vertretung kutureller Inhalte zu verhindern.

PuK

(22.11.2016, 10:06)bbuchsky schrieb: [ -> ]Hast du dich irgendwo angesteckt?
Der von Frau Roth kultivierte Empörungsnarzismus paart sich bei dir mit dem unguten Chor der bemüht Niederträchtigen und ihrem Evergreen "Das Abendland geht unter!"
Den Mechanismus hinter diesen geschürten Empörungsstaffeln solltest du schon noch erkennen wollen.

Ja, angesteckt habe ich mich wohl auch mit so einer komischen Art von Erkältung, aber das ist nicht der Punkt.

Eines habe ich noch nicht verstanden. Wieso müssen wir jetzt in Europa Dinge wie den Zwarten Piet oder demnächst wohl den Mohren bei den Sternsingern abschaffen? Weil sie in Amerika jetzt draufgekommen sind, dass ihre Ministrel-Shows vor über 150 Jahren eklig waren?

In Augsburg gibt es ein "Hotel Drei Mohren". Sollen wir das jetzt in "Drei Möhren" umtaufen?

Serge

(22.11.2016, 11:04)PuK schrieb: [ -> ]In Augsburg gibt es ein "Hotel Drei Mohren". Sollen wir das jetzt in "Drei Möhren" umtaufen?

Oder die Kneipe "Mohrenkönig"?
Man kann auch in politischer Korrektheit untergehen.

Das führt zu interessanten und ebenso lächerlichen Phänomenen.
Das Martinsfest wird zum Lichterfest bzw. zum Laternenfest, Weihnachten zum Winterfest. In den Kitas und Kindergärten läuft das schon an. Weil die ursprünglichen Bezeichnungen eindeutig religiös zu verorten sind.
Dafür übernimmt man von den Amis mit größter Freude "Halloween", das irische Wurzeln hat und in dem sich katholische und keltische Traditionen vermischen. Das ist erlaubt. Auch weil kein Schwarzer dabei mitspielt.

bbuchsky

(22.11.2016, 11:04)PuK schrieb: [ -> ]Ja, angesteckt habe ich mich wohl auch mit so einer komischen Art von Erkältung, aber das ist nicht der Punkt.

Eines habe ich noch nicht verstanden. Wieso müssen wir jetzt in Europa Dinge wie den Zwarten Piet oder demnächst wohl den Mohren bei den Sternsingern abschaffen? Weil sie in Amerika jetzt draufgekommen sind, dass ihre Ministrel-Shows vor über 150 Jahren eklig waren?

In Augsburg gibt es ein "Hotel Drei Mohren". Sollen wir das jetzt in "Drei Möhren" umtaufen?

Dir ist sicher nicht entgangen, dass ich den Negerkuss nicht in Anführungszeichen setze, mich danach zu fragen, wieso wir auf kulturelle Elemente verzichten sollten, ist folglich der völlig falsche Weg.
Da erreicht uns jetzt die jüngst aufgeworfene Frage nach der "Leitkultur", unbestritten ist doch wohl eines der Elemente dieser "Leitkultur" die Tradition, den eigenen "Wert" in Bezug auf das Ansehen von der ebenso systematischen(Sprache...) wie willkürlichen("Rasse", Hautfarbe, Glaube...) Herabwürdigungen von Farbigen und Nicht-Christen abzuleiten. Wir haben uns schon immer erst besser fühlen können, wenn es jemand anderem schlechter ging.

Das Fehlen einer kulturellen Bewußtseins ist doch gerade der Hintergrund für die Behauptung, jemand anderes mache einem die "Kultur" oder Identität streitig. Aus der Abgrenzung, der Differenz, läßt sich zwar ein thermodynamisch interessanter Vorgang ableiten, ob das in einer kleiner werdenden Welt von Vorteil sein wird, bleibt abzuwarten. Ich fürchte aber, dass uns dieser reaktive Impuls nur zu einer Wiederholung vergangen geglaubter Konflikte zwingt. Irgendwann stehen die Leos der Saudis in Griechenland......

Also. Meinetwegen braucht hier niemand sprachliche Elemente zu verdrängen, die Reizkonfrontation bleibt die einzig taugliche Methode, dem anderen vom Irrsinn seiner Position einen Eindruck zu gewähren.

Natürlich hätte ich beim Besuch dieser Al Aksa-Moschee ein Riesenkreuz um den Hals getragen, am besten eins mit Latten-Paul. Bildnis und Kreuz.....schade, dass Scharon nicht geklont werden kann......

Dennoch gehe ich nicht soweit wie @Martin, der den Islam zum Terrorpaten erklärt.
Auch der Mechanismus ist leicht erklärt, denn wenn man sich innerhalb des eigenen Landes gegen Fremdherrschaft erwehren will, muss man die dem Fremden uneigenen Mittel nutzen, und damit wären wir bei Sprache (Negerkuss) und Glaube (Europazentrierte Großmannssucht, "Arier", Nationaldödel).
Der Vergleich zwischen einem von Amerika und GB durchgenudelten Iran mit der Entwicklung eines religiösen Fanatismus als Element des Widerstands und den völkischen Brandstiftern gegen die "Fremdherrschaft des Islam" ist allerdings hochgradig albern.

Deshalb kann ich dieses AfD-CSU-Gewäsch von der drohenden Islamisierung der Republik nicht mehr hören.
Solange Mullah Hassenichgesehn nicht im Kanzleramt sitzt und mit Steinmeier das Parlament auflöst, sehe ich keine Gefahr einer Islamisierung. Eher die einer völligen Verblödung vor lauter Islamophobie.
Kulturelles Bewußtsein sollte nicht auf der Abgrenzung zu anderen entstehen, dieses Muster der Identitätsfindung ist allzu pubertär, um für Gesellschaften geeignet zu sein, und fördert nur das Nicht-Verstehen.

_solon_

(22.11.2016, 11:04)PuK schrieb: [ -> ]....

Eines habe ich noch nicht verstanden. Wieso müssen wir jetzt in Europa Dinge wie den Zwarten Piet oder demnächst wohl den Mohren bei den Sternsingern abschaffen? Weil sie in Amerika jetzt draufgekommen sind, dass ihre Ministrel-Shows vor über 150 Jahren eklig waren?

....

M.e. müssen wir in Europa gar nichts. Und die meisten denken genau so. Was vor einigen Jahrzehnten noch richtig, richtigerweise "korrekt" war, soll jetzt plötzlich uncorrect sein.

Wer empört sich denn große wenn Begriffe wie "Mohr", "Neger" u.ä. fallen?

Höchstens moralische Instanzen wie C. Roth oder Foren-Verantwortliche die keinen Mut haben einen möglichen Pseudo-Shitstorm zu kontern.

Felidae

Nun ja, es soll Frauen geben, die wollen auch nicht mehr "Weib" genannt werden. Die Sprache wandelt sich.

PuK

(23.11.2016, 09:59)Felidae schrieb: [ -> ]Nun ja, es soll Frauen geben, die wollen auch nicht mehr "Weib" genannt werden. Die Sprache wandelt sich.

Richtig. Aber ist das eher so eine Art Evolution oder kann man die Entwicklung bewusst herbeizüchten? Das wäre doch die Frage.

Bei Weib/Frau war es wohl eher so, dass "Weib" heute keiner mehr sagt und es einen abwertenden Beigeschmack angenommen hat mit der Zeit. Früher war das aber ganz normal, ein "Eheweib" oder kurz "Weib" zu haben. Und weil das heute eigentlich keiner mehr "ernsthaft" sagt, fällt der Gebrauch von "Weib" auch umso mehr auf. Da ist es ganz normal, dass die meisten Frauen heute nicht mehr "Weib" genannt werden wollen.

Felidae

Das gleiche könnte man auf das Wort "Neger" anlegen.
War es in früheren Zeiten noch normal Neger zu sagen, so hat die Verwendung dieses Ausdruckes nun einen abwertenden Charakter bekommen. Es gibt genügend Alternativen (Schwarzer, Farbiger, Afroamerikaner etc.). Ist es nicht eher eine geistige Unbeweglichkeit, sich sprachlich darauf nicht einzulassen und sein Sprachverhalten in solchen Fällen nicht zu ändern, wenn sich diese Menschengruppe durch den Ausdruck "Neger" herabgesetzt fühlt? Wo brechen wir uns denn einen Zacken aus der Krone? Will man einfach stur seine alten Zöpfe pflegen ("Bloß nix ändern, soll alles so bleiben wie es war")?

Bezüglich Zwarter Piet finde ich, daß es schon seltsam anmutet, wenn der Bursche aus dem Schornstein kommen soll, wieso er dann dicke rote Lippen und krauses Haar haben muß. Auch eine miese Art von Klitterung. Hier wird der tumpe Mohr dargestellt, wir er zur Kolonialzeit gerne dargestellt wurde. Tradition hin oder her, eine Tradition, die schon immer diskriminierend war, muß nicht unbedingt fortgeführt werden. 
Wo ist denn hier das Problem, dem Zwarten Piet mit Ruß im Gesicht darzustellen? Wäre dann jedenfalls authentischer im Bezug auf die Erklärung mit dem Schornstein.

 

Felidae

Ach ja, und das Abendland wird nicht untergehen, wenn man dem Teil der Welt, der Jahrhunderte von Europa/Europäern unterdrückt wurde/wird, etwas Respekt zollt. Und wenn es sich auch "nur" um die Bezeichnung dieser Menschengruppe handelt.